StartseiteMagazinKolumnen108 Deos, 15 Meter Joghurt. Was soll das?

108 Deos, 15 Meter Joghurt. Was soll das?

Letzte Woche wollte ich Teigwaren kochen. Nun bin ich alles andere als ein Meister am Herd. Aber Teigwaren, kein Problem. Rein damit ins kochende Salzwasser, alles bubi-einfach. Dachte ich. Falsch. Ganz falsch.

Begleiten Sie, liebe Seniorweb-Leserinnen und -Leser, den Kolumnisten in den Supermarkt vor das Teigwarenregal, 12 Meter lang. Zunehmend unsicher versucht er hier das Sortiment zu überblicken. Hier sieht er zum Beispiel den gutschweizerischen Kantinenstandard namens Spaghetti. Die gibts je nach Dicke als Nr. 1 bis 5, ferner Eierspaghetti, solche aus Vollkorn, aus Vollkornreis, aus Dinkel, aus Vollkorndinkel, Vollkorngriess, weiter glutenfrei, dann jene mit Linsen. Überdies lagern in einem anderen Regal Kinderspaghetti: jene für Einjährige, für Ein- bis Dreijährige und als Höhepunkt Kinder-Spaghetti mit Alaska-Seelachs.

Habe ich Sie verwirrt? Ich bitte Sie, geschätzte Leserinnen und Leser; wir sind noch längst nicht fertig. Denn jetzt kümmern wir uns um die verschiedenen Marken: Barilla, Budget (Migros), Prix Garantie (Coop) , ferner Garofalo, Demeter, Agnesi, Alnatura. Nun lernen wir die Artenvielfalt kennen. Nämlich Hörnli, Magronen, Schnäggli, Spätzli, Spätzle, Spiralen, Nudeln, Locken, Müscheli. Wir bewundern die italienischen Sorten. Ein gutes Dutzend ists, von Orecchiete über Lasagne und Fettucine zu Rigatoni.

Wir verlassen das Teigwaren-Paradies und gehen zu den Milchprodukten. Das Kühlregal, 22 Meter lang, enthält auf 15 Metern Joghurt in Klein-, Mittel- und Grossverpackungen sowie im Magnum-Gebinde. Joghurt stichfest und gerührt, Bio und Bifidus, probiotisch, laktosefrei oder griechisch, von Nestlé, Emmi, Danone oder Demeter.

Schwindlig? Wenn aus Überfluss Überdruss wird. Bild freepik/pst

Zur Wahl stehen 46 Geschmacksrichtungen, von Ananas bis Zitrone, darunter das Saison-Joghurt – jetzt im Februar mit Zwetschgen. Da war doch noch was? Ach ja, wir sollten Joghurt für das Grosskind heimbringen. Nicht irgendeines, sondern Actimel Antioxidant, hat die Mutter angeordnet. Wir suchen und suchen und suchen.

Sie haben definitiv die Nase voll? Nicht doch. Ich wollte Ihnen noch die Regale mit dem Apero-Gebäck zeigen, Chips und so, auf 17 Metern. Gerne hätte ich das Regal mit den 108 verschiedenen Deos präsentiert. Gleich daneben sind die Dusch-Gels und -Crémes, 116 Sorten und Geschmacksrichtungen.

Fertig, Schluss, Ende. Wir eilen erschöpft dem Ausgang zu, lassen die Fleischabteilung links und die Tierfutter-Regale rechts liegen. Eigentlich wollte ich Ihnen noch allerlei launige Bemerkungen mit auf den Weg geben, mit markigen Worten die wahnhafte Überfülle kritisieren, den Konumterror geisseln. Aber oje, Sie sind müde, ich bin müde. Drum in aller Kürze:

Was soll das?  


Alles klar. Diese Produkte gibt es selbstverständlich nicht in allen Filialen. Der Kolumnist hat sich bei zwei grösseren Verkaufsstellen umgeschaut.

 

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6 Kommentare

  1. Vielen Dank, Peter Steiger, für diese Einkaufs-Impressionen. Wie zutreffend Sie den Wahnsinn beschreiben. Als ich nach vier Jahren Aufenthalt und Arbeit in Bangladesch, wo arme Menschen mit Glück ein bis zwei mal im Jahr ein wenig minderwertiges Fleisch erhalten zum ersten Mal wieder einen Supermarkt betrat und in der Abteilung für Tierfutter landete, musste ich diesen Laden fluchtartig verlassen, weil mich eine grosse Wut auf die ungerechte Verteilung von Lebensmitteln packte.

  2. … und wenn man endlich denkt, man wisse jetzt, wo das bevorzugte Shampoo stehe, dann findet man es nicht, weil es in neuem Gewand daher kommt
    Was mich aber noch mehr nervt, sind Erdbeeren in Winter und ähnlichen Gugus!

  3. Wenn man bedenkt was in Jahrzehnten gewachsener Wohlstandsdekadenz, Diversitäts- und Individualismuswahn alles entstanden ist, wovon wir in unserer Kindheit und Jugend nie etwas gehört haben. Die Allesesser werden bald zu einer Minderheit oder bestenfalls belächelt. Heute bekennt man sich … als Vegetarier (altmodisch), Veganer, Pescetarier, Frutarier, Flexitarier, Rohköstler usw. und leidet mindestens an einer Foodallergie: Laktoseintoleranz, Fructosemalabsorption, Zöliakie, Histaminintoleranz usw. usf. Und die müssen heute im Food-Supermarket im Sortiment alle bedient werden… und wehe Herr/Frau Vegan-mit-Zöliakie-Histaminintoleranz findet ihren entsprechenden Kefir oder die entsprechenden Spargel-Orchielle nicht mehr im Regal…. dann wird protestierend nach dem Chef gerufen…(alles schon gesehen)…

  4. Vielen Dank Herr Steiger. Dieser Irrsinn geht mir schon lange auf die Nerven. Was brauche ich soviel Auswahl, wenn ich doch mehr oder weniger das Gleiche kaufe. Saisonal und regional Einkaufen wäre das Beste, so braucht es weniger Transportwege. Aber was würden die ganzen ARMEN Manager noch zu tun haben.

  5. Dorothea Walther

    Leider hat mein Mann dann doch vergessen Teigwaren zu kaufen respektive zu kochen. Er hat es vorgezogen, an den gedeckten Tisch zu sitzen und nicht selber Auswählen zu müssen. Das hat er mir überlassen, denn er weiss, dass ich weiss was ich Einkaufen will, wenn ich vor den Regalen stehe!

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