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Ein Traum wurde wahr

Arktiszauber statt Liegestuhl am Strand. Der hohe Norden hat ein Faszinosum, das einem die Naturwunder auf unvergessliche Weise einimpft – und für die Gefährdungen aller Art sensiblisiert.

Als wir uns in einer Redaktionssitzung auf ein Sommermotto einigten, ahnten wir nicht, dass die Bauern aus „Sommer – Sonne – gute Laune“ im Nachhinein wohl eher „Gluthitze – Trockenheit – schlechte Laune“  gemacht hätten. Ja, es ist ungerecht, Sonne, Sand und das Meer zu loben, derweil die Landwirtschaft verzweifelt nach Regen Ausschau hält.

Davon soll in meinem kurzen Bericht allerdings jetzt nicht die Rede sein, sondern von einer Expedition in die Arktis, betitelt mit „Auf der (grossen) Suche nach Eisbären.“ Das Reiseziel war die Inselgruppe Spitzbergen, zusammengefasst unter der Bezeichnung Svalbard, was so viel heisst wie kühle Küste. Viele Tagebücher und Dokumentationen zur Eroberung des Archipels sind überliefert und Legenden ranken sich um die Helden der Arktis, welche mit abenteuerlichen, entbehrungsreichen Bedingungen zu kämpfen hatten und dem Wagemut von Getriebenen nicht widerstehen konnten. Bereits 1194 wird in norwegischen Schriften „Svalbardi fundinn“ erwähnt, und Willem Barents soll 1596 auf der Suche nach der Nordostpassage der eigentliche Entdecker der Arktis gewesen sein. Ob damit Grönland gemeint war oder Svalbard, ist aber ungewiss.

Nebelbogen über sommerlichen Packeisresten / Fotos © Fabian Auchter

In die stolzen Annalen der Eroberung sind im 19. Jahrhundert die norwegischen Pioniere Fridtjof Nansen, Roald Amundsen und der Italiener Umberto Nobile eingegangen, wovon unzählige Bücher und das sehenswerte Museum von Longyearbyen, dem Hauptort mit 2200 Einwohnern, zeugen. Leider gehören auch unrühmliche Kapitel dazu: Von der hemmungslosen Abschlachtung grosser Wal- und Walrossbestände zeugen ganze Skeletthaufen und über die Tundra massenhaft verstreute Tierknochen.

Skelettknochen aus unrühmlicher Vorzeit – so weit das Auge reicht

Die Pomoren,  Jäger- und Fischer aus dem Norden Russlands, waren ziemlich sicher die ersten, welche die Jagdgründe mit ihren Harpunen und Speeren zu Schlachtfeldern machten, bevor es die Norweger und weitere Anreiner ihnen gleich taten. In jüngster Zeit sind nun aber in rascher Folge Schutzbestimmungen erlassen worden, welche den Umwelt- und Denkmalschutz ernst nehmen und Fauna und Flora erste Priorität einräumen.  Verordnungen und Beschränkungen wollen einen verantwortungsvollen Tourismus fördern. Auch jedes Schiff wird auf Herz und Nieren geprüft und muss sich nachhaltigen Bestimmungen unterziehen, damit die Dreckschleudern der Weltmeere von der Arktis ferngehalten werden können. Man hätte zurecht ein schlechtes Gewissen, wenn dem nicht so wäre. Das Umdenken ist auch dringend nötig, denn die Klimaerwärmung hinterlässt auch in der Arktis z.T. dramatische Spuren, die Gletscher schwinden, es tropft und kullert ununterbrochen von den Eisbergen, und wir hatten selbst auf dem 83. Breitengrad nie Temperaturen unter plus 5°  Celsius.

Wie Kathedralen türmen sich die Abbruchkanten und donnern dann mit Getöse ins Eismeer

Neben dem „ewigen“ Eis sind Fauna und Flora das A und O auf Svalbard. An Artenreichtum schwingt die Vogelwelt obenauf. In den Nischen des abgebildeten Vogelfelsens brüten jährlich gut 60’000 Dickschnabellummen. Welch ein Spektakel, wenn sich die Eltern mit ihren Jungen aus luftiger Höhe in die Tiefe stürzen: überleben ist alles. Wat- und Tundravögel wie Meerstrandläufer, Stern- und Papageientaucher und die Küstenseeschwalben begegnen uns immer wieder im Wechsel der Fjorde.

Einer der berühmten Vogelfelsen, wo es in allen Fugen wimmelt und krächzt

Die Pflanzenwelt ist typisch für die hiesige Tundrenvegetation. Von den vorkommenden 130 Blütenpflanzen sind Steinbrecherarten, Fingerkraut, Silberwurz und viele Wiesenpflanzen wie Gräserarten, Löwenzahn und Wollgras die bekanntesten. Moose bilden vor allem in den Fjorden zusammenhängende Decken, die in den Senken im Landesinneren bedeutende Ausmaße erreichen. Den reichsten Bewuchs findet man entlang der sonnenbeschienen Fjorde. Die genügsamen Rentiere mit ihren stolzen Geweihen äsen in Vielzahl auf den satten Tundraweiden.

Stattliche Rentiere äsen auf den durch den Permafrost begünstigten Tundrateppichen

Der Wunsch auf Eisbären zu treffen, wenn möglich mit ihren putzigen Jungen, ist gross, aber natürlich auch gefährlich. Auf unseren Landgängen wurden immer Crewmitglieder mit Gewehren und Pistolen auf strategischen Punkten postiert. Und wir wurden zurecht immer gebeten, die Umgebung in geschlossenen Gruppen zu erkunden. Immerhin konnten wir ein paar prächtige Exemplare vom Schiff aus vor die Kamera bekommen. Mindestens einer war tot. Auf den kleinen Inseln zeigten sich die negativen Auswirkungen der Klimaerwärmung. Weil sich das Packeis im Frühjahr schneller zurück zieht und im Herbst später zurück findet, müssen die grossen Säuger viel zu lange übersommern und sind überlebensnotwendigen Nahrungsgründen entzogen. Nur starke, wohlgenährte Tiere überstehen diese Durststrecke. Das ist auch der Grund, weshalb sie sich in nördlichere Regionen zurückziehen.

Vom Packeis länger abgeschnittene Inseln gefährden das Überleben der Eisbären

Zehren werde ich noch lange von dieser faszinierenden Expedition, zu deren Erfolg auch die wissenschaftlichen Experten und Lektoren mit ihren fundierten Vorträgen an Bord beitrugen. Unsere, ach so wichtigen Probleme werden zu nichtigen Problemchen. Man fühlt sich als Besucher einerseits ganz winzig  klein, wird bescheiden und dankbar und empfindet gleichzeitig ein Gefühl der Erhabenheit angesichts der unermesslichen Naturwunder, die uns auch an unsere Verantwortung der Natur gegenüber erinnern.

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