StartseiteMagazinGesundheitZu wenig Druck auf der Tränendrüse

Zu wenig Druck auf der Tränendrüse

«Dry January» heisst ein Trend, der auch bei uns langsam zum Begriff wird. Der «trockene Januar» bezieht sich allerdings auf den Alkoholkonsum nach den Feiertagen und nicht auf die Augen. In der Augenheilkunde sind trockene Augen ein ganzjähriges Leiden. Und ein unangenehmes dazu.

Wenn die Augen brennen, die Lidränder jucken, jedes Blinzeln sich anfühlt, als lägen Sandkörnchen unter den Augendeckeln, dann ist die Diagnose schnell gestellt: trockene Augen. Es ist keine Krankheit im eigentlichen Sinne, eher ein lästiges Leiden. Es kann aber Symptom sein für rheumatische oder auf die Schilddrüse bezogene Erkrankungen sowie Diabetes mellitus. Und unbehandelt können trockene Augen zu Bindehautentzündungen führen und zu, so paradox das klingen mag, ständig tränenden Augen.

Auch die von vielen, gerade älteren Personen beklagte Lichtempfindlichkeit, bei Sonnenlicht, aber auch nachts im Strassenverkehr, hat mit der zu trockenen Hornhaut zu tun. Rund ein Drittel der Bevölkerung soll laut einer Studie unter dem Umstand leiden, dass entweder zu wenig Tränenflüssigkeit gebildet wird oder der Tränenfilm zu schnell trocknet. Oder beides zusammen. Im Alter verstärkt sich das Problem noch, weil generell weniger Tränenflüssigkeit produziert wird.

Eine komplexe Emulsion

Wobei diese Flüssigkeit viel mehr ist als nur etwas salziges Wasser. Ein Tränenfilm besteht aus drei Schichten: Eine schleimhaltige Flüssigkeit liegt direkt auf der Oberfläche der Augen und deckt kleine Unebenheiten der Hornhaut ab. Sie sorgt dafür, dass der eigentliche Tränenfilm haften bleibt. Diese zweite, wässerige Schicht versorgt die Hornhaut mit Nährstoffen, Enzymen, Sauerstoff und schützenden und heilenden Substanzen. Darüber gelegt ist dann noch eine dünne Lipidschicht, die fetthaltig ist, das Verdunsten verzögert und die Gleitfähigkeit erhöht. Rund 700 Substanzen sind laut des Zürcher Augenarztzentrums in diesem insgesamt nur zehn Mikrometern dünnen Tränenfilm enthalten. Sie schützen unsere Augen, erhalten sie gesund ud können sogar heilend wirken.

Augentropfen sollten so appliziert werden, dass die Augen nicht in Kontakt mit dem Fläschchen kommen.

«Schau mich an, ohne zu blinzeln!» ist ein Spiel, das kleine Kinder gerne spielen. Und so bereits merken, dass der Lidschlag – oder dessen Unterdrückung – nicht kontrollierbar ist. Mit jedem Augenzwinkern wird der Tränenfilm wieder neu und gleichmässig über die Augen verteilt. Es gibt allerdings äussere Faktoren, die dazu führen, dass diese Substanz duchlässig wird oder reisst und die Hornhaut und Bindehaut als Folge davon austrocknen.

Wenn es kratzt oder sticht

Das sind dann die gereizten Augen, spürbar nach längerer Arbeit am Bildschirm, aber auch in trockener Heizungsluft, nach Entzündungen oder als Folge gewisser Medikamente. Manchmal tritt auch ein unangenehmes Druckgefühl auf. Das hat allerdings nichts mit dem zu Recht gefürchteten hohen Augeninnendruck zu tun. Diese Krankheiut, ein Symptom des Grünen Stars oder Glaukoms, wird nicht als Druckgefühl wahrgenommen. Aber das Auge wird schlecht durchblutet und ist deshalb potenziell gefährdet.

Trockene Augen fühlen sich aber tatsächlich trocken an. Ein unangenehmes Kratzen, Stechen oder das Gefühl, Sandkörnchen oder andere Fremdkörper seien in die Augen geraten, zwingen dazu, die Augen zu schliessen oder, eher suboptimal, sie energisch zu reiben. Was dann zu Entzündungen führen kann. Augentropfen oder -Gels bringen da schnell Erleichterung. Sie heissen auch «künstliche Tränen», weil sie die Augen nicht nur befeuchten, sondern auch die Viskosität des Tränenfilms beeinflussen Das heisst, sie lassen diesen etwas zähflüssiger und damit widerstandsfähiger werden.

Hausmittel oder Liebesfilme

Es gibt auch Produkte, die Vitamine oder Pflanzenextrakte enthalten. Vielen Augentropfen sind Konservierungsstoffe beigemischt. Was sinnvoll ist, denn Keime sollten nicht mit Tränenflüssigkeit in Kontakt kommen. Wer allerdings allergisch darauf reagiert, sollte besser zu einzeln verpackten Einmaldosen wechseln.

Augentropfen sind «künstliche Tränen» und helfen, regelmässig angewendet, Augenreizungen zu vermindern. (Alle Bilder Pixabay)

Natürlich gibt es auch Hausmittel gegen gereizte Augen: Schwarz- oder Kamillenteebeutel auf die Augen, ein Augenbad mit einem Aufguss aus Augentrost oder Wilder Malve und andere. Wenns hilft, ist ja gut. Allzu lange sollte man aber nicht selber «rumdoktern». Da empfiehlt sich eher ein Gang in die Apotheke.

Auch die Ernährung kann eine Rolle spielen: Reich an Vitamin A und Omega-Fettsäuren sollte sie sein. Das heisst, öfters mal Fisch essen. Dazu sollte geügend Wasser oder Tee getrunken werden – das sind um die zwei Liter pro Tag für gesunde Personen. Ob es hingegen reicht, sich regelmässig einen schmalzigen Liebesfilm zu Gemüte zu führen und dabei ausgiebig zu weinen, wurde bisher nicht erforscht. Kann man ja mal ausprobieren.

Und wann sollte man wegen trockener Augen zum Arzt gehen? Ganz sicher, wenn Augenentzündungen nicht abheilen wollen. Aber auch, wenn entzündete Augenlider dazu kommen und die Augen nicht mehr auf Augentropfen aus der Apotheke ansprechen. Und wenn man ganz allgemein das Gefühl hat, dass die Reizungen stärker, schmerzhafter und unangenehmer werden. Denn die Augen brauchen jetzt wirklich keinen «Dry January».

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1 Kommentar

  1. Guten Tag Frau Reichlin
    Mit Interesse habe ich Ihren Artikel zum trockenen Auge gelesen. Leider ist wenig bekannt, dass nicht nur die Tränen das Auge feucht halten, sondern die Maibomschen Drüsen, welche mit ihrer Talgproduktion die feine Fettschicht über das Auge legen und dafür sorgen, dass die Tränenflüssigkeit ihre Wirkung erzielen kann.
    Die Funktion dieser Drüsen kann bei mangelnder Funktion unterstützt werden mit Hilfe von warmfeuchten Auflagen, vergleichen sie den Text im Link. Diese Behandlung mit Wärme und Wasser ist kostengünstig aber wirksam bei vielen trockenen Augen, falls keine Erkrankung vorliegt. Leider wird in den Medien und auch in Fachkreisen wenig über die Maibom Drüsen berichtet.
    Mit freundlichen Grüssen
    Rita Stocker
    http://www.aivimed.de/patienten/trockenes-auge-2/meibom-druesen-dysfunktion/

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