StartseiteMagazinKolumnenPolitik und andere Stolperfallen

Politik und andere Stolperfallen

Heute oder vielleicht erst morgen wird verkündigt, dass Trump wiedergewählt wurde. Was alles ist in diesem Satz falsch? Erstens: Etwas wird nicht verkündigt, sondern verkündet. Verkündigt gibt es nicht, nur gekündigt. Ein Abo, eine Stelle, eine Wohnung. Ja, und vielleicht – siehe oben. Das wäre dann allerdings aus meiner Sicht nicht falsch.

Auch aus dem Parlament in Bern wird etwas verkündet: Zwei Ständerätinnen sind schwanger, ein Ständerat wird Vater. Gratulation! Und doch gibt es ein Fragezeichen. Denn eine der Ständerätinnen soll im August 2021 Mutter werden. Das steht Ende September so in der Zeitung. Sagte da eine Wahrsagerin die Zukunft voraus, oder stimmt es, dass in Bern alles sehr langsam geht? Oder war da ein Journalist am Werk, der es nicht so hat mit der Biologie?

Und jetzt zu den Gemeinden: Die Gemeindeversammlung ging eilig vorüber, wird vermeldet. Wahrscheinlich hatte sie die Laufschuhe angezogen. Im Text wird dann noch von der raschesten GV in der Geschichte der Gemeinde berichtet. Eilig, rasch, schnell, hastig beschreiben alle dasselbe Bewegungsmuster. Und doch gibt es Nuancen. Eine Versammlung kann schnell vorbei sein – vorüber gehen wird sie wohl nicht, vorübergehend ist sie auch nicht. Rasch würde vielleicht auch noch passen, oder neudeutsch zeitnah. Aber eilig? Das Verb eilen kann doch höchstens auf die Teilnehmer angewendet werden: Sie verliessen eilig das Lokal.

Sprache lebt von solchen Kleinigkeiten. Mujinga Kambundji ist bei einem Rennen schnell unterwegs. Und nicht eilig oder hastig. Nicht mal rasch. Trotz Laufschuhen.

Bleiben wir in den Gemeinden: Kanton holt Einwohner ins Boot, titelt eine Zeitung. Es geht um, muss ja fast so sein, Hochwasserschutz. Und da sind die Dorfbewohner vielleicht wirklich mal froh um ein Boot. Aktuell allerdings nicht, obwohl der Titel das suggeriert. Es geht erst mal nur um einen Workshop. Auf dem Trockenen.

Aber die Eltern! Sie entrauben den Kindern des Schulwegs. Das ist schlicht nicht mehr deutsch, auch wenn sich da jemand Journalist oder Journalistin schimpft. Trotz des schönen Genitiv, allerdings mit einem nicht ganz so schönen Verb. Entrauben ist ein Zwitter. Berauben gibt es, entreissen auch. In vielen Fällen bedeutet es dasselbe. Aber einen Schulweg entreissen? Vorenthalten trifft den Sachverhalt doch besser und ist nicht so «räuberisch».

In einem Obstgarten werden alte Apfelsorten kultiviert. Nein, was schreibe ich da? Die Apfelbäume sind dort beheimatet! Also mein Kopfsalat ist jeweils in meinem Hochbeet beheimatet. Und ich? Wo bin ich beheimatet? Zurück zum Obstgarten. Da finden die Spriesslinge förderliche Bedingungen vor. Da drängt sich doch wieder die Frage auf, ob Deutsch noch eine Sprache ist oder nur noch ein Wühlkasten voller Wörter, wo jeder alles so kombinieren kann, wie es ihm förderlich erscheint.

Weg von den Gemeinden, hin zur Hölle. Oder wenigstens fast. Ein Projekt hat Pferdefüsse, wird vermeldet. Ein Ross hat vier davon, und darüber ist ein Reiter froh, könnte man entgegenhalten. Hat aber nichts damit zu tun. Laut Volkssagen tritt der Teufel in vielerlei Gestalt auf – man denke nur an «Faust» und des Pudels Kern. Entlarvt werden kann der Höllenfürst oft, weil er einen Pferdefuss – gemäss anderen Berichten einen Ziegenfuss – hat. Einen Pferdefuss haben, heisst also, dass die wahren Absichten vertuscht und verschwiegen werden, dass Negatives zu vermuten ist. Hätte der Teufel Pferdefüsse, vier, wäre er ein Zentaur. Doch das ist eine andere Geschichte.

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