StartseiteMagazinKultur«Fäkke» meint «Flügel»

«Fäkke» meint «Flügel»

Beim Stöbern in der Buchhandlung bin ich auf das Büchlein «steile flügel» von Hanspeter Müller-Drossaart gestossen. Es enthält eine Auswahl von Gedichten in Obwaldner Mundart, überschrieben mit «zittrigi fäkke». Und in Urner Mundart, überschrieben mit «greedi üüfe». Ich hatte den Autor bisher nur als Schauspieler gekannt.

Es sind philosophische Gedanken, tägliche Begebenheiten und Beschreibungen der menschlichen Wesensart, die uns der Dichter in Dialektsprache präsentiert. Das Spannende an der Lektüre war, herauszufinden, ob ich das Geschriebene überhaupt verstand. Das war in keinem der beiden Dialekte einfach. Aber die Dialektsprache vermittelte mir das geschilderte Erlebnis in Farben und mit Wärme. Sie berührte mein Gemüt. Die deutsche «Überschreibung» (Ausdruck des Autors) auf der gegenüberliegenden Seite diente dann und wann als Lesehilfe.

Da wird vom «tefflibueb» erzählt. Die Jugendlichen imitieren mit frisierten Mofas das Rennen von Monte Carlo, rasen die Strasse hinunter, einer knallt in der Kreuzung in ein Auto. Die Rega wird gerufen. Und dann geht es weiter:

«dr heli schwiigd / die wiisse schtend / uif gaand ubere me / gheerds nid rede / d Muetter ghiid is / vatters aarm beedi / verchrimmts är / chunnd nimme / zrugg»

Das tragische Geschehen wird uns durch wenige Worte, die uns die Situation anschaulich machen wie ein Bild, nahegebracht.

Selbstverständlich sind einige Gedichte auch «zeitgemäss». So finde ich eines über «ässämmäss. Im ersten Augenblick verstand ich gar nicht, was diese Lautmalerei mir vermitteln wollte. Natürlich, es ging um die Kommunikation per «SMS». Der kurzen Form, der kargen Kommunikation, sind viele Texte gewidmet. «Knappheit kennzeichnet alle Gedichte. Das Weitschweifige ist in den schroffen Tälern nicht zuhause.», schreibt Christian Haller in seinem würdigenden Nachwort.

Mich sprechen diese Kurzformen an. Wenn ein Jäger unter Verwendung von vierzehn meist einsilbigen Worten erzählt, dass er oben im Gebirge einen Bock geschossen habe, und das unter »jeegergeschnurr» läuft, ist das Vergnügen pur. Und auch der Dreizeiler:

«berchunnsch / zvill / verschunnsch»

überzeugt nach Form und Inhalt.

Lieblingsgedicht

Ich habe Gedicht für Gedicht nochmals durchgelesen. Das war eine wohltuende Beschäftigung. Ich wollte herausfinden, ob es darunter eines gibt, das mir am besten gefällt. Am Schluss standen mehrere zur Auswahl. Ich habe ein besonders kurzes gewählt.

Es befasst sich mit dem «Lesen»:

«dur biecher schtägere / wie dur landschafte / wunderwanderfidle»

Hanspeter Müller-Drossaart , geboren 1955, ist in verschiedenen Dialekträumen aufgewachsen. Die Kindheit verbrachte er in Obwalden, dann zog die Familie nach Erstfeld im Kanton Uri. Ab dem 13. Lebensjahr durchlief er die Internatsschule am Kollegium Sarnen. Eine Ausbildung als Schauspieler und Theaterpädagoge liess ihn auch im Hochdeutschen heimisch werden. So findet sich bei allen Gedichten eine «deutsche Überschreibung». So nennt der Autor die Fassung seiner Texte in Hochdeutsch.

Hanspeter Müller-Drossaart: «steile flügel» . 2020 Wolfbach Verlag Zürich/Rossdorf. ISBN 978.3-906929-43-9

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