StartseiteMagazinKolumnenKriege sind kein Naturgesetz

Kriege sind kein Naturgesetz

Es ist zum verrückt werden, es ist unsäglich traurig. Und ganz schlimm: Bereits verfestigt sich ein vertrautes Bild in unseren Köpfen: Tausende Frauen, Männer, Kinder, ganze Familien fristen in den Stationen der U-Bahn in Kiew ihr Leben, Tausende überschreiten täglich die Grenzen zu den Nachbarstaaten und suchen Schutz vor den Bomben, Raketen, vor den Panzern, bald vor einzelnen Infanterie-Trupps, die im Häuserkampf auf alles schiessen werden, das sich bewegt. Gefürchtete Spezialtrupps aus Tschetschenien suchen bereits seit Tagen einen Mann, den es nach Putin zu liquideren gilt, den ukrainischen Staatspräsidenten Wolodymyr Selenskyj.

Und wir? Wir sitzen bequem auf der Tribüne und beobachten, was da Schreckliches passiert. Genauer im Wohnzimmer, beheizt mit Gas oder Öl aus Russland, das wir teuer bezahlen. Über 600 Millionen Euro fliessen dafür täglich ins Reich des Herrn, der dies alles zu verantworten hat. In die Staatskasse Putins, der damit finanziert, was er eine militärische Operation statt einen profanen Krieg nennt. Derweil sitzt er in einem elegant ausgestatteten Raum, an einem mit Blumen geschmückten Tisch, umringt von jungen Flughostessen und erklärt via staatlichen TV-Sendern, wie zwingend für Russland die «Militäroperation» in der Ukraine sei.

In den TV-Studios dieser Welt erklären uns kluge Köpfe, was da passiert, in den News-Rooms verfertigen kleine und grosse Redaktionen akribisch Hintergrund-Berichte, Analysen, kluge Kommentare, mit denen sie uns tagtäglich beliefern, um uns Orientierung zu vermitteln. Und in den Regierungszentralen, in den Lageräumen der Generalstäbe der Nato-Länder brüten tausende Offiziere aller Grade darüber, was zu unternehmen ist, um zu verhindern, dass es nicht zum dritten Weltkrieg kommt. Derweil ziehen Putins Truppen die Schlingen immer enger um die Städte in der Ukraine.

Wie lange noch können die westlichen Staaten, die USA, Grossbritannien, die Staaten der EU, das Verteidigungsbündnis, die Nato diesem grausamen Krieg zusehen? Die Ukraine könnte seit Jahren Nato-Mitglied sein, wenn insbesondere Deutschland nicht aus Rücksicht auf Russland davon absah, das Land ins westliche Bündnis aufzunehmen. Sollte Putin weiter ausholen, gar auf die baltischen Staaten greifen, müsste die Nato aufgrund des Bündnisfalles (Artikel 5 des Nordatlantikpaktes) eingreifen, die angegriffenen Länder verteidigen, müsste die russische Armee in die Schranken weisen, gar das Risiko eines Atomschlages in Kauf nehmen.

Zweifellos: Damit würden wir auf das allerschlimmste Szenarium hinsteuern: auf einen möglichen Atomkrieg. Eines könnte, würde wahrscheinlich selbst Putin davon abhalten: das Gleichgewicht des Schreckens. Nicht nur er verfügt über ein verheerendes Atomarsenal, auch Frankreich, Grossbritannien und natürlich die USA sind gemeinsam genauso hochgerüstet. Genau dieses Gleichgewicht ersparte uns seit 77 Jahren, seit dem 2. Weltkrieg einen solch verheerenden Waffengang. Die lange Zeit bescherte uns im Westen Sicherheit und einen stets wachsenden Wohlstand. Und zunehmend wuchs die Gewissheit, dass kriegerische Auseinandersetzungen nicht naturgegeben sind, dass es auf unseren Planeten durchaus ein Zusammenleben ohne Kriege geben kann.

