StartseiteMagazinGesellschaftDie Lachmöwe feiert ein furioses Comeback

Die Lachmöwe feiert ein furioses Comeback

Die Lachmöwe ist bei uns ein häufiger Wintergast. Als Brutvogel allerdings hat sie in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen. BirdLife Schweiz fördert die Art daher im Neeracherried mit einem ambitionierten Projekt.

Die aktuelle Auswertung der Brutsaison 2022 zeigt: Der Bestand der Lachmöwe hat sich dank der Massnahmen erholt. Zählte man 2016 im Neeracherried nur noch 16 Brutpaare, sind es jetzt wieder 183. Ein grosser Erfolg!

Die Möwe mit dem braunen Kopf ist im Winter an vielen Gewässern der Schweiz zu sehen und damit den meisten Menschen ebenso vertraut wie das Rotbrüstli oder der Spatz. Umso erstaunlicher mag es erscheinen, dass die Lachmöwe gemäss den strengen Kriterien der Roten Liste stark gefährdet ist. Wie passt das zusammen? Die Erklärung ist einfach: Ein Grossteil der im Winter bei uns anzutreffenden Lachmöwen sind Wintergäste, die im Frühling in ihre nordöstlich liegenden Brutgebiete abfliegen. Dann sind nur noch die einheimischen Brutvögel übrig – und das sind nicht viele. Der Schweizer Bestand beträgt bloss 560 bis 800 Brutpaare – ein Bruchteil der Bestände der 1980er-Jahre, als noch bis zu 3800 Paare gezählt wurden (Schweizer Brutvogelatlas 2013 – 2016)!

Eine der wichtigsten Kolonien der Schweiz befindet sich im Neeracherried im Zürcher Unterland. Dort zählte man im Jahr 1984 noch 230 Brutpaare. Seitdem ging der Bestand jedoch konstant zurück und erreichte mit lediglich 16 Brutpaaren im Jahr 2016 ein absolutes Minimum. Die Gründe für diese negative Entwicklung wurden zum einen in Nahrungsknappheit vermutet. Zum anderen gelangten Füchse auf die Brutinseln und machten sich über die Kücken her. Die Sorge war gross, dass die Lachmöwe als Brutvogel im Neeracherried aussterben könnte, so wie auch in vielen anderen Gebieten der Schweiz.

Neue Brutinsel zeigen Wirkung

BirdLife Schweiz bemüht sich, dieses Schicksal abzuwenden. Neue Brutinseln wurden geschaffen und zusätzlich speziell angefertigte schwimmende Brutflösse ausgebracht. Damit sollte es Füchsen und Wildschweinen verunmöglicht werden, die Inseln zu erreichen. Als weitere Massnahme wurde der Lebensraum verbessert, was nicht nur den Möwen, sondern auch vielen anderen Ried-Arten zugute kam: Zugewachsene Gewässer wurden ausgebaggert und das Wasserregime des Riedes angepasst, um das Wasser auch in trockenen Frühjahren länger halten zu können, so dass die Lachmöwen in den feuchten Böden Regenwürmer erbeuten können.

Die Massnahmen zeigen Wirkung: «Bis 2022 stieg der Brutbestand von nur noch 16 auf 183 Brutpaare an, den höchsten Wert seit 1993» freut sich Martin Schuck, Leiter der Abteilung Artenförderung bei BirdLife Schweiz. Neben der Anzahl Brutpaare ist vor allem der Bruterfolg für den Fortbestand der Kolonie entscheidend. Auch hier ist die Entwicklung erfreulich. In den letzten drei Jahren wurden jedes Jahr über 100 Jungvögel beobachtet, die flügge wurden. Damit handelt es sich mit der Kolonie im Neeracherried mittlerweile nicht nur um die grösste, sondern auch die erfolgreichste Kolonie in der gesamten Schweiz: ein toller Erfolg der Artenfördermassnahmen!

