StartseiteMagazinGesellschaftWas gute Betreuung kostet und wie sie finanziert werden kann

Was gute Betreuung kostet und wie sie finanziert werden kann

In der Schweiz sind 620’000 ältere Menschen auf Betreuung angewiesen, doch nicht alle können sich diese leisten. Und es werden immer mehr. Nun zeigt eine neue, von der Paul Schiller Stiftung herausgegebene Studie, was gute Betreuung für alle Betagten kostet und wie diese beispielsweise mit einem Betreuungsgeld für Betreuungszeit finanziert werden soll. 

Der Handlungsbedarf in der Betreuung im Alter zeichnet sich immer deutlicher ab. Aufgrund der demografischen Entwicklung werden im Jahr 2050 doppelt so viele über 80-Jährige in der Schweiz leben als heute. Jeder zehnte Einwohnende wird über 80 Jahre alt sein. Damit nimmt auch die Zahl jener stark zu, die neben der medizinischen Pflege eine psychosoziale Betreuung benötigen, um möglichst lange selbstständig ihren Alltag zu gestalten und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können.

Schon heute ist der Bedarf an zusätzlicher Betreuung gross. Potentiell fehlt es mehr als 620’000 Menschen über 65 Jahren an Unterstützung. Dies belegt die neue, vom Büro BSS Volkswirtschaftliche Beratung erarbeitete Studie «Gute Betreuung im Alter – Kosten und Finanzierung». Die Lücke an Unterstützung ist gross, sowohl zu Hause als auch in den Heimen: Es fehlen 20 Millionen Betreuungsstunden. Dies entspricht einem Gegenwert von 0,8 bis 1,6 Milliarden Franken.

Das Angebot für gute Betreuung im Alter muss ausgebaut und weiterentwickelt werden. Fotos: Alessandro Della Bella / Paul Schilller Stiftung

Ein Teil dieser Lücke muss staatlich finanziert werden. Nur mit einem staatlichen Engagement lässt sich sicherstellen, dass sich auch ältere Menschen mit bescheidenen finanziellen Mitteln eine gute Betreuung leisten können. Gleichzeitig muss das Angebot ausgebaut und weiterentwickelt werden. «Wichtig ist, dass dabei die Zugangshürden minimal gehalten werden und die Qualität des Angebots gesichert ist», sagt Herbert Bühl, Präsident der Paul Schiller Stiftung.

Betreuungsgeld für Betreuungszeit ermöglicht Altern in Würde

Gute Betreuung lässt sich bedarfsgerecht für alle älteren Menschen in der Schweiz finanzieren. Die von der Paul Schiller Stiftung publizierte Studie zeigt mehrere Wege auf. Eine Möglichkeit ist ein Betreuungsgeld, das Stundenkontingente für Menschen mit Betreuungsbedarf vorsieht – und so die finanzielle Belastung für die Betroffenen reduziert. Und zwar unabhängig davon, ob jemand zu Hause oder in einem Heim lebt. Zudem finanziert das Modell den Ausbau und die Qualitätssicherung des Betreuungsangebots und stärkt die aufsuchende Arbeit. So erhalten auch ältere Menschen mit begrenzten finanziellen Mitteln Zugang zu qualitativ guten Betreuungsleistungen und können möglichst lange selbstständig, eigenbestimmt und mitten in der Gesellschaft leben. Mit dem skizzierten Finanzierungsmodell können die heutigen Lücken geschlossen werden – in der Finanzierung, beim Angebot und beim Zugang. Das «Betreuungsgeld für Betreuungszeit» knüpft an bestehenden Finanzierungsinstrumenten (wie die Ergänzungsleistungen zur AHV) an und nutzt bewährte Fördermechanismen (wie die Anstossfinanzierung).

Klar ist: Es besteht dringender Handlungsbedarf. Wenn die Schweiz nichts tut, droht eine Unterversorgung für diejenigen älteren Menschen, die Betreuung benötigen. Herbert Bühl warnt vor den Folgen: «Wenn die richtige Unterstützung fehlt, laufen ältere Menschen Gefahr zu vereinsamen sowie zu verwahrlosen und ihr Gesundheit leidet. Sie müssen vermehrt notfallmässig ins Spital oder es kommt zu vermeidbaren Heimeintritten. Die Paul Schiller Stiftung liefert mit dieser Studie Lösungsansätze und zeigt auf, dass die Schweiz die gute Betreuung sehr wohl finanzieren kann.»

Gute Betreuung hat auch volkswirtschaftlich betrachtet einen Nutzen: Sie hat präventive Wirkung, ermöglicht älteren Menschen länger ein selbstständiges Leben und erleichtert den Angehörigen die Vereinbarkeit von Betreuung und Beruf.

Will die Schweiz eine gute Betreuung in der Praxis verankern, braucht es eine Abkehr von der medizinisch orientierten Sicht. «Altern ist keine Krankheit», so Maja Nagel, Stiftungsrätin der Paul Schiller Stiftung: «Im Alter brauchen wir individuelle Unterstützung, die uns stärkt und einen selbstbestimmten Alltag und gesellschaftlich integriertes Leben weiterhin ermöglichen.» Gute Betreuung, die den Blick auch auf psychosoziale Aspekte legt, leiste dazu den zentralen Beitrag.

Links zum Bericht und zur Studie:
pss_bericht_kosten_und_finanzierung_bia-1
bss_studie_gute_betreuung_im_alter-kosten_und_finanzierung

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