Russland verfügt über gigantische Ressourcen, hat es aber im Gegensatz zum Westen nicht geschafft, daraus einen florierenden Staat zu entwickeln. Statt in die Wirtschaft, in die Technologie zu investieren und insbesondere ein breites Netz von KMUs nur schon zu ermöglichen, liess der Kreml, liess Putin himself ein System mit Oligarchen zu. Oligarchen, welche sich nahmen, was zu nehmen war, sich mit den Ressourcen unermesslich bereicherten, im Westen all das Wohlbefinden geniessen, ihre Kinder in die besten Privatschulen schicken, sich mit Milliarden internationale Fussball-Clubs leisten. Putin rüstete prioritär seine Armee auf, mit der er jetzt sein imperiales Gehabe zu befriedigen trachtet, mit verheerenden Folgen. Das führt unweigerlich ins Defizit, das aber nicht mit Kriegen zu korrigieren ist.

Was ist zu tun? Putin muss gestoppt werden. Jetzt und in der Ukraine. Wir dürfen nicht opfern, was wir erreicht haben: eine Welt ohne flächendeckende Kriege. Die Gewissheit, dass es ohne Krieg geht, ist belegt durch die letzten Jahrzehnte. Statt nun auch im Westen Milliarden in Armeen zu stecken, sind diese für Bildung und für den Kampf gegen den Klimawandel einzusetzen. Und Russland ist wirtschaftlich zu fördern, gar aus dem tiefen Entwicklungsstand zu holen, dass es nicht die Kraftmeierei eines Putin braucht, damit die Russinnen und Russen anständig und menschenwürdig leben können.

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12 Kommentare

  1. Kein europäisches Land wird mit dem Krieg des Putin Regimes in der Ukraine derart vorgeführt wie Deutschland! Merkel war die Anführerin der krachend gescheiterten Appeasement Politik mit Putin Russland. Obschon die Welt spätestens seit 2014 erlebt hat, welche imperialistischen, grössenwahnsinnigen Ziele Putin verfolgt, wurde auf Business as usual gemacht. Die Bundeswehr wurde derart ausgehungert, dass sie heute nicht mehr einsatzfähig ist. Die neue Ampel Regierung, kaum 3 Monate im Amt, erlebt gerade ihr realitätspolitisches Armageddon. Mit hochtrabenden grünen Idealen angetreten Deutschland bis 2040 klimaneutral auf Netto-Null CO2 umzubauen und den Kohleausstieg auf 2030 vorzuverlegen. Keine Neuverschuldung und keine höheren Steuern, leichtfertige Beteuerungen des FDP-Finanzministers. Nun über Nacht mit dem Rücken zur Wand, die 180 Grad Wende. SPD Scholz kündigt in seiner Rede dramatisches an: 100 Mrd. sofort für die Bundeswehr. Waffenlieferungen an die Ukraine, was am Vortag noch Tabu war. Und ausgerechnet der Grüne Habeck, Minister für Klimawendel und Wirtschaft, verkündet eine mögliche längere Betriebsdauer von Atomkraftwerken und eine Verschiebung des Kohleausstiegs! Mit der massiven, einseitigen Abhängigkeit von russischen Rohstoffen, waren diese grünlinken Umbauziele auf eine klimaneutrale Wirtschaft zum Vornhinein auf Sand gebaut und nicht seriös. Deutschland bezieht 42% Rohöl und 55% Erdgas aus Russland! Beim heute von Präsident Biden unilateral angekündigten US-Boykott von russischem Erdöl (8% der US-Importe) kann Deutschland nie mitmachen, ohne Energierationierungen oder eine Hyperinflation zu riskieren. Zudem hat Putin hier eine grosse Waffe in der Hand, wenn er Deutschland den Oel- und Gashahnen zudreht. Die Schwächen deutscher Politik, die zu lange opportunistisch und fahrlässig auf eine längst verspielte Friedensdividende gesetzt hat, grünlinke klimapolitische Ziele vorgibt, die bei dieser massiven einseitigen Energieabhängigkeit von Russland nie realistisch waren, werden brutal vorgeführt.

