StartseiteMagazinKolumnenFreiheit zuerst statt America first

Freiheit zuerst statt America first

Wenn ein Soldatenfriedhof ins Blickfeld rückt.

Immer wieder führt mich mein Weg in die Toskana am ‪“Florence American Cemetery and Memorial“ im Tal der Greve vorbei, knapp vor der Stadt, an der Auto-Strada zwischen Florenz und Siena gelegen. Im satten Grün präsentiert sich der Soldaten-Friedhof ausnehmend gepflegt, ungewöhnlich eindrücklich, und er löst eines aus: Nachdenklichkeit. 4400 weisse Kreuze, in Marmor gehalten, zeugen von 4400 US-amerikanischen Soldaten, die in der Toskana 1944/1945 gefallen sind, die Europa von der Nazi-Herrschaft befreit haben. Vor dem Eingang sind Kleinbusse geparkt, die wahrscheinlich Verwandte aus den USA von Florenz zum Friedhof gebracht haben. Sie sind aufgrund ihrer Kleidung leicht zuzuordnen, unmissverständlich US-AmerikanerInnen.

Sie statten einen Besuch ab,  nehmen einen Augenschein vor, sie gedenken wohl einem Verwandten, gar einem jungen Vater, der beim Vormarsch der Alliierten aus dem Süden Richtung Florenz entlang der Pesa in den Gefechten gegen die deutsche Wehrmacht sein Leben verlor. Die Annalen auf den Kreuzen sind eindrücklich. Kaum einer der Gefallenen war mehr als 25 Jahre alt.  Es sei denn, er war Offizier. Die sind aber selten.

Mir fallen Schlagzeilen der letzten Tage, der letzten Wochen ein. Donald Trump, der amerikanische Präsident, brüskierte seine Bündnispartner am Nato-Gipfeltreffen, präsentierte eine gesalzene Rechnung, legte dar, was die Europäer den USA schulden. Forderte, dass sie so schnell als möglich 2 Prozent des Bruttoinlandproduktes für die Verteidigung auszugeben, sich selber zu verteidigen haben. Vor 73 Jahren befreiten die USA Europa von den Nationalsozialisten, den Nazis, brachten ganz West-Europa Freiheit, die Grundlagen einer liberalen Verfassung, eine praktikable Demokratie, universale Menschenrechte, ein austariertes Rechtssystem.

Der durch und durch liberale Staat USA schickte dafür seine jungen Soldaten nach Europa, um mit ihrem Leben für die US-Ideale zu kämpfen. Viele verloren dabei ihr Leben. 4400 liegen bei Florenz begraben, geben Zeugnis dafür, dass ihnen die Freiheit, Demokratie, ein Rechtstaat mehr wert war als ihr Leben.

Und heute? Auf den amerikanischen Präsidenten kann sich Europa nicht mehr verlassen. Das gilt auch für die Schweiz, ob wir das wollen oder nicht.  Tröstlich: Es gibt auch ein anderes Amerika, ein Amerika, das sich erinnert: US-AmerikanerInnen, die den ‪“Florence American Cemetery and Memorial“ besuchen, dabei vor 4400 weissen Kreuzen stehen , die Zeugnis dafür ablegen, dass die USA auch anderes können als America first, nämlich Freiheit zuerst.

Spenden

Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, Sie zum Denken angeregt, gar herausgefordert hat, sind wir um Ihre Unterstützung sehr dankbar. Unsere Mitarbeiter:innen sind alle ehrenamtlich tätig.
Mit Ihrem Beitrag ermöglichen Sie uns, die Website laufend zu optimieren, Sie auf dem neusten Stand zu halten. Seniorweb dankt Ihnen herzlich.

IBAN CH15 0483 5099 1604 4100 0<

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Beliebte Artikel

Mitgliedschaften für Leser:innen

  • 20% Ermässigung auf Kurse im Lernzentrum und Online-Kurse
  • Reduzierter Preis beim Kauf einer Limmex Notfall-Uhr
  • Vorzugspreis für einen «Freedreams-Hotelgutschein»
  • Zugang zu Projekten über unsere Partner
  • Massgeschneiderte Partnerangebote
  • Buchung von Ferien im Baudenkmal, Rabatt von CHF 50 .-