StartseiteMagazinKolumnenZuversicht statt Horrorszenarien

Zuversicht statt Horrorszenarien

Die AHV ist in einer ganz bedrohlichen Schieflage. Die Zweite Säule, die berufliche Vorsorge, wackelt, muss daher so schnell wie möglich einer umfassenden Reform unterzogen werden. Es besteh die reale Gefahr, dass den Rentnerinnen und Rentnern die Renten gekürzt werden müssten. Das Renteneintrittsalter jedenfalls soll auf 67 Jahre für Männer und Frauen angehoben werden. Als Kompensation schlägt der Unternehmer und FDP-Ständerat Ruedi Noser zwei zusätzliche Ferien-Wochen vor. Das Staatsdefizit wird 2020 gigantische  80 Mia. Franken betragen. Mehrere Generationen werden das Joch der gigantischen Schulden zu tragen, den Schuldenberg abzutragen haben. Die Kinder werden lebenslang mit den Bildungslücken zu leben haben, weil sie sechs Wochen nur zu Hause unterrichtet wurden. Die Maturanden des Jahrganges 2020 ohne Maturaprüfung werden ganz schlechte Einstiegschancen haben, wenn sie dannzumal nach dem Studium ins Berufsleben eintreten wollen. Die Gewalt zu Hause wird stark zugenommen haben, auch wenn die entsprechenden Meldungen stark zurückgehen. Die Dunkelziffern seien um so höher, vermuten selbsternannte Experten, was uns von den Journalisten und von den Medien getreulich vermittelt wird. Und, und, und…

Ein Horrorszenarium nach dem andern. Schwarz, schwärzer, am schwärzesten scheint in vielen Medien Usanz zu sein. Dunkler geht’s nimmer. Dabei haben wir dank umsichtiger Politik des Bundesrates das Schlimmste gerade überstanden. Und in 14 Tagen wird sich weisen, ob sich die Hoffnungen bestätigen, die mit den aktuellen Lockerungen verknüpft sind und einhergehen. Anfang Juni wird auch klar sein, ob die Grenzen zu unseren Nachbarländern Österreich, Frankreich und Deutschland für den Reiseverkehr wieder für alle geöffnet werden, wie dies die Regierungen der drei Länder in der vergangenen Woche verlauten liessen. Also alles Paletti? Mitnichten.

Klar, die AHV und die berufliche Vorsorgen müssen dringend saniert werden. Das wissen wir seit Jahren, genauer seit beinahe 20 Jahren. Was wir in den vergangenen Jahren, auch nach dem Wirtschaftskrisen-Jahr 2008, also in den darauf folgenden goldenden Jahren nicht geschafft haben, soll jetzt gelingen. Noch im vergangenen Jahr erzielten die schweizerischen Pensionskassen eine durchschnittliche Performenc von über 10 Prozent. Dass die Rendite aktuell einbricht, ist so klar wie das Amen in der Kirche, also kalkulierbar. Grotesk ist aber geradezu, dass wiederum nach alten Rezepten gegriffen wird, dass mit Zuckerbrot und Peitsche-Lösungen das Heil in der Altersvorsorge gesucht wird. Alle wissen es oder sollten es wissen, dass ein Vorschlag, mit dem das Renteneintrittsalter für die Frauen um drei von 64 auf 67 Jahre erhöht werden soll, einem Rohrkrepierer sondergleichen gleichkommen wird. Die Frauen haben das nun schlicht nicht verdient. Und mit dem Leidensdruck der Coronakrise zu liebäugeln, ist schlicht weder überlegt noch realpolitisch durchdacht, sondern anmassend.

Schon lange ist klar, dass eine Flexibilisierung des Renteneintrittsalters, auch das der Frauen, angestrebt werden muss. Das Arbeiten über 65 Jahre hinaus muss sich aber lohnen. Schon lange ist klar, dass die Anlagepolitik der Pensionskassen genauer, weit besser gesteuert und auch überprüft werden muss. Noch fliessen zu viele Kommissions-Gelder zu Finanzdienstleistern. Da gibt es Länder wie Kanada und Dänemark, die es besser machen. Ihre Lösungen sind zu analysieren und auf die Übertragbarkeit auf die Schweiz zu überprüfen. Und es ist sicher nicht verboten, zu überlegen, ob die 1. mit der 2. Saule nicht näher zu verbinden, die beiden Finanzierungssysteme enger miteinander zu verknüpfen wären, statt die beiden Säulen voneinander stark abzugrenzen wie bisher. Kurz: Statt zu lamentieren, Horrorszenarien an die Wand zu malen, wäre es weit sinnvoller, nach innovativen Lösungen zu suchen, innovative Lösungen zu analysieren, eigene zu erarbeiten.