Die Lachmöwe ist neben der Mittelmeermöwe die einzige Möwenart, die regelmässig in der Schweiz brütet. Sie ist am braunen Kopf im Frühling und Sommer (Prachtkleid) zu erkennen. Im Herbst und Winter ist von der Kopfkappe nur ein brauner Ohrfleck übrig (Schlichtkleid). Lachmöwen brüten in den Verlandungszonen grösserer Gewässer vor allem im Binnenland. Sie ernähren sich vor allem von Regenwürmern, verschiedensten Insekten, kleinen Fischen sowie Getreidekörnern und anderen Pflanzensamen.


BirdLife-Naturzentrum Neeracherried

Im Neeracherried lässt sich die Natur hautnah erleben: Vögel, Frösche, Libellen und eine grosse Vielfalt an Pflanzen können von den Stegen und den beiden Beobachtungshütten aus entdeckt werden. Das Naturzentrum kann individuell besucht werden oder im Rahmen einer Führung mit einer angemeldeten Gruppe, sei es mit einem Verein, einer Firma oder der Familie. Es gibt zudem viele spezielle Angebote für Schulen. Wer das Brutgeschäft der Lachmöwen hautnah erleben möchte, dem empfiehlt sich ein Besuch zwischen Mitte April und Ende Juni: eine Beobachtungshütte bietet dann direkten Einblick in die Brutkolonie.


BirdLife Schweiz: gemeinsam für Biodiversität – lokal bis weltweit

BirdLife Schweiz engagiert sich mit Herzblut für die Natur. Mit 68’000 Mitgliedern, 450 lokalen Sektionen und Kantonalverbänden sowie den weltweiten BirdLife-Partnern ist BirdLife Schweiz Teil des weltweit grössten Naturschutz-Netzwerks, BirdLife International – in der Gemeinde verwurzelt, weltweit wirksam.

Gemeinsam mit unseren Mitgliedern setzen wir uns für die Biodiversität ein. BirdLife Schweiz führt zahlreiche Schutzprojekte für gefährdete Arten durch und setzt sich für ihre Lebensräume ein, vom Steinkauz über den Eisvogel bis zur Ökologischen Infrastruktur. Mit den BirdLife-Naturzentren, der Zeitschrift Ornis und vielfältigen BirdLife-Kursen machen wir die Natur hautnah erlebbar und motivieren zu ihrem Schutz.

Gemeinsam mit Ihnen? Erfahren Sie mehr und werden Sie Teil des BirdLife-Netzwerks: birdlife.ch.


 

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1 Kommentar

  1. Es ist doch so, alles hängt mit allem zusammen. Neben dem dringenden und wichtigen Vogelschutz darf man das grosse Ganze nicht aus den Augen verlieren. Zentral ist unsere Land- und Waldwirtschaft, die massgeblich verantwortlich ist für die Erhaltung der Grundlagen, die über das zukünftige Wohl der Pflanzen, Tiere und uns Menschen entscheiden.

    Ich bin ein grosser Fan der jeweils am Donnerstagabend 20.15 Uhr ausgestrahlten Sendung auf 3SAT «WissenHoch2», ein Thema – zwei Formate, Wissenschaftdsdoku und anschliessende Diskussion mit Gert Scobel und Gästen. Die letzte Sendung «Update-Landwirtschaft» möchte ich Ihnen ans Herz legen, es lohnt sich.
    https://www.3sat.de/wissen/scobel/scobel-update-landwirtschaft-100.html

    Diese Wissenschaftsdoku und die Diskussion mit Experten zeigt, wie dringend wir das Steuer herumreissen müssen, um auch in Zukunft die Balance in der Natur nicht zu verlieren. Eines bedingt das Andere. Die Verantwortung für unsere Zukunft liegt bei den Politikern und ihren vorausschauenden Entscheiden und bei jedem von uns selber, wie wir künftig mit den noch uns zur Verfügung stehenden Ressourcen umgehen werden.

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