StartseiteMagazinKolumnenOstern, Fest der Auferstehung

Ostern, Fest der Auferstehung

Ostern ist ein wunderbares Fest. Frühkindliche Erlebnisse vermischen sich mit dem Frühlingsbeginn. Je öfter ich darüber nachdenke, desto mehr bedrängt mich der Gedanke, dass der Glaube an die Auferstehung des Herrn einem sacrificium intellectu gleichkommt, einem Opfer des Verstandes, denn der Glaube, dass der Tod des Gottessohnes die Ur-schuld von Adam und Eva gut zu machen hatte, ist längst meinem Zweifel gewichen. Wie konnte Gottvater befehlen, dass sein Sohn die Menschheit am Kreuz erlösen sollte? Er war doch nicht allmächtig. Es ist mir klar geworden, dass er nicht vermag, die Naturgesetze zu ändern. Es gelingt ihm nicht, das Corona-Virus durch göttlichen Befehl auszurotten. Der Mensch ist auf die Wissenschaft angewiesen. Gibt es Gott, dann hat er sich zurückgezogen. Der Mensch hat die Erfahrung gemacht, dass er, will er gut und zufrieden leben, seinem Leben selbst einen Sinn geben muss. Diesen kann er durchaus im Glauben finden. Aber es gibt viele Götter und Heilige und unzählige Konfessionen, die jede ihren eigenen Gott behaupten. So sage ich mir, halte dich an die Natur und das Leben!

Endlich hat sich auf meiner Terrasse im Winkel eines Balkens, der das Walmdach trägt, wieder einmal ein Finkenpaar eingenistet. Seit einigen Tagen höre ich die Rufe der Jungen im Nest, aber auch die Rufe der Eltern, die Futter heranschaffen. Es ist das wunderbare Spiel des Lebens, das Jahr für Jahr durch das Drängen der Natur sich meldet und sich nach ewigen Gesetzen vollzieht. Da ich gerade in der Quarantäne bin, kann ich das eifrige Wirken der Vogeleltern beobachten, sehen, wie sie auf dem Geländer der Terrasse zwei-, dreimal wippen, bevor sie zum Nest fliegen. Kaum haben sie die Nahrung sorgfältig in den breit geöffneten, hungrigen Schnabel eines der Jungtiere gelegt, fliegen sie, als ob sie sich hinunterstürzen wollten in die Gärten, um neues Futter zu suchen. Leider habe ich den schönen Gesang des Buchfinks mit seinem kräftigen, leicht schmetternden Gesang in den kalten Tagen verpasst. Dafür höre ich jetzt am Morgen früh und am späten Nachmittag den flötenden Gesang der Amsel vom Giebel des Nachbarhauses und vom Wipfel der Tanne in der Nähe und ich weiss, dass sie sowohl um die Partnerin wirbt, als auch ihr Revier absteckt.

Ich habe viel zu tun. Denn auf der Terrasse spriessen die Blätter der Sträucher. Der kleine Flieder und der grüne Zwergahorn sind die fleissigsten. Jeden Tag stehe ich vor einem der Sträucher. Ich beobachte die zarte fast paradox wirkende Kraft, die in ihnen treibt. Ihre Lebenslust überträgt sich auf mich. In mir erwacht mit jedem sonnigen Tag der Drang etwas zu tun. Dieser steigert sich noch, wenn ich sehe, wie rings herum Wiesenblumen blühen und wie der Nussbaum vor dem Haus sich mit Blättern zu kleiden beginnt. Schon bald wird das Blätterwerk das knorrige Gestänge ummanteln.

Ich lese, ein Philosoph habe behauptet, die Natur sei nur als Naturwissenschaft gegeben. Dieser einseitige Gedanke entspringt einer Erkenntnistheorie, der der Natur nicht gerecht wird. Die Natur ist vor aller Wissenschaft da, und wenn Naturforscher sie erforschen, sagt schon ihr Name, dass sie sich mit etwas beschäftigen, das schon gegeben ist. Niemand stellt die Ergebnisse der Forschung in Frage, wenn sie plausibel sind. Ich als realistisch-rationaler Mensch, der den Sinnen die erste Priorität einräumt, hüte mich aber vor einer Philosophie, die eine solche These vertritt. Was ich sehe, höre, betaste – zum Beispiel, wenn ich die zarten Knospen streichle -, was ich befühle und spüre, ist Natur, hier auf der Terrasse vereinzelt, aber eingebettet in ein umfassendes, grosses Ganzes. Sollte ich etwa mit meinen Sinnen nicht auch Natur sein? Ich bin es mit Leib und Seele und geselle mich zu den kleinen Vögeln, die sich mit einer eigenen Sprache verständigen. Meine Sprache ist differenzierter, aber ich bilde mir nicht ein, ich sei ein Geistwesen. Was mich zuversichtlich für die Zukunft stimmt, ist die ewige Kraft der Natur, die nach Leben drängt. Das empfinde ich als grosses Wunder, als die ewige Auferstehung, die schon vor allem Menschsein gegeben ist.

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1 Kommentar

  1. Diese Osterkolummne ist so geistvoll verfasst und in erfrischendem Bezug mit dem jungen, spriessenden Leben verknüpft, wunderbar und lesenswert.

    Danke Andreas Iten für den auf aufklärerischen Geist des Osterfestes, der für mich den Frühling in seiner ganzen Dimension besonders lebenswert macht.

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