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Schweigen und Stille

Alexandre Calame (1810-1864) Le Mont-Rose, 1843. Huile sur toile 110 x 149 cm. Inv. 1996-0038. © Musée d’art et d’histoire de Genève, Bild N. Sabato.

Eine reichhaltige Sommerausstellung im Genfer Musée Rath lotet die Vielfalt der Stille in der Kunst aus.

Besonders vielseitig und in mancher Hinsicht einmalig ist die Zusammenstellung von Werken verschiedener Epochen, vielseitiger Stilrichtungen und zahlreicher Künstler, die bis Ende Oktober im Genfer Musée Rath zu sehen ist. Das Thema ist sowohl im deutschen wie im französischen Ausstellungs-Titel formuliert: «Schweigen und Stille» – «Silences». Diese sprachliche Einfachheit sollte nicht über die vielschichtigen Verknüpfungen und die Komplexität des Themas hinwegtäuschen.

Den Rundgang von Abschnitt zu Abschnitt begleitet die Erinnerung an einen Satz von St. Exupéry: «Stille des Menschen, der sich aufstützt und nachdenkt, der fortan ohne Aufwand empfängt und dem Gehalt seiner Gedanken eine Form gibt» (Aus Citadelle, deutsch in Auszügen u.a. im Bändchen Die Botschaft der Wüste des Verlags Die Arche, Zürich, o. J.)

Denkbar, dass die verschiedenen Maler der verschiedenen Stile und Epochen gerade in solcher Stille die Inhalte und Formen ihrer Werke gefunden haben. Lada Umstätter, die Kuratorin, hat augenscheinlich mit ähnlichem Bemühen um den Gehalt und die themabezogene Aussage des Ganzen die Konzeption erarbeitet und verwirklicht. Alles beeindruckt und überzeugt: Die einzelnen Kunstwerke als solche, ihre spannende Gegenüberstellung in den Ausstellungsräumen und die grosse Klammer der gesamten Ausstellung – eben als «Hymne an die Stille» im Sinne des feinsinnigen französischen Dichters. (a.a.O.)

Frédéric Clot (1973): Lisière et cabane, 2010. Crayon de graphite sur papier 1100×1800 mm. Inv. D 2011-0027. © Cabinet d’arts graphique du MAH, Genève.

Das Thema der Ausstellung beabsichtigt nicht, den Begriff «stumme Dichtung», mit dem die Malerei in der Antike bezeichnet wurde, zu belegen oder gar zu illustrieren. Schon seit langen Jahren und mit vielfältigen Entwicklungen und Varianten der Stile wirkt die bildende Kunst zuzeiten schreiend, fordernd, lärmig – alles andere als stumm. Und Stille hat gar nichts, Schweigen nur teilweise mit Stummsein zu tun. So trägt den auch das erste Segment der Schau das Motto «vom Lärm zur Stille». Es zeigt unter anderem Jagdhunde, die über ein Wildschwein herfallen (Johannes Fijt, 1611-1661, Chasse au sanglier), eine Gesangsgruppe, eine Seeschlacht, andererseits auch eine Frau, die sich das Reden versagt.

Albrecht Dürer (1471-1528), Melancholie, 1514. © Cabinet d’arts graphiques du MAH, Genève. Bild A. Longchamp.

Insgesamt zehn solche thematischen Abschnitte enthält die Schau. Darunter selbstverständlich das «Stille Leben» (nicht von ungefähr französisch «nature morte» geheissen), «Ungesagtes», «Sakrale Stille» (mit Elementen der Kontemplation und Meditation), «Eitelkeit», «Melancholie» (Albrecht Dürer und Felix Valloton), «Poesie der Stille», «Stille Landschaften» (von Calame, Mont-Rose bis Frédéric Clot, Lisière et Cabane) «Räume der Stille» (Simon Edmondson, Palace, 2015) und schliesslich «Partituren der Stille» (Adolphe Appia, 1862-1928, Décor pour Iphigénie en Aulide de Gluck, 1926)

Den Weg durch die Ausstellung begleitet ein handlicher Führer in französischer Sprache, der einzelne Werke kommentiert und die Bedeutung, die gestalterische Absicht der Sektoren auch, kurz und verständlich kommentiert. Trotz der lediglich 67 A5-Seiten entnimmt man dem schmalen Bändchen eine Fülle von Anregungen beim Schauen und auch beim Verarbeiten der Thematik und ihrer zahlreichen künstlerischen Verknüpfungen. Die Ausstellung sozusagen mit nach Hause nehmen kann man mit dem grossformatigen Katalog von 207 Seiten Umfang. Einige Abschnitte davon sind schon im Führer aufgeführt. Darüber hinaus bietet das umsichtig konzipierte, mit gründlicher wissenschaftlicher Akribie von zahlreichen namhaften Fachleuten realisierte Werk eine Fundgrube sowohl für wissenschaftliche Studien als auch für eine mehr alltägliche Vertiefung des lebendig und eindrücklich verwirklichten Ausstellungsthemas.

Simon Edmondson (1955), Palace, 2016. Öl auf Leinwand, 157 x x181 cm © Ditesheim & Maffei Fine Art, Neuenburg. Foto Simon Edmondson, Madrid.

Auch für diese Publikationen zeichnet Lada Umstätter, die Chefkonservatorin der Musées d’art et d’histoire verantwortlich. Zusammen mit weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist ihr mit SILENCES wahrlich ein beglückendes und anregendes Gesamtkunstwerk gelungen. Nicht unbeteiligt daran war die Bereitschaft vieler institutioneller und privater Leihgeber; sie sind in den Publikationen aufgeführt. Sie halfen mit, dass man Bilder zu sehen bekommt, die man noch nie gesehen hat und nie wieder sehen wird.

Alexandre Calame (1810-1864) Le Mont-Rose, 1843. Huile sur toile 110 x 149 cm. Inv. 1996-0038. © Musée d’art et d’histoire de Genève, Bild N. Sabato. 

Im Musée Rath, Genf, bis 27. Oktober 2019

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