StartseiteMagazinKolumnenAus Arthurs Sammlung von Bonmots

Aus Arthurs Sammlung von Bonmots

Einer der originellsten und liebenswürdigsten Menschen, die ich im Ständerat kennengelernt hatte, war Arthur Hänsenberger. Er war bekannt für seinen Humor und Mutterwitz, gleichzeitig aber auch für seine Ernsthaftigkeit und seinen Sinn für Gerechtigkeit. Er war Notar in der Bernischen Provinz. Er hatte notiert, er sei froh, dass er nicht Nationalökonomie studiert habe, denn als Notar erlebe er viele originelle Menschen, glückliche und traurige. Als er 80 Jahre alt wurde, fasste er Anekdoten zu einem kleinen Heftchen zusammen und gab ihm den Titel «E Gfehlhung wird achtzgi» Darin finden sich zahlreiche Sprüche und Bonmots, die er seinen Freundinnen und Freunden übermittelte. Die Titelseite ziert ein Bild von Arthur mit seiner Frau Lynn mit Berner Sennenhund. Viele seiner im Heftchen festgehaltenen Sprüche und Anekdoten sind in Berndeutsch geschrieben und lesenswerte, gute Aphorismen.

Eine Geschichte, die ich weitergeben möchte, schildert eine Trau-Ansprache. Eine junge Frau, die Arthur von den Pfadfindern her kannte, rief ihn an und vereinbarte mit ihm als Notar das Datum ihrer Trauung. Sie sagte zu ihm am Telefon: «Türu, mach`s de churz, mir sy nümm so romantisch.» Der Bräutigam hiess Reber. «Ich hatte etwas Hemmung beim Betreten des Traulokals, aber dann kam mir die Rettung in den Sinn.» Die Trauung wurde amtlich vollzogen und der Notar hielt seine Rede (die in Berndeutsch verfasst ist und ich auf Hochdeutsch übersetze). «Ihr heisst jetzt beide Reber. Euren Namen kann man vorwärts und rückwärts lesen, gleich wie Ehe. Ein E ist für Ehemann und eines für Ehefrau. Das H in der Mitte steht für Himmel oder Hölle. Welches von beiden für Euch gilt, hängt nun von Euch zwei ab.» Nach der Trauung bekam Hänsenberger von den Jungvermählten einen schönen Brief aus Waikiki-Beach, in dem sie die kurze Rede lobten.

In dem kleinen gehefteten Büchlein finden sich weitere herrliche Sprüche und Anekdoten. «Keiner ist richtig verheiratet, wenn er nicht jedes Wort versteht, das seine Frau nicht sagt.» Wie viel Wahrheit steckt doch in diesem Satz. Ich habe oft gedacht, wenn meine Frau mich verstohlen anschaute: Was denkt sie wohl? «Oh, nichts Besonderes!» Mit der Antwort gab ich mich meist nicht zufrieden. Was war das nicht Besondere? Vielleicht das Spannendste, das ich an diesem Tag hätte hören können. Einmal empfahl Arthur einem Mann: «Hürat nid wäg em Gäld, das überschunsch uf de Bank billiger.»

Das war eben Arthur. Öffentlich geworden ist ein Spruch, der in allen Zeitungen zu lesen war. Hänsenberger war Ständeratspräsident geworden und sass wie Apoll auf dem Hochsitz, Bock genannt, im Saal. Nicht immer war er zufrieden mit den Rätinnen und Räten, die sich gerne lange vernehmen liessen und wiederholten, was schon ein Vorredner gesagt hatte. Als eine Sitzung nach 13 Uhr noch andauerte, rief er in den Saal: «Der Geist ist willig, aber das Fleisch wird kalt.»

Hänsenberger war ein leutseliger Mann, aber auch ein guter Beobachter. Er folgte den Argumenten der Redner. Einmal notierte er: «Gewisse Politiker stehen und reden, bis ihnen etwas in den Sinn kommt.» Das ist zwar etwas böse, schliesst aber direkt an den Spruch an, den Hänseberger auch oft belustigt zitierte: «Wie soll ich wissen, was ich sage, wenn ich nicht höre, was ich spreche.» Als er einmal einen Wähler ansprach und fragte, ob er schon abgestimmt habe, sagte dieser, er gehe nicht mehr wählen. «Diejenigen, die ich immer gestrichen habe, kandidieren nicht mehr.»

Arthur Hänseberger war bescheiden, wie Menschen oft sind, die etwas zu sagen haben. Er war aber wie ein Jäger auf Pointen aus. Als Jean-Pascal Delamuraz bei einer allzu langen Debatte im Saal durchhalten musste, seufzte er: «Herr, gib mir Geduld, aber sofort.» Das klingt wie das Psalmwort: «Herr gib meiner Rede eine gute Zunge!» Auf Berndeutsch tönt dies ein wenig anders. Arthurs Freund Peter Dällenbach habe ihm bei Zuhören einer Wahldiskussion einmal zugeflüstert: «Selig sy die, wo nüt z säge hei und trotzdem schwiege.»

So war er, der Türu, der noch als Ständerat beim berühmten Profiboxer Fritz Chervet trainierte, um sich in Form zu halten. Er bleibt mir unvergessen und die Erinnerung an ihn ist immer mit Freude und einem Augenzwinkern gepaart.

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