  2. Es war den Versuch wert, Russland durch Handel auch abhängig vom Westen zu machen. Nur so können die Sanktionen heute auch eine Wirkung entfalten. Aber wir müssen jetzt diese Sanktionen auch konsequent mittragen, auch wenn dadurch unsere Wohnungen vorübergehend kühler werden und unsere Wirtschaft leidet. Das ist das Mindeste, was wir jetzt tun können und müssen. Es ist so einfach, immer den andern die Schuld zu geben.

  3. Die einzige einigermassen positive Feststelllung: Westeuropa ist möglicherweise dabei aus seinen realitätsfernen Träumen zu erwachen.
    Als Putin grundlos die Halbmillionenstadt Grosny dem Erdboden gleich machen liess (ohne die Einwohner vorher zu evakuieren), gab es kaum eine Reaktion.
    Als Putin in zwei georgische Provinzen (Südossetien und Adscharien) einmarschierte und sie de facto annektierte, gab es kaum eine Reaktion.
    Als Putin mit den ukrainischen Provinzen Donezk und Luhansk dasselbe Spielchen spielte, gab es kaum eine Reaktion.
    Als Putin die Krim annektierte, gab es kaum eine Reaktion. Im Gegenteil: in ganz Europa wurde das Märchen von der «eigentlich russischen» Krim herumgeboten. Dabei zeigt ein Blick auf die Geschichte, dass die Krim früher unter römischer, gotischer, sarmatischer, byzantinischer, hunnischer, chasarischer, kyptschakischer, mongolisch-tatarischer, venezianischer, genuesischer und osmanischer Herrschaft stand und erst vor gut zwei Jahrhunderten von den Russen in einem Kolonialkrieg erobert und dann durch forcierte Ansiedlung von Russen russifiziert wurde. Die damaligen Einwohner, die Krimtataren flohen zu einem grossen Teil ins Osmanische Reich. Von der Zurückgebliebenen wurden später die meisten durch Stalin deportiert. Während sich europäische Kolonialmächte spätestens zu Beginn der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts samt ihren Siedlern aus ihren Kolonien zurückzogen (wie etwa in Algerien), kennen die Russen die Entkolonisierung nicht. Ihr denken ist «russländisch», sich auf Russland zu beschränken ist ihnen offenbar fremd oder wird gar als Verrat am Vaterland angesehen.
    Putin wütete aber auch ausserhalb des in seinen Augen «russländischen» Raumes, z.B durch die gnadenlose und teils totale Zerstörung syrischer Städte, inkl. Unesco Weltkulturerbe Aleppo, einer der ältesten dauernd bewohnten Städte der Welt.
    Mag sein, dass Putin einmal von innen heraus gestürzt wird. Der Westen wird dann möglicherweise jubeln und glauben, der ewige Frieden sei ausgebrochen. Dazu wird es aber mehr brauchen: nicht bloss eine Entputinisierung und Entstalinisierung, sondern eine schonunglsoe Auseinandersetzung mit der russischen (bzw. „russländischen“) Geschichte, eine teils schmerzliche Aufarbeitung der Vergangeheit. Davon sind wir aber noch Lichtjahre entfernt.

  4. President Selenskyi addressing the House of Commons yesterday – A great leader – but heart wrenching to see that Ukrainians have to fight it alone, without the support of the West or we would risk another world war – The UN general secretary together with major world leaders have to do everything to stop this war, to arrange for a cease fire and go back to the negotiating table – or we will watch live and wittness another genocide. This would be unbearable!

    https://www.youtube.com/watch?v=GavaV2cQEjw

  5. ……unbearable for the free world. Dem Hauptverantwortlichen und seinen Bewunderern macht das aber nichts aus.

    • in Europa im Jahr 2022?! Dem kleinen KGB Agenten, der zu Hause in der zwei Zimmer Wohnung Ratten gejagt hat… dem widerlichen paranoiden Ethnonationalisten, der 2001 vor dem Deutschen Bundestag ein Zimmer für Russland im europäischen gemeinsamen Haus reklamiert hat und die europäischen Werte: Freiheit, Unabhängigkeit, Demokratie, Menschenrechte immer mit Füssen getreten hat, dem macht ein weiteres Genozid nichts aus. Ob Russland mit diesem Kriegsverbrecher an der Spitze wieder in die Völkergemeinschaft zurückfinden kann und einen Staatsbankrott verhindern kann, da habe ich meine Zweifel.

