Zürich mit seinen rund eintausend historischen Sichtbackstein-Bauten ist die wohl am besten erhaltene «Backsteinstadt» des späten 19. Jahrhunderts. Mit neuen Aufnahmen wie auch einer grossen Bandbreite an Archivmaterial gibt das Buch «Backsteinstadt Zürich» erstmals einen umfassenden Einblick in Vorkommen und Technik der Sichtbackstein-Bauten.
Das Bauen in Sichtbackstein erlebte im späten 19. Jahrhundert eine entscheidende Wiederbelebung. Als die industrielle Herstellung der Ziegel auf den Bauboom der Gründerzeit traf, konnte sich diese Bautechnik breitflächig durchsetzen. Die farbenfrohen, mit Backsteinen verblendeten Fassaden der Jahrhundertwende prägen noch heute unsere gebaute Umwelt und gehören im deutschsprachigen Raum zum Bild jeder grösseren Stadt.
Mit seinen rund eintausend historischen Sichtbackstein-Bauten ist Zürich die wohl am besten erhaltene «Backsteinstadt» dieser Epoche. Da die Metropole an der Limmat von den Zerstörungen der Weltkriege weitgehend verschont blieb, zeugen ganze Quartiere von den gestalterischen und konstruktiven Strömungen des Fin de Siècle und machen Zürich zu einem hervorragenden Fallbeispiel für die Entwicklung der sogenannten Verblendtechnik.
«Repräsentativer Sichtbacksteinbau: das Schulhaus Hirschengraben von Alexander Koch, 1893–1895.»
Dieses Buch entspringt einem Forschungsprojekt des Instituts für Denkmalpflege und Bauforschung der ETH Zürich. Ausgehend von Archivrecherchen und einer Spurensuche am erhaltenen Baubestand wird der mit der Landesausstellung 1883 einsetzende Sichtbackstein-Boom erstmals in seinen zeitlichen, räumlichen und bautechnischen Dimensionen detailliert nachgezeichnet.
«Ornamentaler Verband aus Verblendsteinen und Dachziegeln an der Roten Fabrik, 1892.»
Reich illustriert mit historischen und neuen Fotografien, Detailaufnahmen und Diagrammen ist das Buch ein Grundlagenwerk zur Entwicklungsgeschichte des Sichtbacksteins in Zürich. Reizvoll ergänzt wird das Forschungsmaterial durch bislang kaum veröffentlichte Aufnahmen des Zürcher Fotografen und «Häuser-Sammlers» Friedrich Ruef-Hirt (1873– 1927) aus den Beständen des Baugeschichtlichen Archivs der Stadt Zürich.
«Der wichtigste Initialbau des einsetzenden Backstein-Booms in Zürich: das Chemiegebäude der ETH Zürich, 1884–1886.»
Titelbild: Polychrome Sichtbacksteinfassaden in mehrheitlich ledergelbem Farbton in der Weinbergstrasse 103–105, 1896.» Fotos: © IDB DARCH ETH Zürich
Wilko Potgeter, Stefan M. Holzer: Backsteinstadt Zürich. Der Sichtbackstein-Boom zwischen 1883 und 1914. Park Books, ISBN 978-3-03860-231-6
Die ursprünglich für den Januar geplante Ausstellung zum Sichtbackstein-Boom zwischen 1883 und 1914 im Haus zum Rech in Zürich musste Corona bedingt verschoben werden.
Wilko Potgeter ist Architekt und wissenschaftlicher Mitarbeiter sowie Doktorand an der Professur für Bauforschung und Konstruktionsgeschichte des Instituts für Denkmalpflege und Bauforschung der ETH Zürich.
Stefan M. Holzerist Bauingenieur und lehrt seit 2016 als Professor für Bauforschung und Konstruktionsgeschichte am Institut für Denkmalpflege und Bauforschung der ETH Zürich.