Corona ist, so scheint es, nur noch eine Randnotiz im medizinischen Alltag. Natürlich, Long Covid bleibt ein Thema. Aber «New Covid»? Chronologie einer vor acht Wochen erfolgten Ansteckung, die zeigt, dass mit dem Coronavirus auch heute noch nicht zu spassen ist.
23,7 Grad Raumtemperatur. Und C.B., die anders heisst, aber hier nur «Corona-Betroffene», also C.B. genannt werden soll, sitzt mit einer dicken Wolldecke um die Schultern im Zimmer. Acht Wochen, nachdem sie sich, geimpft und geboostert, am 18. Juli mit dem Coronavirus angesteckt hatte. Acht Wochen, während denen sie zuerst recht krank und seitdem gesundheitlich angeschlagen ist. Und müde. Und erschöpft.
Erste Symptome
Aber von vorne: Da ist ein Gartenfest – im Freien natürlich. Zwei Tage später dann ein «komisches» Gefühl. Zuerst ohne Grund erschöpft, dann Halsschmerzen. C.B. muss erbrechen, legt sich hin. «Dann kam das volle Programm», erzählt sie. «Gliederschmerzen, Übelkeit, erhöhte Temperatur. Ich war richtig krank.» Drei Tage kann sie nichts essen, liegt nur im Bett. Zum Arzt geht sie nicht. «Ich war einfach zu krank, zu schwach, um etwas zu unternehmen, auch um mich beim Arzt anzumelden.»
Ein Covid-Schnelltest zu Hause gibt erst mal Entwarnung, ist drei Tage später dann aber positiv. Eine Woche später, mit etwas Banane und Griessbrei im Magen, rafft sie sich auf, fährt zum nächsten Covid-Testzentrum und wird dort nochmals «richtig» getestet. Ja, es ist Covid 19, jetzt auch zertifiziert.
Wer möchte schon tagelang nur von Bananen und etwas Griessbrei leben? Corona machts möglich.
Was sie im Grunde bereits wusste. Ein paar Tage nach dem Sommerfest meldet ein anderer Gast seine – leichte – Erkrankung, dann ein zweiter, allerdings praktisch ohne Krankheitssymptome. Eine weitere Teilnehmerin informiert, dass sie wahrscheinlich bereits infiziert zum Fest gekommen sei. Nicht bewusst natürlich, sie hat die Ansteckung erst am nächsten Tag bemerkt.
Richtig, richtig krank
C.B. steckt die Infektion, anders als die andern, nicht so einfach weg. Sie bekommt eine heftige Blasenentzündung, die sie zuerst mit Dafalgan, dann, nach dem zweiten Schub, mit einer Einmaldosis eines Antibiotikums zu kurieren versucht. Denn ihr Hausarzt ist in den Ferien. Aber die Blasenentzündung kommt immer wieder, dazu Rückenschmerzen, die ihr Angst machen. Ist da noch eine Lungenentzündung?
In der dritten Woche geht sie endlich zu einem Arzt. Der untersucht sie gründlich, stellt aber weder erhöhte Entzündungswerte noch andere beunruhigende Symptome fest. «Alles im grünen Bereich!»
Wenn da nicht diese immer wiederkehrenden Beschwerden wären und diese Müdigkeit, die einfach nicht weichen will. «Ich fühlte mich nur noch schlapp.»
Kein Arztbesuch mehr
Endlich ist der Hausarzt aus den Ferien zurück. Als sie am Telefon ihren bisherigen Krankheitsverlauf schildert, wird ihr beschieden, sie solle sich in zwei Wochen wieder melden. «Ich bin bis heute nicht mehr beim Arzt gewesen. Wozu auch?»
Manchmal halfen nur noch Pillen über die immer wieder auftretenden Krankheitsschübe hinweg. (pixabay)
Langsam geht es ihr etwas besser. Nach sechs Wochen wagt sie sich erstmals wieder ins Fitness-Studio – «man muss doch aktiv bleiben!» – und büsst diese Stunde am nächsten Tag mit einer Erschöpfung, die sie praktisch ins Bett zwingt. Diese Phasen von eklatantem Energiemangel mit Schwächeanfällen und immer wiederkehrenden Halsschmerzen und Blasenentzündungen halten an. Dazwischen gibt es, jetzt nach acht Wochen, auch gute Tage, in denen sie sich aktiv und gesund fühlt. Bis zum nächsten Rückfall. «Ich muss mir einfach Zeit geben, mich zu erholen.»
Dass sie mit ihren Beschwerden nicht allein ist, merkt sie schnell. «Ich stosse auf viel Verständnis, denn auch andere leiden unter ähnlichen Symptomen oder haben im Bekanntenkreis davon gehört. «Du musst Dir Zeit geben, nach etwa drei Monaten geht es sicher wieder besser», hört sie mehrmals.
Attest kommt nicht automatisch
Zeit brauchte C.B. auch, bis sie zu ihrem «Covid genesen» – Attest kam. Denn das wird nach einem positiven und beglaubigten Testergebnis nicht automatisch ausgestellt, sondern muss auf elektronischem Weg beim Bundesamt für Gesundheit BAG bestellt werden. Was etwas kompliziert ist.
Und der Sinn dieser ganzen Geschichte? Covid ist noch nicht vorbei, noch nicht generell zu einer leichten Unpässlichkeit mutiert. Das zeigen auch die aktuellen Fallzahlen: Seit Anfang September wurden knapp 200 neue Spitaleintritte, also schwere Erkrankungen, und sieben Todesfälle gemeldet. Und diese Zahlen werden, das ist die Meinung der meisten Infektiologen, mit der kommenden kühleren Jahreszeit wieder ansteigen. Vorsicht ist also immer noch geboten. Und Hände waschen nach jedem Aussenkontakt, Masken tragen, dort, wo viele Leute zusammenkommen, sind einfache Massnahmen, die viel bringen. Denn ob man vom Corona-Virus nur leicht gestreift oder so richtig geschlaucht und in die Knie gezwungen wird, weiss man erst, wenn man infiziert ist.