Wer einen Garten hat, ist auch ein Wetterbeobachter. Das ist wichtig. Gerade im Herbst, wenn eine Schönwetterlage plötzlich von einem Tief oder einer Kapriole des Jetstream sich in ihr Gegenteil verkehrt: Frostnächte und graue Nebeltage. Wer einen Garten hat, muss auf alles gefasst sein.
Was hat man gelitten in den nassen, kühlen Frühsommer- und Sommerwochen! Sommerblumen verblühten nicht mehr, sie verfaulten. Tomaten wurden krank und die Himbeeren hingen schon matschig an den Sträuchern. Dafür musste an den wenigen sonnigen Tagen der Rasenmäher hervorgeholt werden. Der Rasenroboter hatte zwar nicht aufgegeben, aber er fing in den besonders nassen Ecken an, sich in die Erde zu wühlen anstatt souverän das Gras zu rasieren.
Gut, die Meteorologen sahen das nicht zu eng: Juni und Juli waren etwas kühl, aber global gesehen, immer noch zu warm. Global gesehen! Ich frage mich schon, was solche Informationen sollen. Immer ist es zu warm, zu kalt, zu trocken, zu nass – wann ist das Wetter einfach mal nur durchschnittlich? Oder will das gar niemand, vor allem keine Wetterstation? So langweiliges Durchschnittswetter.
Und plötzlich ist Herbst
Ein Sommer wie der vergangene, der sollte allerdings wirklich nicht zur Norm werden. Nur für die Schnecken waren die Sommermonate ideal. Die spärlichen Sonnentagen verschliefen sie unter den üppig wachsenden krautigen Pflanzen, und an Regentagen konnten sie sich ungestört ihre Bäuche füllen.
Aber plötzlich ist er da: der Herbst. Etliche Sträucher verwandeln sich bereits farblich in lodernde Flammen und bald werden die Laubbäume ihrem Beispiel folgen. Die Kapuzinerblüten lassen eine noch grüne Hecke von weitem wie eine kostbare alte Brokatdecke aussehen, und die Gurken, die den ganzen Sommer lang nicht recht gedeihen wollten, setzen mit unzähligen Früchten zum Endspurt an.
In den Keller! Oder doch nicht?
Spätestens jetzt muss überlegt werden, was mit den Sonnenkindern im Garten und auf dem Balkon geschehen soll. In Keller oder Garage zügeln, ist meist, weil zu lichtarm, keine optimale Lösung. Das Treppenhaus ist oft zu warm und zu eng. Besser ist ein Wintergarten. Hier muss aber darauf geachtet werden, dass die Pflanzen an sonnigen Tagen nicht zu warm haben. Denn die Nächte werden kalt und zu grosse Temperaturunterschiede stressen die Pflanzen.
Abwarten ist da eine recht gute Lösung. In aller Regel folgen den ersten Frostnächten wieder eine ganze Reihe milderer Tage. Deshalb stellt man die nicht winterharten, mediterrane Kübelpflanzen näher an die Hausmauern und hält für den Notfall etwas Vlies oder Noppenfolie bereit. Mit dem temporären Kälteschutz kann die Zeit bis zum endgültigen Einwintern hinausgeschoben werden.
Das verlangt zwar von den Gartenbegeisterten etwas Fingerspitzengefühl und Wetterfühligkeit. Ich bin mal nachts um drei Uhr aufgestanden, um meine Oleander und Zitrussträucher in den Wintergarten zu verfrachten. Mir war einfach nicht mehr wohl im Bett. Und nein, mein Bett steht nicht im Freien. Aber gegen Morgen brachte ein Kälteeinbruch, mit dem auch die Meteorologen nicht gerechnet hatten, klirrende Kälte. Und mir die Erkenntnis, dass ich selbst im Schlaf «höre», wenn meine Pflanzen kalte Füsse bekommen.
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