Die gemeinsamen Wurzeln von Massenmedien und Bürokratie 1870-1950 beschreibt Nadine Taha in ihrem Buch «Im Medienlabor der US-Amerikanischen Industrieforschung»
Wie wurde die Fotografie erfunden und wie entwickelte sich die Bürokratie? Wie wurde geforscht und erfunden? Eine äusserst interessante Lektüre, die eine gewisse Affinität zur Technik voraussetzt, um alle Zusammenhänge zu verstehen.
George Eastmans «Labor-Küche». Fotografie aus dem Jahre 1925
Das 19. Jahrhundert gilt im nordamerikanischen Raum als die Zeit der heroischen Erfinder. Sie wurde geprägt von übermächtig wirkenden Erfinderpersönlichkeiten. «Grosse Männer», deren Innovationen gesellschaftliche Veränderungen in gewaltigem Ausmass motivierten.
Alexander Graham Bell stand synonym für die Erfindung des Telefons, Elias Howe für Nähmaschinentechniken, John Ericsson für die Heissluftmaschine, Samuel Morse für die Telegrafie, George Eastmann für die Amateurkamera sowie Thomas Alva Edison für die Glühbirne wie auch den Phonographen.
Die Autorin fragt sich, kann denn tatsächlich nur von dem einzigen Erfinder die Rede sein? «Oder waren bei der Entwicklung technischer Errungenschaften keine unterstützenden Hände beteiligt? Waren die Persönlichkeiten stets professionelle Erfinder oder begannen sie ihre forscherischen Tätigkeiten als Mitglieder einer Amateurgemeinschaft?»
Der Feldfotograf und seine Ausrüstung. Holzschnitt aus dem Jahre 1851
Die Beschreibung von Kodak-Erfinder George Eastmann beispielsweise führt uns in die wundersamen Hintergründe der Fotografie. Er experimentierte in der Küche seiner Mutter und auf dem Feld. Damals fotografierten die Feldfotografen ab Stativ und entwickelten die Glasplatten in einem Zelt.
Nachdem der Fotograf die Platte gründlich reinigte, übergoss er sie mit einer Lösung aus Kollodiumwolle, Jod- und Bromsalzen. Kurz darauf folgte eine Sensibilisierung der Oberfläche mit salpetersaurem Silber, damit die Platte genügend Lichtempfindlichkeit auswies. Die noch feuchte Glasplatte wurde dann in einer lichtdicht schliessenden Kassette in die Kamera gesetzt. Das Belichten musste erfolgen, bevor die Schicht einzutrocknen begann.
Die von ihm gegründete Firma Kodak stellte als erste den Rollfilm serienmäßig her, zudem entwickelte sie die vollgeknipsten Filme standardmäßig für ihre Kunden. Eine Revolution in der Geschichte der Fotografie.
Das Graphophon im Einsatz
Ein weiteres Kapitel widmet die Autorin der Bürokratisierung. Damals wurde das Graphophon erfunden. Das sah dann so aus: Der männliche Vorgesetzte diktierte Briefe in einen Zylinder, worauf seine Sekretärin zeitversetzt diese Aufnahme abhörte und mit der Schreibmaschine abtippte. So umging man den Einsatz eines Stenographen.
Patentmodell einer Druckerpresse. Jeptha Avery Wilkinson
Weiter wird unter anderem die Geschichte der Druckerpresse beschrieben, die rechtliche Seite des Industriekapitalismus, über das Gebot Textbasierter Geheimhaltung und über justiziable Komplizenschaft.
Nadine Taha (Dr.phil.) ist im Bereich des Wissens- und Technologietransfers für digitale Transformation bei der TÜF Rheinland Consulting GmbH tätig.
Buch: ISBN 978-3-8376-3533-1
Transcript-Verlag
Fotos aus dem Buch