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Teure Tankstellenshops? Ha, ha!

Satirische Gedankensplitter: Es darf geschmunzelt werden!

In fernen Zeiten – erinnern Sie sich? – waren die Öffnungszeiten der Läden nicht bloss streng definiert, sondern auch einigermassen eingeschränkt. Mittwochnachmittags waren die Geschäfte geschlossen, ehe es später der Montag(vormittag) wurde, damit das Personal zu seiner verdienten Freizeit kam.

Das ist lang her, und heute ist der Ladenschluss bei Grossdetaillisten um 20 oder 21 Uhr der Normalfall. Daran sind nicht zuletzt die wie Pilze aus dem Boden geschossenen Tankstellenshops «schuld», welche auf die Bedürfnisse der 24-Stunden-Gesellschaft eingingen und der etablierten Konkurrenz das Wasser abzugraben drohten. Dass dabei die Öffnungszeiten und das Sortiment dieser Shops ins Visier der aufmerksam wachenden Gewerkschaften und anderer Moral- und Ordnungshüter gerieten, liegt auf der Hand.

Item. Unlängst stand ich eines schönen Sonntagmittags in der Küche und probierte ein neues Rezept aus – ob à la Betty Bossi oder gemäss Kochbuch der Zürcher Landfrauenküche weiss ich nicht mehr so genau. Jedenfalls verlangte die kulinarische Köstlichkeit ultimativ nach einer Peperoni. Und diese fehlte ganz eindeutig im Gemüsefach! Da erinnerte ich mich – Sie ahnen es wohl – des Tankstellenshops ein paar Strassen weiter. Gedacht – getan. Bald stand ich im hellen, blitzblanken Lokal vor der Gemüseauswahl – mit einem umfangreichen Angebot an Peperonis.

Gelb, grün, rot – ich entschied mich für ein prächtiges rotes Exemplar, legte es auf die Waage, drückte brav die Nummer 10 – und es passierte nichts. «Fehler» meldete das Display, worauf ich mich an die freundliche Verkäuferin wandte. Diese hatte den Grund des Malheurs bald identifiziert: Die Rolle mit den Preis-Kleb-Etiketten war leer. «Das haben wir sofort!», hörte ich, ein Griff in die Schublade vorn, in die Schublade auf der Seite – nichts. Der Frage an ihre Mitarbeiterin, wo denn die Ersatzrollen seien, folgte ein Gang in die Vorratsräume. Ein Telefonanruf an eine Kollegin («entschuldige, dass ich dich zu Haus störe!») fruchtete nichts, denn mit leeren Händen kehrte die unterdessen nicht mehr ganz so freundliche Verkaufsfachkraft – angesichts der Kundenschlange an der Kasse verständlich – zurück und schlug dem geduldig mit seiner roten Peperoni in der Hand wartenden Senior vor, das Gemüsestück könnte (von höher Macht bestimmt halt ungewogen) so für 50 Rappen über den Ladentisch gehen. Ein zweiter Telefonanruf, offensichtlich bei einer weiteren Kollegin daheim, hatte zuvor kein Ergebnis gebracht. Ich klaubte, weil mir gerade noch zwei Fünfräppler in die Finger gerieten, 60 Rappen zusammen, legte sie auf die Theke und kehrte mit meinem Einkauf heim.

Worauf mich natürlich der Hafer stach und ich die Dimension des ungewöhnlichen Deals genauer unter die Lupe nahm. Auf der ganz exakten Briefwaage wog meine Peperoni 253 Gramm, und meine Augen begannen zu leuchten: Beim Kilopreis von 6 Franken war das ein Schnäppchen, hätte ich doch bei funktionierender Waage Fr. 1.50 bezahlen müssen!

Beim Geniessen der ganz passablen scharfen Sauce (wozu halt eine Peperoni zwingend nötig war), wurde mir zweierlei bewusst: Die auch sonntags geöffneten Tankstellenshops sind 1. enorm praktisch und 2. überhaupt nicht derart überteuert, wie es immer heisst – vorausgesetzt, man erwischt den richtigen Zeitpunkt mit leerer Papierrolle in der Gemüsewaage…

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