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Liebe, Krieg und Emotionen

Wie ein Feuerwerk zum Jahresende: Die Retrospektive zu Oskar Kokoschka im Kunsthaus Zürich zeigt so viel Leben, so viel Farbe – und so viel Schmerz.

Prag, Wien, Dresden, Paris, London, die USA und zuletzt Villeneuve in der Schweiz sind nur die wichtigsten Stationen im  Leben des expressionistischen Künstlers Oskar Kokoschka. Er war ein Reisender, ein ewiger Migrant, teils politisch, teils beruflich oder durch die Liebe bedingt.

Wer vor seinen Bildern steht – im Kunsthaus sind rund 90 Gemälde, nebst über hundert Zeichnungen und Archivarien zu sehen – der spürt in ihrem fiebrigen Duktus noch mehr: Da stand ein Getriebener, ein Vertriebener auch, an der Staffelei, ein unermüdlich gegen innere und äussere Widerstände anmalender Künstler.

Maler und auch Schriftsteller

Oskar Kokoschka, 1886 in Prag geboren und in Wien aufgewachsen, wird zwar zu den Wiener Secessionisten gezählt, suchte aber seinen eigenen Weg, beeinflusst auch von Van Gogh. In Berlin schrieb er als Opernlibrettist das Drama «Mörder, Hoffnung der Frauen», fertigte dazu auch Federzeichnungen an und entfachte bei der Uraufführung der von Paul Hindemith vertonten Oper einen veritablen Theaterskandal. Daneben profilierte er sich als Porträtmaler.

Oskar Kokoschka: Liebespaar mit Katze (1917). (Kunsthaus Zürich)

1911 traf er auf Alma Mahler, Witwe des Komponisten Gustav Mahler. Es muss eine intensive, leidenschaftliche und letzlich unglückliche Liebe gewesen sein, nicht zuletzt weil Alma weder bindungswillig noch besonders treu war. Alma war es auch, die Kokoschka 1915 an die Kriegsfront trieb. Weil sie Walter Gropius heiratete. Mit einem Schuss in die Schläfe und einem Stich in die Lunge wird Kokoschka im Krieg lebensgefährlich verwundet.

Eine komplizierte Beziehung

Aber Liebe verleiht der Kunst auch Flügel. Davon zeugen einige intensive Bilder in der Ausstellung. Das Doppelbildnis Kokoschka und Alma Mahler zum Beispiel, das sich mit seinem ursprünglichen Titel «Tristan und Isolde» auf die komplizierte Liebe der Beiden bezog.

In der Ausstellung erstmals in der Schweiz zu sehen ist das vier Meter lange in al Secco-Technik gemalte Fries, ein Wandbild, das der Künstler 1913 über dem Kamin in Mahlers Haus malte und das ebenfalls das Liebespaar und seine leidenschaftliche Beziehung zueinander thematisiert. Das Bild war viele Jahre vergessen, genauer, unter Tapeten und Farbschichten verschwunden, bis es 1989 bei Renovierungsarbeiten wiederentdeckt, behutsam freigelegt wurde und von der Wand abgelöst werden konnte. Und jetzt ein Glanzstück in der Zürcher Werkschau ist.

Ein Leben in neun Kapiteln

Die Kuratorin Cathérine Hug in Zusammenarbeit mit Heike Eipeldauer, Sammlungsleiterin des Wiener Leopold Museums, zeichnet Kokoschkas Lebenswerk in neun Kapiteln nach. Sie verwandelt dazu den Bührlesaal in eine verwinkelte, verschachtelte Ausstellungslandschaft, gibt sozusagen jeder Phase von Kokoschkas Schaffen eine eigene kleine Heimat – ihm, dem Heimatlosen, dem Rastlosen, der erst in der Schweiz im Alter sesshaft wurde, wo er 1980 auch starb.

Das Triptychon «Die Prometheus Saga (1950) ist ein insgesamt acht Meter langes Bilderwerk. (Fondation Oskar Kokoschka/Kunsthaus Zürich)

Eindrücklich an dieser Retrospektive ist die Zeitspanne: Von Kokoschkas Lehrjahren in Wien bis zum Schaffen in seinen letzten Jahren sind Arbeiten versammelt. Darunter die beiden monumentale Triptychone «Thermopylae» (1954)  und «Die Prometheus Saga» aus dem Jahr 1950. Dieser rund acht Meter lange Bildzyklus zeigt nicht nur Kokoschkas immense expressionistische Ausdruckskraft, sondern mit der gestischen Artikulation seines Pinselstrichs auch, dass hier einer zwar figürlich malt, aber auch in die Zukunft weist, den Weg für die Kunst der frühen 80er-Jahre ebnet.

Selten bis nie gezeigte Bilder

Die Oskar Kokoschka Retrospektive im Zürcher Kunsthaus – nach 1947 und 1980 die dritte Werkschau des Künstlers im Haus – setzt sich nebst einem Dutzend hauseigener Werke und Leihgaben aus etlichen Museen auch aus selten bis nie gezeigten Bildern aus Privatbesitz zusammen.

Darunter auch einem echten Kuriosum: 1918 liess sich Kokoschka bei der Puppenmacherin Hermine Moos eine «naturgetreue» Nachbildung seiner verflossenen Liebe Alma Mahler anfertigen. Mit detaillierten Anweisungen: «Bitte machen Sie es dem Tastgefühl möglich, sich an den Stellen zu erfreuen, wo die Fett- und Muskelschichten plötzlich einer sehnigen Hautdecke weichen», schrieb er, der auch genaue Anweisungen zur Ausgestaltung der Brüste gab. Die Puppe, eher ein Monstrum denn eine Vorgängerin der «Gummisusi», wurde nach einem kurzen Gastspiel als Kokoschkas Gesellschafterin auf dem Müll entsorgt. Sie wurde 2007 vom Künstler Denis Savary rekonstruiert und höckelt nun in einer Ecke der Ausstellung.

Die Oskar Kokoschka Retrospektive im Kunsthaus Zürich dauert bis zum 10. März 2019 und wird von einem breiten Rahmenprogramm begleitet. Nähere Infos unterwww.kunsthaus.ch.

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