StartseiteMagazinKolumnenOstern: Fest des Friedens

Ostern: Fest des Friedens

In einer Zeit neu entfachter Religionskriege  

Pontius Pilatus wusch seine Hände in Unschuld. Und das Volk rief: „Kreuzigt ihn“. Der Statthalter Roms hätte es in der Hand gehabt, Jesus freizusprechen. Doch die politischen Umstände liessen es nicht zu, das Gebot der Religionsfreiheit war damals weder bekannt noch eine Staatsmaxime. Jesus trug sein Kreuz auf Golgatha. Angenagelt starb er zur neunten Stunde, neben ihm zwei Verbrecher, die ebenfalls zum Tode verurteilt worden waren und ihn schmähten, während sie starben. Er liess es sich geschehen, nutzte nicht seine göttliche Kraft, um zu verhindern, was ihm geschah. Sein letzter Ruf: „Mein Gott Vater, warum hast Du mich verlassen?“

Jesus, der Wanderprediger, wurde in ein Grab getragen, von dem er an Ostern wieder auferstand, um uns zu erlösen. Gut zweitausend Jahre ist das her. Während am letzten Karfreitag über die Via Dolorosa, den Leidensweg Jesus in Jerusalem, ein Nachahmer blutverschmiert sein Kreuz bergaufwärts trug, standen tausende Palästinenser am Zaun der Israeli und begehrten Einlass auf das Land, das ihnen der Staat Israel weggenommen hat. Sie warfen Steine auf die Soldaten, die ihnen aus Distanz das Überwinden des Zaunes mit Waffengewalt verwehrten. Im Zorn versuchten junge Palästinenser, den Zaun zu überwinden, die Soldaten schossen, erschossen mindestens 11 junge Menschen und verletzten mehrere hundert Demonstranten. Die Demonstranten wollen bis im Mai bleiben, wollen die Welt via TV-Bilder tagtäglich darauf aufmerksam machen, was ihnen seit 70 Jahren angetan wird: die Vertreibung.

So wiederholt sich vor unseren Augen ein Konflikt, der tief im Religiösen gründet. Das vielgeschmähte Volk der Juden suchte nach den grauenhaften Ereignissen in Nazi-Deutschland, wo über 6 Millionen Juden von den Schergen Hitlers umgebracht wurden, endlich Schutz in einem eigenen Land: in Israel. Sie bedrängten und bedrängen damit ein Volk, das seit der Gründung des Juden-Staates ebenso in seine eigene Heimat wieder zurückkehren will. Die schon so lange angestrebte Zwei-Staaten-Lösung ist wieder in weite Ferne gerückt: Der Konflikt eskaliert. Dafür hat nicht zuletzt Donald Trump gesorgt, weil er jetzt in Jerusalem, in der Stadt, die beide, die Juden und die Palästinenser, als ihre Hauptstadt bezeichnen, die US-Botschaft eröffnen will und sich damit eindeutig hinter Israel stellt und nun zusehen kann, wie sein Portrait von den Palästinensern zornerfüllt verbrannt wird. Die Religionsfreiheit ist in weite Ferne gerückt.

Es hat aber auch bei uns fast 2000 Jahre gebraucht, bis wir lernten, mit der Religionsfreiheit umzugehen, respektive immer noch lernen müssen. Mit der Migration sind wir zunehmend damit konfrontiert. Gehört der Islam zu uns oder nicht? Im Gegensatz zu Deutschland ist die Frage bei uns noch nicht so mächtig in der politischen Auseinandersetzung angekommen, sieht man von der Initiative ab, die ein Burka-Verbot verlangt.

Die Religionsfreiheit wird heute leider erst von den modernen Demokratien praktiziert, ist in den Verfassungen garantiert. Doch sie ist immer wieder in Gefahr. Weil Fundamentalisten jeder Religion davon ausgehen, dass sie ultimativ das Alleinseligmachende vertreten; ihre religiöse Wahrheit ist absolut. Sie wollen nicht verstehen, sie verweigern sich gar dem demokratischen Konsens, dass auch die Religionsfreiheit ihre Grenzen hat. Und zwar immer dort, wo sie die Freiheit einer anderen Religion tangiert.

Jede freie Bürgerin, jeder freie Bürger darf und kann glauben, was sie oder er will, aber nur solange er niemanden wegen seines Glaubens diskriminiert oder aufgrund seiner Religion glaubt, gar bekämpfen zu müssen. Wir haben also in unserer direkten Demokratie den Glauben des anderen auszuhalten, zu ertragen. Das ist schnell hingeschrieben, doch schwerer zu handhaben, als man gemeinhin meint. Wie schwer sich unsere Vorfahren damit taten, davon zeugen die Religionskriege auch in unserem Lande. Denn jede Religion hat etwas Unumstössliches in sich. Die Katholiken Rom und die Unfehlbarkeit des Papstes, die Protestanten die Reformation und das Erbe Zwinglis, Calvins und Luthers, die Juden den Holokaust, der Islam den Koran und Mekka, der Buddhismus die asiatische Gelassenheit. Und auch keine Partei hat die Wahrheit gepachtet, keine Partei ist allein das Volk, immer nur ein Teil davon. In der Religion, wie in der Politik, braucht es also die Toleranz, einander zuzuhören, einander zu verstehen, einander zu akzeptieren. bei aller Andersartigkeit.

Ostern ist eine gute Zeit darüber nachzudenken, es auch zu tun.

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