StartseiteMagazinGesundheitAlter ist keine Krankheit

Alter ist keine Krankheit

Die senior GLP (Grünliberale Partei) bittet den Bundesrat um eine differenziertere Definition der Risikogruppen und schlägt einen «Covid-19-Risiko-Check-up» vor, mit dem in Arztpraxen das Risiko für eine schwere Covid-19-Erkrankung abgeklärt werden kann.

In den Richtlinien des BAG gelten alle Menschen im Alter von 65+ als eine Risikogruppe für schwere Verläufe nach einer Infektion durch das Corona-Virus. Sie sollen deshalb besonders geschützt werden und sollen auf bestimmte Tätigkeiten verzichten, insbesondere auf das Hüten von Enkelkindern, das Einkaufen und die Benützung der öffentlichen Verkehrsmittel. Tatsache ist aber, dass es viele «jüngere Alte» (65-75-Jährige) und auch einige noch Ältere gibt, die fit und gesund sind, die biologisch jünger sind als ihr kalendarisches Alter und die keine Vorerkrankungen haben, die ein Covid-19 Risiko darstellen. Für die betroffenen gesunden Alten ist es diskriminierend, wenn sie vom Bundesrat als Risiko bezeichnet werden. Diese Diskriminierung hat zahlreiche negative Auswirkungen, nicht nur die Verhinderung von Kinderhüten, Einkaufen und Verzicht auf öV. Auch volkswirtschaftlich gesehen ist es unsinnig, auf die wichtigen Leistungen von gesunden älteren Menschen zu verzichten.

Die senior GLP bittet den Bundesrat, dass er die Definition der Risikogruppen differenziert und über 65-Jährige nicht mehr pauschal als Risikogruppe einstuft. Alter ist keine Krankheit, es korreliert nur mit Krankheit. Die gegenwärtige Definition von Risiko ist sehr grob, was in der Anfangszeit der Epidemie legitim war, aber nun differenziert werden sollte. Der Bund soll ausserdem Forschung zur Ermittlung des evidenzbasierten Risikos unterstützen oder mindestens vorliegende Daten entsprechend auswerten lassen.

Die senior GLP schlägt ausserdem vor, dass ein evidenzbasierter «Covid-19-Risiko-Check-up» entwickelt wird. Dieser Check-up soll in Arztpraxen allen Menschen angeboten werden, nicht nur älteren Menschen, sondern auch Jüngeren, die ihr Risiko beurteilt haben wollen. Nach dem Check-up erhält man ein Arztzeugnis über den Gesundheitszustand und über das Covid-19-Risiko. Wenn der Check-up ergibt, dass ein kleines Risiko für eine schwere Covid-19-Erkrankung besteht, gehört man nicht zu einer Risikogruppe, auch wenn man älter als 65 ist. Ältere Menschen mit kleinem Risiko können dann selber einkaufen, als Grosseltern Enkelkinder hüten, den öffentlichen Verkehr benützen etc.

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Keine Frage, in der Strategie zur Eindämmung der Corona-Pandemie spielt das Alter eine grosse Rolle. Doch die Pauschalisierung, dass alle Menschen über 65 zur Risikogruppe gehören, muss differenziert werden. Ältere Menschen sind durchaus in der Lage, ihre Risiken selbst abzuschätzen und zu dosieren. Just in der jetzigen Zeit, in der es wieder in Richtung Normalität geht, müssen die persönlichen Einschränkungen auch für ältere Menschen überdacht werden. Insofern ist der Vorstoss von senior GLP grundsätzlich zu begrüssen, die Gefährdung von uns Älteren ohne Vorerkrankungen und unter Einhaltung von Vorgaben wie Abstandhalten und Maskentragen zu überdenken und neu zu definieren.

Mehr Mühe bereitet da der Vorschlag, einen Covid-19-Riskio-Check-up einzuführen, wonach ein Arztzeugnis festhalten soll, ob man zur Risikogruppe gehört oder nicht. Das käme einer weiteren Bevormundung und Intervention gleich. Menschen über 65 sollen sich durch grössere Vorsicht und Zurückhaltung, also durch Selbstverantwortung, schützen. Sie sind durchwegs bereit, Mitverantwortung zu übernehmen, nicht per Arztzeugnis, sondern freiwillig und aus Einsicht. Dazu ist kein Risiko-Check mit Arztzeugnis erforderlich. Dieser fördert möglicherweise nur pauschale Schuldzuweisungen, falls bei einem schweren Krankheitsverlauf der Risiko-Check «versäumt» wurde. Linus Baur

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2 Kommentare

  1. DANKE! Sie sprechen mir zutiefst aus dem Herzen!
    Als meine Hündin noch lebte, durfte ich, zwar sehr beargwohnt von sog. Gesunden, Jungen, noch spazieren gehen. Seit einem Monat ist das treue Tier tot. Als Heimbewohnerin darf
    ich nicht mal morgens um 5 h allein in den nahen Wald, auch nicht mit Mundschutz. Dabei kreuzte ich lediglich eine Joggerin und ein Reh, das von alleine die nötige Distanz einhält.
    Es folgen Konsequenzen, auch finanzieller Art, wenn ich es trotz dem nochmals wage.
    Denunziantentum feiert nämlich wieder Urstände.

  2. Lieber Herr Baur
    ich kann Ihre Bedenken gut nachvollziehen. Der von uns vorgeschlagene Covid-19-check-up soll unbedingt freiwillig sein. Sie haben Recht: auch ältere Menschen sollen primär selbstbestimmt und selbstverantwortlich handeln. Ein (freiwillig durchgeführter) ärztlicher Checkup ist allerdings generell sinnvoll. Ein Checkup kann, vernünftig umgesetzt, unsere Gesundheit präventiv fördern – ganz unabhängig von der Covid-19-Pandemie.
    freundliche Grüsse Peter C. Meyer, Co-Präsident der senior GLP

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