StartseiteMagazinKolumnenVer- und ge- und zer- und noch mehr

Ver- und ge- und zer- und noch mehr

Vorsilben sind Stolpersteine. Und zwar nicht nur für Fremdsprachige. Auch die schreibende Zunft tut sich manchmal schwer. Da wurde ein Mann mit verlumpter Kleidung aufgegriffen. Schweizer kennen das Verb in ganz anderem Zusammenhang: Dä isch fasch verlumpet. Hat mit Geld zu tun und nicht mit Kleidung. Zwar gibt es im Deutsch das Verb verlumpen, im Sinne von verwahrlosen. Aber als Adjektiv gilt zerlumpt. Die Kleider sind zerlumpt, abgetragen, hängen in Fetzen hinunter.

Ja, diese Vorsilben! Da kann man etwas zerstören, verstören dagegen ist ein Gefühlszustand. Wer eine Torte verziert, muss noch lange kein geziertes Auftreten haben. Ein Glas ist zerbrochen. Wer hat diesen Schaden verbrochen? Ein Freund wird verlassen und man freut sich vielleicht nicht, wenn er darauf so gelassen reagiert. Oder jemand ist aus dem Leben verschieden. Stimmt nur halb. Die Person ist zwar verschieden, aber aus dem Leben, da ist sie geschieden. Wobei Geschiedene sich noch lange ihres Lebens erfreuen können, was zeigt, dass dieser Begriff verschieden angewendet werden kann. Wer weiss noch andere Beispiele?

Sie besammelt sich, bevor sie in den Saal tritt. Da ist die Vorsilbe überflüssig. Eine Person kann sich sammeln, sich konzentrieren, bevor sie etwas tut, aber besammeln kann sich eine Wandergruppe, Sportmannschaft oder die Teilnehmenden eines Umzugs.

Ein Mann hat sich aufgehängt. Ist tragisch – und sprachlich falsch. Er hat sich erhängt. Aufgehängt wird die Wäsche. Oder ein Bild. Auch wenn wir in Mundart sagen «Er hät sich ufghänkt.» Bleiben wir beim Thema: Toter Mann war Ziel eines Täters. So weit ist es gekommen in unserer Gesellschaft. Jetzt werden schon Tote erschossen.

Sprachspielereien gibt es aber auch ohne Vorsilben: Die Idee fanden alle super, aber keinen freien Termin. Ist absolut korrekt, nur dass da zwei verschiedene Fakten miteinander verquickt wurden, was stilistisch nicht geht. Das erinnert an einen Satz, den alte NZZler mal in ihrem Blatt gefunden zu haben glauben: Er schlug den Weg nach Hause und drei Fensterscheiben ein. Si non e vero …

Zum Schluss noch eine Trouvaille, die mein aufmerksamer Leser und Mitdenker aus Solothurn gefunden hat: «Das Pfund ziert schon bald das Antlitz Charles des III.» «Dass König Charles nicht gerade das schönste Antlitz hat, habe ich auch gemerkt. Aber ob es viel schöner wird, wenn es mit einem Pfund verziert wird?» schreibt er dazu.

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1 Kommentar

  1. Ihre Kolumnen, Frau Reichlin, haben für mich immer einen Mehrwert. Aber seien Sie nicht zu streng, manchmal hat Unvollkommenheit etwas Anrührendes und sie versöhnt mich mit meinen eigenen sprachlichen Unzulänglichkeiten, wie z.B. die Anwendung des Genitivs. Zum Glück gibts in den meisten Schreibprogrammen die Rechtschreibkorrektur, die hoffentlich so gut ist wie Sie!

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