Und war es so schlimm, dass die Kinder während vier bis sechs Wochen – je nach Ferien – nicht in die Schule gingen? Hatten sie doch – zwar unter angestrengten Bedingungen – näher und direkter mit ihren Eltern zu tun, sie hatten aber auch Verschnaufpausen, wurden mit neuen digitalen Lehrmethoden vertraut, konnten sich danach wieder auf ihre Schule, auf ihre Kameraden und Freundinnen freuen. Ich habe noch nie jemanden gehört, der sich über 5-6 Wochen Sommerferien beklagte, auch von der Lehrerschaft war nichts dergleichen zu vernehmen.

Wäre nicht auch positiv festzuhalten, dass es trotz erschwerten Bedingungen in engen Wohnungen, bei weniger Abwechslung, weniger Ausflügen in Klettergarten, Bikerpisten, Kindervergnügungsstätten und dergleichen zu weniger Meldungen über häusliche Gewalt kam, obwohl dies viele Experten prophezeiten?

Natürlich werden uns die Defizite des Bundes, der Kantone und der Gemeinden belasten. Wir werden sie aber nicht mit Wehklagen aus der Welt schaffen. Im Gegenteil: Wir werden sie nur mit einer neuen Aufbruchstimmung in Gesellschaft und Wirtschaft möglichst bald bereinigen können. Dazu muss es auch unsern Nachbarländern, unseren Abnehmern in der ganzen Welt wieder besser gehen. Wo sonst wollen wir als Exportland unsere Produkte verkaufen, unsere Dienstleistungen vermarkten? Immer wieder wird Schweden als das grosse Vorbild hingestellt. Bei genauer Betrachtung aber haben die Schweden weit mehr Todesopfer wegen Corona zu beklagen als die Nachbarländer Finnland, Norwegen und Dänemark. Und ihre Wirtschaft darbt genauso wie unsere. Auch Schweden ist auf das Wohlergehen der ganzen Welt angewiesen. Wir sind wahrlich eine weltweite Schicksalsgemeinschaft geworden. Angekündigte Horrorszenarien führen uns aber nicht in die Zukunft. Im Gegenteil. Zuversicht ist angesagt.

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5 Kommentare

  1. Ein positiver, kreativer Beitrag. Wir schaffen dies nur gemeinsam und vernetzt mit klugen
    Köpfen, die das Wohl der Erde und aller Menschen als Vision haben. Umsetzen in unserem persönlichen Kreis und einbringen ins Kollektiv wird in den nächsten Jahren unsere Aufgabe sein. Stellung beziehen, kommunizieren, vernetzen.
    Vielen Dank!

  2. Renten kürzen? Ein Beispiel 2. Säule: 1. Rentenzahlung 1998 und seither keine Erhöhung.
    Was soll da noch gekürzt werden?

  3. Gute Entdramatisierung. Danke! Nota bene: Ebenfalls seit mindestens 20 Jahren wird rechtsbürgerlich immer wieder der AHV der unmittelbar bevorstehende Bankrott vorhergesagt. Er ist bekanntlich nicht eingetroffen. Im AHV-Umlageverfahren hat die übliche Produktivität der Volkswirtschaft die Alterung stets wettgemacht. Dies wird auch «nach Corona» nicht anders sein. Mit ein wenig Zusatzfinanzierung, Lohnschutz und nachhaltiger Vollbeschäftigungspolitik.

  4. Ja, ich finde auch, dass das ein guter Beitrag ist der es auf den Punkt bringt. Jetzt soll nicht gejammert, aber gehandelt werden. Der Bundesrat hat eine sehr gute Arbeit gemacht und umsichtig gehandelt.
    Jetzt wäre es an der Politik, nach guten Lösungen zu suchen und zusammen zu arbeiten.

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