StartseiteMagazinGesellschaftMehr Eigenverantwortung unerlässlich

Mehr Eigenverantwortung unerlässlich

«Wir müssen aufhören, die Medizin für morgen mit den Instrumenten von gestern zu lösen». Der bekannte Gesundheitsökonom Willy Oggier plädierte an der 15. Zürcher Alterskonferenz des Zürcher Senioren- und Rentner-Verbandes ZRV zum Thema «Können wir uns die Gesundheit noch leisten?» für innovative Reformen in unserem Gesundheitswesen.

Dass die Krankenkassenprämien weiter ansteigen werden «ist so sicher wie Weihnachten im Dezember». Mit diesen Worten begrüsste die neue ZRV-Präsidentin Cäcilia Hänni die rund 300 Besucherinnen und Besucher der Alterskonferenz im Zürcher Volkshaus und fragte: «Wollen wir das ändern?» Die Herausforderungen, vor denen unser Gesundheitssystem steht, sind längst bekannt. Innovative Reformen sind gefragt. Vier namhafte Referenten (Willy Oggier, Reto Dahinden, Stefan Meierhans, Susanne Hochuli) standen Red und Antwort, wie wir unsere hochwertige Versorgung für eine älter werdende Gesellschaft finanziell sichern können.

Mehr Flexibilität in allen Bereichen

Den Anfang machte der Gesundheitsökonom Willy Oggier, der in seinem Vortrag zum Thema «Weniger von Gleichem und mehr von Neuem. Einige kritische Gedanken zum Ist-Zustand» nicht mit Kritik an der heutigen Gesundheitspolitik geizte und für neue Ansätze in unserem Gesundheitssystem warb. Namentlich forderte er, dass das historisch gewachsene System der Vorsorgeleistung und -finanzierung hinterfragt werden muss, so beispielweise jenes von Krankheit, Unfall und Invalidität. Mehr Flexibilität in allen Bereichen sei gefragt, um den veränderten Ansprüchen zu genügen.

Mehr Flexibilität gefragt (v.l.): Stefan Meierhans, Willy Oggier, Anton Schaller, Susanne Hochuli, Reto Dahinden. 

Konkret plädierte Oggier unter anderem für Notfall-Strukturen in ländlichen Gebieten, für teilstationäre Leistungen in der Psychiatrie und Rehabilitation, für eine stärkere Digitalisierung der Versorgung («Betreuung fängt beim Smartphone an»), für eine bessere Ausbildung bei komplexen Leistungen. Die Politik müsse weg vom Hausarztmodell und Einzelpraxen, dafür mehr die Eigenverantwortung und unterschiedliche Versorgungsformen fördern, denn diese würden den unterschiedlichen Optionen besser gerecht als ein zentral gesteuertes Gesundheitssystem.

Mehr Eigenverantwortung und Gesundheitskompetenz

Reto Dahinden, CEO Swica, sprach zum Thema «Eigenverantwortung – Königsweg für eine finanzierbare Gesundheit». Die Krankenversicherung Swica sieht sich als Pionierin in Sachen Gesundheitsförderung und Prävention und fördert mit verschiedenen Massnahmen die Gesundheitskompetenz. Dahinden wies auf die Komplexität der Finanzierung hin, bei der zahlreiche «Zauberlehrlinge» mitreden, und auf die Notwendigkeit, mehr Mittel für die Alterspflege freizumachen. Sodann warb er für mehr Eigenverantwortung und schlanke Strukturen, um die Gesundheitskosten und damit die Prämien im Griff zu behalten.

ZRV-Präsidentin Cäcilia Hänni begrüsst die zahlreich erschienenen Besucherinnen und Besucher. (Fotos: Lyle Peterer, Video: Ruedi Stutz)

Der eidgenössische Preisüberwacher Stefan Meierhans wählte das Thema «Zwei Baustellen im Reformstau: Pflege und Prämien. Ein Diagnoseversuch mit Therapievorschlag». Im Pflegebereich gilt die grösste Sorge der Restfinanzierung, die in den Kantonen unterschiedlich geregelt ist. Nach Meierhans ist es unumgänglich, dass hier schweizweit klare, einheitliche Richtlinien geschaffen und dass die Löhne des Pflegepersonals angepasst werden müssen. Im Prämienbereich forderte er mehr Wettbewerb sowie die Aufhebung des Territorialprinzips. Sorge bereitet ihm die schwindende Solidarität der Gesunden mit den Kranken, der Jungen mit den Alten.

Gesundheitspolitik ist Machtpolitik

Susanne Hochuli, Präsidentin Stiftung SPO Patientenschutz, referierte zum Thema «Wir zahlen. Für was bestimmen andere!». Gesundheitspolitik ist auch Machtpolitik. Interessierte Kreise im Gesundheitsmarkt verfügen über eine starke Stimme. Sie bestimmen weitgehend, wo und wie die Gelder eingesetzt werden. Das möchte Hochuli ändern, indem die Patienten- und Gesundheitskompetenz erhöht werden, um unter anderem unnötige Operationen und Behandlungen zu verhindern. Dazu erforderlich sei, dass die Eigenverantwortung und das Wissen gestärkt werden. Sie forderte die Besucherinnen und Besucher auf: «Werden wir aktiv, ohne Widerstand, ohne Wissen ändert sich nichts. Aber etwas bewegen ist sehr anstrengend.»

Mehr Daten – bessere Therapien

In der anschliessenden Podiumsdiskussion unter der Leitung von Anton Schaller stiess die Frage nach einer Einheitskasse auf wenig Begeisterung, nachdem das Volk diese schon mehrfach abgelehnt hatte. Wie steht es mit dem Datenschutz? Hier zeigte man sich offener. So meinte Meierhans: «Mehr Daten ermöglichen bessere Therapien» und warb für mehr Information und Aufklärung über den Nutzen der Datensammlung und des Datentransfers im Gesundheitswesen.

Umrahmt wurde die Veranstaltung mit einem Auftritt der Zürcher Tanzgruppe Dritter Frühling. Gut gelaunt und clownesk verkleidet bot sie zur Erheiterung des Publikums einige burleske Tanzschwünge nicht ohne Aufforderung, neue Mitglieder in der Tanzgruppe seien stets willkommen.

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