Multitalent Leber

Es ist vielleicht nicht der beste Zeitpunkt, über die Leber zu schreiben. Schliesslich wissen ja alle: Zuviel Alkohol schädigt das Organ – und Alkohol wird über die Festtage reichlich ausgeschenkt. Zur Beruhigung: So ein Weihnachtsräuschchen steckt eine gesunde Leber locker weg.

«Weust‘ a Herz host wia a Bergwerk» heisst ein Liebeslied des Wiener Liedermachers Rainhard Fendrich. Aber er irrt sich. Das Bergwerk in unserem Körper liegt rechts, hinter den Rippen. Ist Kraftwerk, Abfallsammelstelle, Müllabfuhr, Lagerhalle und chemisches Labor in einem: die Leber.

Der Mediziner und Buchautor Jürgen Brater hat mit «Es lebe die Leber!» ein Buch über das Organ geschrieben, das ein eigentliches Mauerblümchen-Dasein führt und, so die landläufige Meinung, nur dafür da ist, sich von Wein oder Schnaps schädigen zu lassen. Was dem Multitalent bei weitem nicht gerecht wird.

Allein schon die Tatsache, dass die Leber im Laufe eines Tages rund 2000 Liter Blut filtert und wieder aufbereitet und dabei rund einen Fünftel des eingeatmeten Sauerstoffs verbraucht, zeigt, dass der Begriff «Kraftwerk» nicht zu weit hergeholt ist.

Schaltzentrale des Körpers

Und in diesem «Betrieb» wird zudem der ganze Protein-, Fett- und Zuckerstoffwechsel, der Mineral-, Vitamin- und Hormonhaushalt reguliert und darauf geachtet, dass dem Körper genug Energie zur Verfügung steht. Die Leber hält das Immunsystem auf Trab und sorgt dafür, dass, wie Brater schreibt, «das Blut bei einer Verletzung nicht wie Wasser ausläuft, sondern gerinnt.»

Und noch etwas macht die Leber im Körper einzigartig: Sie wächst nach. Wie bei einer Eidechse der Schwanz. Genauer: Wenn bei der Leber, etwa infolge eines Unfalls oder weil sie von einem Tumor befallen ist, ein Teil ihres Gewebes entfernt werden muss, ist sie in der Lage, sich zu regenerieren, also innerhalb von Wochen nachzuwachsen. Ein faszinierende Organ!

Spaghetti gehen nicht direkt ins Blut

Brater teilt die Funktionen der Leber in einzelne Bereiche ein. Da wäre mal das Kraftwerk. Wenn wir für sportliche Betätigung, für anstrengende Kopfarbeit, aber auch wenn wir schlafen, Energie benötigen, müssen wir essen. Aber der Teller Spaghetti, der Energieriegel oder der Schlummertrunk brächte uns nicht über die Runden, wenn da nicht die Leber wäre. Denn erst dort wird die Nahrung so aufgeschlüsselt, dass sie entweder vom Organismus verwertet oder als Vorrat für härtere Zeiten gespeichert werden kann. Wobei letzteres gerade über die Festtage in unserer Gesellschaft in der Regel nicht sehr geschätzt wird.

Wird etwas gegessen oder getrunken, das dem Körper nicht gut tut, werden die Giftstoffe in der Leber unschädlich gemacht. Dort werden auch Abwehrkräfte mobilisiert, sollten körperfremde Zellen versuchen, sich Zugang zu verschaffen. Das heisst im Umkehrschluss, dass, wer eine gesunde, leistungsfähige Leber hat, seltener krank wird.

Die Leber ist, wie bereits kurz angetönt, auch Lagerhalle und Vorratsspeicher. Was durchaus sinnvoll ist. Wir könnten selber ja nicht dauernd kontrollieren, ob da genug Blut zirkuliert, es an Treibstoff für die Zellen – Glukose – oder an bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen mangelt. Diese komplizierte Austarierung übernimmt das Organ für uns, das so unauffällig hinter den Rippen liegt – und nicht mal schmerzt, wenn es krank ist.

Alkohol, Zucker, Schimmelpilze und vieles mehr

Was kann der Leber denn zusetzen? Da wären die von Viren verursachten Entzündungen, die als Hepatitis bekannt sind. Gegen Hepatitis A und B kann man sich impfen lassen, Hepatitis C ist die gefährlichste Form, wird häufig chronisch und ist erst seit kurzem heilbar.

Eine weitere Krankheit ist die Fettleber. Da kann Alkohol der Verursacher sein, aber auch zu viele Kohlehydrate, Zucker, kann zu einer Leber führen, die durch übermässige Fetteinlagerung nur noch bedingt funktionsfähig ist. Was dann, wie auch eine chronische Hepatitis, zu einer Leberzirrhose führen kann. Die Leber vernarbt, verhärtet und arbeitet nur noch sehr eingeschränkt.

Manchmal macht auch die Gallenblase Probleme, diese kleine Hohlorgan, das der Leber angehängt ist und mit ihrer Flüssigkeit, der Galle, bei der Fettverdauung hilft. Und die Galle kann schmerzen! Wenn sich in ihr Gallensteine gebildet haben, die den Gallengang verstopfen. Kommt das des öftern vor, wird der Arzt eine Entfernung der Gallenblase empfehlen.

Es sei, schreibt Brater, die häufigste Operation überhaupt, und könne heute minimalinvasiv durch zwei kleine Bauchschnitte durchgeführt werden. «Es ist erstaunlich, wie klein das Loch ist, das für diesen Eingriff genügt. Dafür ist dasjenige, das die Operationen pro Jahr in die Gesundheitskassen reissen, umso grösser» – schreibt der Autor.

Die Leber wird nicht abgehärtet, aber hart

Wie kann der Leber Sorge getragen werden? Erstmal sollte man Giftstoffe wie sie in Alkohol, Nikotin, Fast Food, Medikamenten und Schimmelpilze – der Bösewicht schlechthin für die Leber! – enthalten sind, einschränken. Wobei laut Brater, ein zünftiger Rausch unter dem Weihnachtsbaum weit weniger schädlich ist, als der regelmässige Genuss von ein, zwei oder auch mal drei Gläsern Wein oder Bier am Abend. Denn man sollte der Leber auch mal Ruhe gönnen, eine Woche oder einen Monat lang auf Alkohol verzichten. Dry January ist da ein gutes Stichwort.

Kochen mit Gewürzen oder Kräutern tut der Leber gut, ebenfalls regelmässige Bewegung, die die Durchblutung der Leber anregt. Und dann: Kaffee trinken! Die Leber liebt Kaffee, ob mit oder ohne Koffein. Fünf bis sechs Tassen pro Tag dürften es schon sein. Wenn man danach trotzdem noch schlafen kann. Ob das das kleine Laster dieses ansonsten fast unauffällig arbeitenden Kraftwerks in unserem Körper ist?

Jürgen Brater: «Es lebe die Leber! Alles über unser vielseitiges Organ.» Herbig Verlag, Stuttgart. ISBN 978-3-7766-2808-1

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