Wunder gibt es immer wieder. Dazu zählt auch das „Musikfestival Bündner Barock“, das diesen Sommer zum zweiten Mal stattfindet und für 2020 in Umrissen bereits aufgegleist ist. Was 2018 von einigen verschworenen Initiantinnen aus der Taufe gehoben wurde, ist ein musikalisches Juwel der besonderen Art.
Die Idee war, in den Kantonen Graubünden und Uri während der Sommermonate Juli/August für jüngere, arrivierte Musizierende ein Barockmusikfestival auf die Beine zu stellen. Und zwar nicht irgendwo und nicht zentral, sondern in prächtigen Barockkirchen, Schlössern und erlesenen Patrizier-Häusern, in verwunschenen (romanischen) Kirchlein und an Orten, wo die kammermusikalische Intimität auch in Kleinstbesetzungen zum Tragen kommt.
Dem Verein Bündner Barock steht als künstlerische Leiterin die Cembalistin, Organistin und Dirigentin des Vocalconsorts München, Johanna Soller, vor. Die Geschäftsstelle befindet sich im schmucken Unterengadiner Dorf Guarda, allen Liebhabern des Schellenursli ein Begriff.
Guarda im Unterengadin, die Wiege des Musikfestivals Bündner Barock
Die 15 Konzerte umfassende diesjährige Tour erstreckt sich über mehr als 300 km und spricht Feriengäste und Musikliebhaber (und -innen !) gerade dort an, wo sich noch nicht alljährlich die Künstlerprominenz in Samt und Seide feiern lässt (wie in Gstaad oder Verbier z.B.). Ergänzt werden die Kammerkonzerte auch durch einen Meisterkurs, welcher diesjährig von der renommierten Barockcellistin Kristina von der Goltz in Guarda erteilt wird.
Was in Andermatt in der Barockkirche St. Peter und Paul Ende Juli mit dem Ensemble „Der musikalische Garten“ mit italienischen Souvenirs seinen Anfang nahm, wird am 10. August im Weingut Davaz in Fläsch (Region Landquart) in der hochkarätigen Besetzung mit Kristin von der Goltz, Barockcello, Johanna Soller, Cembalo, und Saskia Fikentscher, Barockoboe, und einer musikalischen Reise durch das hochbarocke Italien seinen Abschluss finden.
Ich hatte das Glück, im romanisch schlichten Kirchlein von Giarsun (unterhalb von Guarda) den beiden virtuos Musizierenden, der Blockflötistin Sophia Schambeck und dem Lautenisten Jacopo Sabina, zu lauschen. Neben einem Concerto von J. S. Bach durfte man auch weniger bekannten Trouvaillen von Machaut, Cima, Dowland, Falconieri und Eccles begegnen. Die in der Regel von 18 bis 19 Uhr dauernden Konzerte schliessen überall mit einem Apéro riche ab, was Gelegenheit gibt, sich auch mit den Künstlern auszutauschen und seine Fachsimpeleien und die Begeisterung loszuwerden.
Das romanische Kirchlein in Giarsun bei Guarda: zauberhafte Atmosphäre mit himmlischer Musik
Die dritte Durchführung findet 2020 vom 31. Juli bis 14. August statt und startet diesmal auf Burg Gutenberg im liechtensteinischen Balzers. Austragungsorte sind ferner die Bündner Herrschaft, Guarda, Scuol, Lavin, die Regionen Klosters, Zernez, Lenzerheide, Flims, aber auch Altdorf und Andermatt und die Architekturperle Chesa Merleda in La Punt Chamues-ch. Den krönenden Abschluss bildet dann am 14. August die Wiedergabe von Bachs h-moll-Messe in der renovierten Klosterkirche Disentis. Die Ausführenden sind noch nicht definitiv bekannt, sie können aber im Laufe des Jahres auf www.buendnerbarock.ch eruiert werden.