StartseiteMagazinLebensartAuch Pflanzen leiden unter der Hitze

Auch Pflanzen leiden unter der Hitze

Eigentlich ist es ja ein schöner Sommer: Die Obstbauern rechnen mit Rekordernten, in den Weinanbaugebieten reift ein Superjahrgang heran und auch im heimischen Beerengarten gab es nichts zu klagen. Vom Tomatensegen ganz zu schweigen. Eigentlich ist es wirklich ein schöner Sommer.

Meine Clematis sieht das anders. Sie hat rationiert. Die überwältigende Blütenfülle vergangener Jahre, die jeweils eine ganze Eibe in einen grossen Blumenstrauss verwandelte, ist langweiligen Blatttrieben gewichen, die irgendwie nicht recht wissen, sollen sie jetzt ausharren oder sich ganz zurückziehen. Clematis lieben einen feuchten Boden und den haben sie auch in ihrer Gartenecke. Meist. Nur in diesem Sommer ist es einfach nirgendwo feucht.

Wasser wird auch bei uns langsam zu einem kostbaren Gut.

Natürlich könnte man giessen. Die Clematis, den Phlox, der auch so traurig dasteht, die Sonnenblumen, die ihre Köpfe hängen lassen und noch vieles mehr. Aber wir lesen und hören es: Wasser wird knapp und, so stelle ich es mir vor, das Wasser, das wir jetzt zu viel verbrauchen, das fehlt dann im Winter zur Stromproduktion. Und auch wenn das ein bisschen naiv gedacht ist: Ich bin der Meinung, dass wir uns vom Alles-ist-möglich-Denken verabschieden und uns mehr anpassen sollten. An die Wetterkapriolen, die Klimaveränderungen.

Neues Denken bei der Gartengestaltung

Also giesse ich nur die Pflanzen in den Töpfen, die Tomaten, die es mir mit kiloweise Früchten verdanken und natürlich mein Hochbeet. Denn den Salat, die Bohnen und die Gurken, die ich dort ernte, zu kompensieren, indem ich sie zukaufe, ist ja nicht sehr sinnvoll. Ansonsten aber versuche ich mich anzupassen und meine Gartengestaltung neu zu überdenken.

Die grösste Zisterne der Welt liegt unter derm heutigen Istanbul und kann per Schiff befahren werden.

Am liebsten würde ich ja eine Zisterne bauen, wie man sie seit über 7000 Jahren in mediterranen Ländern findet. Nicht nur, um Regenwasser für Trockenperioden zu sammeln, auch um gegen lange Belagerungszustände gerüstet zu sein. Die grösste Zisterne der Welt wurde im 6.Jahrhundert im byzantinischen Konstantinopel, dem heutigen Istanbul erbaut. Sie kann heute noch besucht werden, per Schiff.

Zisternen sind unterirdische oder zumindest verschlossene Sammelbecken, in denen das Regenwasser aufgefangen und gelagert wird. Die wenigsten dienen der Versorgung mit Trinkwasser, aber als Speicher für Brauchwasser sind sie bis heute verbreitet. Im Grunde ist jede Regentonne, in die die Niederschläge vom Dach geleitet werden, eine modern interpretierte prähistorische Einrichtung. Wer auf Google den Begriff «Zisterne» eingibt, stösst zuerst auf Werbung für verschiedene Wassertanks und «Regenwasser-Nutzungsanlagen». Zisternen kommen wieder in Mode!

Zähe Cosmeen

Ich weiche auf andere Möglichkeiten der Gartengestaltung aus: Zierpflanzen, die bereits nach drei Tagen Trockenheit schlapp machen, lasse ich darben – oder eingehen. Es gibt genügend andere. Cosmeen zum Beispiel, diese sich zierlich im Winde wiegende Sommerblumen, sind richtig hart im Nehmen. Während der zur Familie der Geranien zählende zähe Storchenschnabel langsam schwächelt, produzieren Cosmeen noch Trieb um Trieb und blühen, als gäbe es kein Morgen. Dabei passen sie so gar nicht zur Vorstellung, die man von robusten Pflanzen hat: Dicke, feste oder behaarte Stiele und Blätter und eher kleine Blüten.

Cosmeen sind filigran und zart, sind aber hart im Nehmen. (Allee Bilder pixabay)

Während Kräuter wie Basilikum verwöhnte Diven sind – auch die verschiedenen Thymiansorten vertrocknen schnell, wenigsten bei mir – sind mediterrane Kräuter wie Rosmarin oder Salbei nicht so heikel. Lavendel ist dabei das Kraut, das Trockenheit wunderbar duftend übersteht und mit seinen blau-violetten Rispen jedem Blumengarten gut ansteht. Lavendel leitet sich vom lateinischen Verb lavare her, was waschen bedeutet.

Ob Lavendel zum Waschen benutzt wurde, weiss ich nicht. Aber ein Sträusschen getrockneter Lavendelrispen im Wäscheschrank lässt die Textilien frisch und irgendwie «sauber» duften. Duftsäckchen, mit getrockneten Lavendelblüten gefüllt und neben das Kopfkissen gelegt, schlägt alle Mücken in die Flucht. Und als Badezusatz soll Lavendel entspannend und schlaffördernd wirken.

Seife ja, Crème – lieber nicht

Lavendel kann auch in der Küche verwendet werden, wobei der Koch, die Köchin aber sehr subtil vorgehen muss. Viele schwärmen von einem duftenden Lavendelsorbet oder einer entsprechenden Crème, aber mich erinnerten bis jetzt solche kulinarische Höhenflüge immer ziemlich an eine Lavendelseife. Und in die beisse ich auch nicht. Aber im Garten, da liebe ich Lavendel!

Im Moment regnet es und die Wetterprognosen künden das Ende der langen Trockenperiode an. Darüber sind alle froh, die von den Erträgen aus Felder und Äcker leben müssen, auch die Gärtnerinnen und Gartenfreunde sind froh, wenn sich ihre Pflanzen wieder etwas erholen. Bis zum nächsten Hitzesommer.

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1 Kommentar

  1. Kompliment, liebe Bernadette wie du vom Garten über Wassersparen zu historischen Zisternen und wieder zurück in den Garten führst!

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