      Immerhin erleben die Ethno- und Ultranationalisten und Putin Speichellecker in der EU gerade ihr Armageddon. Der Lega Anführer Salvini wurde gestern an der polnisch ukrainischen Grenze vom dortigen Mayor richtiggehend vorgeführt. Salvini, der im EU Parlament mit einem Putin T-Shirt auftrat und grosskotzig eine Gestalt wie Putin für den EU Vorsitz forderte, um die EU endlich in die richtige Richtung zu führen…. das ganze rechtsradikale Gesocks, das Putin hofierte… von Zemmour, Le Pen, Kickl, AfD usw. wird endlich als das vorgeführt was sie sind: Ultranationalisten wie Putin, die sich für die Spaltung der EU, Demokratie und Freiheit haben propagandistisch einspannen lassen!

      https://www.youtube.com/watch?v=XcTyBt-1CVw

  6. Genau, Kriege sind kein Naturgesetz und Konflikte, die es zwischen unterschiedlichen Staaten bis in die eigene Familie gibt, sind normal und könnten ohne Gewalt gelöst werden.
    Trotzdem stürzen Despoten wie Putin seit Jahrhunderten und mit den Gewaltmitteln ihrer Zeit, ganze Völker ins Elend. Gekriegt wird in der Regel aus Machtanspruch und Grössenwahn eines Einzelnen, z.B. Hitler, einer Gruppe, z.B. Religionsgemeinschaften, oder einer Ideologie, z.B. Kommunismus oder auch der Kapitalismus. Diese werden im Kontext ihres Umfeldes zur Unterdrückung, Ausbeutung, Zerstörung und Tötung legitimiert. Der Zeitgeist und die Historie der einzelnen Völker spielt hierbei eine grosse Rolle, ob die Menschen einen Despoten entstehen lassen und seine Politik mittragen oder nicht. Nur die wenigsten haben in der Vergangenheit zu den Waffen gegriffen, nur um sich zu verteidigen, wie aktuell die Ukraine. Wahrheitsgetreue Information spielt heutzutage eine grosse Rolle, damit die Menschen einen Konflikt richtig einschätzen können. Ein Machthaber der dies verunmöglicht, handelt nicht nur grobfahrlässig, er verhindert vor allem eine unabhängige Meinungsbildung und die möglichen Konsequenzen für alle Betroffenen und ihn selber.

    Das Gute und das Böse ist in jedem Menschen vorhanden. Die Schweizer Bevölkerung und ihre Regierung haben im zweiten Weltkrieg nicht nur gute Taten hinterlassen, trotz Neutralität. Die Demokratie, also die Volksherrschaft, ist eigentlich ein guter Boden, Menschen dazu zu veranlassen, Gerechtigkeit und anhaltenden Frieden für alle zu schaffen. Was viele jedoch nicht begreifen, alles ist stets im Wandel, das ist ein Naturgesetz. Also sollten wir bestehendes, auch die Demokratie, mit heutigem Blick hinterfragen und sie, dort wo es notwendig ist, reformieren. Jeder Schweizer, jede Schweizerin hat es in der Hand, wie wir in Zukunft leben wollen und zu welchem Preis. Unser tägliches Denken und Handeln hat grossen Einfluss auf die Entscheidungsträger in der Politik und auf die mit Macht und/oder Geld ausgestatteten Menschen und Institutionen, denn diese verantworten am Ende unser aller Wohl. Kriegerisches Verhalten ist in der Regel männlich. Es braucht ein Umdenken bei Männern und Frauen. Der Staat sind wir alle.

    • Zu meinen die Schweiz könne als Kleinstaat ihre Zukunft selber bestimmen und wie wir in Zukunft leben wollen, ist ziemlich naiv. Zu viele SchweizerInnen haben diese Innensicht und immer noch nicht begriffen, dass wir in einer globalisierten, interdependenten Welt leben. Vor allem haben zu viele in ihrer Wohlstandsdekadenz immer noch nicht realisiert, dass wir uns primär von innen her selber demontieren mit immer noch mehr Maximalforderungen von links und rechts unseren Wirtschaftsstandort zerstören und uns global isolieren. Diese Bedrohung von Innen ist mindestens so gross wie eine kriegerische Bedrohung. Und ein Seitenhieb auf die bösen Männer musste auch noch sein. Die Geschichte beweist das Gegenteil: Frauen an der Macht führten mit höherer Inzidenz Kriege als Männer!

