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Immer wieder Salzburg

Die Salzburger Festspiele sind vom 20.7.-30.8.18 einmal mehr äusserst erfolgreich durch die Festspielhäuser gerauscht. Was ist eigentlich das Geheimnis dieser hochkarätigen Institution?

2020 werden die Festspiele, die dieses Jahr unter dem Motto «Werke der Passion, der Leidenschaft und Ekstase» standen, in Salzburg ihr Hundertjähriges feiern, ein Jubiläum, das Max Reinhardt 1920 mit der legendären Jedermann-Inszenierung in die Wiege legte. Ein Selbstläufer waren die Festspiele aber noch nie. Dahinter standen immer wieder verschworene Idealisten, welche auch durch politisch stürmische Zeiten die Fahne des aufgeklärten Humanismus, der erhabenen Kunst, der Solidarität und Weitsicht hoch hielten und zur Aura des Unverzichtbaren beitrugen. Ohne ein beherztes Credo geht das freilich nicht. Helga Rabl-Stadler steht auch 70-jährig als Festspielpräsidentin noch Tag für Tag dafür ein, dass die Geburtsstadt Mozarts mit ihrem Selbstverständnis weltweit ausstrahlt und die besten Orchester, Dirigenten und KünstlerInnen z.T. über Jahrzehnte an sich bindet.

Die Direktion vor dem «Salome»-Plakat: Markus Hinterhäuser (Intendant), Helga Rabl-Stadler (Festspielpräsidentin), Lukas Crepaz (Kaufm. Direktor), Florian Wiegand (Konzert und Medien) und Bettina Hering (Schauspiel, von rechts).

Es grenzt an ein Wunder, dass in 42 Tagen an 18 Spielstätten 206 Aufführungen (38 mal Oper, 58 mal Schauspiel, 89 Konzerte, 20 Kinderprogramme und eine Gala-Soiree) stattfinden konnten. Dem stehen Karten-Einnahmen von 30,3 Mio €, Subventionen von 16.8 Mio € und ansehnliche Sponsoren-Beiträge durch primär Nestlé, Audi, Siemens und Rolex gegenüber. Die Auslastung beträgt stolze 97%, was für ein Ergebnis! Wenn man bedenkt, dass das Zürcher Opernhaus allein mit 80 Mio. CHF öffentlichen Geldern, also dem Fünffachen, unterstützt wird und niveaumässig den Salzburgern selten das Wasser reichen kann, reibt man sich die Augen. In Salzburg auftreten zu dürfen, erweist sich eben auch als Referenz, was bedeutet, dass die Künstler oft zu tieferen Gagen auftreten als ihrem Renommee international entsprechen würde.

Pique Dame: Kultur des Todes und der Unterdrückung / Fotos © Monika Rittershaus

Der Griff nach den Sternen

Um die Salzburger Festspiele ranken sich viele Anekdoten und Geheimnisse. Offenkundig ist das unentwegte Bemühen, das treue (Stamm)-Publikum als verschworene Gemeinschaft mit dem Gen des Ausserordentlichen zu impfen, es willkommen zu heissen und die Gastfreundschaft bis zur Gastronomie und Hotellerie hochzuhalten. Zitat: „Ihr positives Echo, Ihre hör- und sichtbare Freude an der Herausforderung sind uns Auftrag, auch 2018 den grossen Menschheitsfragen nachzugehen. Ausgehend von Friedrich Schillers Reflexionen „über den Grund des Vergnügens an tragischen Gegenständen“ wollen wir der Bedeutung der Kunst, der Kraft der Dichtung und der Macht der Musik nachspüren.“ Das entpuppt sich vor Ort nicht als wohlfeile Floskel, sondern als Einladung, den Mut der Veranstalter zu würdigen und auch gegenüber Neuland aufgeschlossen und neugierig zu sein.

Kopflose Verzweiflung: Asmik Grigorian als Salome / Regie: Romeo Castellucci

Ich muss mich programmlich auf die letzte Festwoche beschränken. Tschaikowskis Oper „Pique Dame“ wurde zum Triumph für den Dirigenten Mariss Jansons, der, mittlerweile 75, mit seiner unaufgeregten, werkdienlichen Interpretation zurecht zu einem der Salzburger Lieblinge wurde. Der Regisseur Hans Neuenfels war ihm ein kongenialer Partner. Zu erwähnen ist auch der Zürcher Chordirektor Ernst Raffelsberger, der in den Sommerwochen regelmässig die Choreinstudierungen übernimmt. Das Resultat ist jeweils so betörend, dass man ihm für Zürich noch so gerne eine ähnliche Qualität an Choristen wünschen würde.

Der andere unverzichtbare Liebling ist Franz Welser-Möst, einst GMD (Generalmusikdirektor) unter Pereira an der Limmatstadt. Sein Dirigat der „Salome“ von Richard Strauss ging unter die Haut und löste helle Begeisterung aus. Die litauische Sopranistin Asmik Grigorian war dabei  d i e  Entdeckung in der Titelrolle.

Besonders reizvoll war die Wiederbegegnung mit „Poppea“ unter William Christie, dem Meisterwerk Monteverdis, das ja in der Zürcher Neuinszenierung kürzlich höchste Lobeshymnen einheimste. Hier sorgten Sonya Yoncheva (Poppea) und Kate Lindsey (Nerone) für traumwandlerisch entrückte Momente.

Placido Domingo, Javier Camarena und Riccardo Minasi in Bizets «Perlenfischern» (v.l.)

Dass Placido Domingo, inzwischen ins Baritonfach gewechselt, auch mit 77 Jahren noch eine unwiderstehliche Aura ausstrahlt, zeigte die konzertante Wiedergabe von Bizets Oper „Die Perlenfischer“ mit seinem tenoralen Partner Javier Camarena: Man war trunken von Musik!

Hin und wieder gehört auch ein Absturz zu Salzburg. Aber dass es ausgerechnet Mozarts „Zauberflöte“ sein musste, welche die Regie von Lydia Steier in ein mit Stahlgerüsten vollgepumptes Zirkusambiente versetzte, musste schon erstaunen. Matthias Goerne (ein Bariton) wurde als Sarastro in die Basslage gezwungen und schien als Zampano ähnlich unglücklich wie wir als Zuhörer. Dafür kam unser Eigengewächs Mauro Peter als Tamino mit Christiane Karg als irisierend funkelnde Pamina zum Handkuss. Den Kopf schütteln musste man leider über die willkürlichen Tempi und eine wenig inspirierte Stabführung durch Constantinos Carydis.

Den absoluten Höhepunkt bildete das Konzert der Berliner Philharmoniker unter ihrem neuen Chef Kirill Petrenko. Waren schon die Tondichtungen „Don Juan“ und „Tod und Verklärung“ von Richard Strauss an traumhafter Übereinstimmung und erlesenen Klangfarben kaum zu überbieten, geriet Beethovens 7. Symphonie zu einer elektrisierenden und absolut perfekten Wiedergabe, als ob man dem Werk zum ersten Mal begegnete. Welche Begeisterung, auch auf den Gesichtern der Musiker, die sich Zeit liessen, den richtigen Nachfolger für Simon Rattle zu küren.

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