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Wenn schon Indianer…

… dann aber nicht Squaw, sondern gleich Häuptling! Livia Anne Richard beschreibt einen seltsamen, vielseitigen und spannenden Konflikt zwischen zwei Identitäten als Indianer und als Frau.

Im Cosmos Verlag, Muri bei Bern, ist anfangs 2020 der erste Roman von Livia Anne Richard, Anna der Indianer, erschienen. Die Autorin braucht man nicht vorzustellen; Theater Gurten, Theater Zermatt, Theater Matte sind bekannte Kultorte, die Livia Anne Richard gegründet, für die sie Stücke geschrieben oder bearbeitet und erfolgreich inszeniert hat. Umso gespannter ist man auf ihren Roman mit dem herausfordernd rätselhaften Titel, der gewissermassen sachte nach Kindheit und Jugend riecht oder sogar manchmal duftet.

Drei Orte, drei Zeiten der Handlung

Wenn eine Autorin oder ein Autor einen guten Anfang für eine Erzählung, einen Roman findet, so haben sie oder er bereits gewonnen, wird allgemein gesagt. Anna der Indianer beginnt mit einem ausufernden Lachen während einer Bestattungsfeier. Damit ist unter anderem klar: Da ist die Rede – besser, die Schreibe – von einer Frau, die sich nicht ins allgemeine Bild der Vorstellungen einordnen lassen wird. Sie ist selbstbewusst, denkt unabhängig, lässt nur zu, was ihrer Natur angemessen entspricht. Überdies kann sie manchmal einfach nicht anders…

Schon auf dem Friedhof, in der Gegenwart, tritt ein geheimnisvolles imaginäres Wesen auf, in eine Person verwandelt, die niemand ausser Anna sieht. Es könnte als zweites Ich von Anna verstanden werden; sein Name ist Ander. Auch der Freund aus Kinder- und Jugendzeiten ist da, Marc, wie immer hilfreich. Und Abschied nimmt man von Nico, unerwartet geheimnisvoll verstorben. Er ist die grosse Überraschung der Geschichte Annas.

Livia Anne Richard. Bild © Hannes Zaugg-Graf

Am zweiten Ort, im zweiten Zeitraum der Handlung erleben wir Momente aus der Kindheit bis ungefähr zur Pubertät. Es beginnt damit, dass die vierjährige Kleine, im Schaumbad sitzend, Besuch von Ander bekommt. Sie wächst als einziges Mädchen in einer Siedlung mit einer Menge Buben auf und nimmt teil an deren Spielen. Dabei entdeckt sie eines Tages, dass es ihr nicht passt, beim Indianerlen immer die Squaw sein zu müssen, und nach einer atemberaubenden Mutprobe ist sie fortan Winnetou, der Häuptling. Geschildert werden im Wechsel mit dem dritten Zeitraum, dem Austauschjahr in San Francisco, die wunderbarsten, rätselhaftesten und reich mit erzählerischen Bildern ausgeschmückten abenteuerlichen Träume und die gefährlichen, belustigenden und oft auch traumhaften Jugendspiele.

Grosse Gabe des Gestaltens und Erzählens

Wie stark, wie vielseitig, wie anrührend die Autorin dieses Mädchen, diese junge Frau doch zu charakterisieren imstande ist! Da ist eine Frau am Werk, die über ein ausgeprägtes Gefühl für Intuition, für menschliche Schwächen und vor allem Stärken verfügt! Eine Frau – man weiss, mit grosser Theatererfahrung – die auch ohne Hamlets «es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als deine Schulweisheit dich träumen lässt» über ein so umfassendes Wissen um alle Facetten des Menschlichen, des Traumhaften, des Erwachens zum Erwachsenwerden verfügt. Dass es ihr gelingt, auch noch über die intimsten erotisch-sexuellen Vorgänge und Vorstellungen auf so vornehme, zart berührende Art zu erzählen, erweitert den Raum ihres Werkes mit viel lichtvollen und sensationslos spannenden Elementen.

2020 Cosmos Verlag Muri b. Bern. 141 Seiten, ISBN 978-3-305-0048888-1

Anna ist noch (mindestens?) bis sie erwachsen ist, ein starker Indianer, dem nichts anhaben kann, der nur den Schmerz spürt, welchen seine Gefährten auch spüren, ein Häuptling, der erhobenen Hauptes seine Ziele verfolgt, seine Ansprüche durchsetzt, seien sie nun nach Ansicht der Beteiligten berechtigt oder nicht. Das hat auch seine Ecken und Kanten. Es entlarvt Heuchelei und Unehrlichkeit einerseits, lässt andererseits aber auch an der integren Persönlichkeit des «Indianers» abprallen, was diesem angetan werden soll oder zu nahe kommt. Beides ist ebenso faszinierend gestaltet wie die grosse Fähigkeit von Anna, das Geheimnisvolle, das Unsichere, das Beängstigende intuitiv oder in Träumen zu erkennen, noch bevor es stattfindet.

Die Schwerpunkte der Entwicklung des Kindes zur jungen Erwachsenen erfahren wir im Wechsel zwischen den Zeiten Kindheit und Austauschjahr. Die grössten Schritte geschehen da wie dort immer zusammen mit Freunden und vorwiegend auch mit Ander. Die Auseinandersetzungen über Liebe, Sexualität und Leben allgemein finden vor allem in den Gesprächen mit der nahen Freundin Nora statt. Sie ist die Tochter von Annas Gasteltern. Der Roman enthält eine Fülle von Gedanken, Intuitionen, Erfahrungen und Erlebnissen. Er berichtet über eine sowohl verinnerlichte wie äusserliche Welt voller Lebenslust, Lebensfreude, Risiko und Vertrauen – und alles in einer Fülle von Bildern, sinnlichen und faktischen Erfahrungen und Erlebnissen und vor allem mit einer Überraschung, die das Ganze fast zu einer Kriminalgeschichte macht.

Livia Anne Richard im Cosmos Verlag

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