      Aus Geo: Wäre eine von Frauen beherrschte Welt friedlicher? Führen Regentinnen weniger Kriege? Ein Blick in die Geschichte zeigt: Nein, im Gegenteil
      Zwei Politikwissenschaftler aus Chicago und Montreal analysierten 193 europäische Regierungen aus den Jahren 1480 bis 1913, davon wurden 34 von Frauen geführt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Königinnen in Kriege zwischen Staaten verwickelt waren, war 27-fach höher als bei Königen.

  7. «Und wir? Wir sitzen bequem auf der Tribüne und beobachten, was da Schreckliches passiert. Genauer im Wohnzimmer, beheizt mit Gas oder Öl aus Russland, das wir teuer bezahlen.»

    Obige Feststellung hat mich nachdenklich gemacht. Ich erinnere mich an die Zeit vor 80 Jahren. Da sass ich auch als 8-Jähriger im Wohnzimmer, beheizt mit Kohle aus Deutschland. Auch damals haben wir teuer bezahlt und den Krieg mitfinanziert. Und wir waren froh, dass unser Wohnzimmer beheizbar blieb und wir rel. bequem das schreckliche Geschehen rund um unsere Landesgrenzen verfolgen konnten.

    Ich erinnere mich, wie meine Eltern gespannt die Reden Hitlers verfolgten und auf einer hinter der Zimmertüre angebrachten Landkarte mit Nadeln den Frontverlauf nachzeichneten.
    Ich erinnere mich an den monatlichen Bezug der Rationierungsmarken, von denen wir allerdings nicht alle einlösten, da das Geld dazu fehlte.
    Ich erinnere mich, wie die Männer die Kohlensäcke auf den Schultern vom Fuhrwerk zur Rutsche in den Heizungskeller trugen.
    Ich erinnere mich an wenige Motorfahrzeuge mit Holzvergaser, Benzin war praktisch unerhältlich.
    Ich erinnere mich an die Aufforderung in der Schule, die in den Schulklassen aufgenommenen Flüchtlinge wohlwollend aufzunehmen.
    Ich erinnere mich an den 8. Mai 1945, die Glocken läuteten, Kriegsende!

    Gestern lese ich den Aufruf des Armeechefs, einen Notvorrat anzulegen.
    Heute lese ich die Checklist eines Überlebens-Trainers «Das gehört in den Notvorrat»: u.a. 9 Liter Wasser pro Person, Lebensmittel für eine Woche, Futter für Haustiere, ein batteriebetriebens Radio mit Ersatzbatterien, Taschenlampe, Kerzen, Streichhölzer, Gaskocher, WC-Papier, pers. Medikamente, Bargeld (ohne Strom läuft nichts! Kein Bancomat, keine Kreditkarte, kein Licht, kein Telefon, kein TV, kein PC, kein Wasser, und auch kein E-Auto).

    Und jetzt? Nachdenklich geworden? Alles wieder wie vor 80 Jahren?
    Wiederum ist ein einzelner Verantwortlicher daran, die Welt in Chaos zu stürzen! Wie rasch erhalten persönliche Bedürfnisse wie Sicherheit und Gesundheit wieder höchste Priorität! Noch sitze ich in meiner geheizten Stube. Uns bleibt vorläufig, die Bemühungen eines Volkes, seine Freiheit und Demokratie zu verteidigen, mit etwas Geld zu unterstützen. Noch sind die militärischen Aktionen genügend weit entfernt, aber ich erinnere mich an die Geschehnisse vor 80 Jahren und überprüfe meinen Wasservorrat im Keller und besorge einen Gaskocher!

    • Danke Herr Zürrer für Ihren Weckruf und Ihre persönlichen Erinnerungen. Die Menschen vergessen so schnell…

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