StartseiteMagazinKolumnenWenn die Akteure stoppen würden…

Wenn die Akteure stoppen würden…

«Stopp! Denken, dann handeln», so eröffnete Maddalena Rudloff-Azzi, unsere charmante Museumsführerin, immer wieder ihre Ausführungen, als sie uns im Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne behutsam, engagiert und immer wieder mit einem befreienden Lachen durch die Ausstellung von Lubaina Himid 67) führte. Eine äusserst bemerkenswerte Ausstellung der wohl wichtigsten Künstlerin und auch Kuratorin für «Black Art», der Künstlerinnen und Künstler aus der afrikanischen Diaspora.

Betritt man den zweiten Stock im Museum, blickt in die Halle nach hinten an die Wand, strahlen grossflächige Bilder von unfassbarer Intensität einem entgegen. Menschen in bunten Kleidern auf prallen Grundfarben. In einem Fenster das wütende, graue Meer. Im Vordergrund eine Person in einem überstrahlenden Rosa, der Mischfarbe von rot und weiss, der Farbe von Liebe und Fürsorge. Sinnesfreude und Dramatik zugleich, weil Menschen, Sklaven im düsteren Meer zu Tode kamen, wie uns Maddalena Rudloff-Azzi, die kunsthistorisch bewanderte Museumsführerin, in ihrem charmanten Deutsch mit französischem Akzent näherbringen will. Sie geht ins Detail und auf die Frage, ob Lubaina Himid dies auch tue, sagt sie unumwunden, selbstsicher gar: »Nein, das sind meine Interpretationen.»

Die Worte «Stopp! Denken, dann handeln», ein Management-Grundsatz, geäussert in einer so bunten, strahlenden und einem dennoch bedeutsamen dunklen Hintergrund, lassen mich nicht los.

Wie wäre es, wenn Putin einen Stopp einlegen, denken und dann handeln würde? Seiner brutal kämpfenden Armee einfach Einhalt gebieten, wenn er zu denken anfinge, wie er seinem Land, das über alles verfügt, über Erdöl, Gas, Kohle bis zu seltenen Erden, was zu einer erfolgreichen Wirtschaftsmacht gehört, zu Wohlstand und Freiheit verhelfen würde. Wenn er an die bedeutsamen Komponisten und Schriftsteller anknüpfen würde, ihr Vermächtnis zur Förderung von jungen Literaten und Künstlern erkennen und sie in Freiheit und Unabhängigkeit arbeiten, seinem gut ausgebildeten Volk freien Lauf liesse? Es würden Werke entstehen, wie sie Lubainia Himid schuf und schafft. Das russische Volk wäre in Europa willkommen, könnte am Wohlstand teilhaben.

Wie wäre es, wenn die Deutschschweizer Medien ihr Berset-Bashing stoppen, zuerst denken und dann handeln, wenn sie den Tummelplatz der Verdächtigungen verlassen, sich auf die Fakten konzentrieren würden. Wie dummdreist kommentiert wird, lässt sich an einem an sich kleinen, aber dennoch bedeutsamen Beispiel belegen. Markus Somm schreibt in seiner Kolumne in der Sonntags-Zeitung, wie der Bundesrat Alain Berset an seiner Sitzung der letzten Woche vor die Tür gestellt habe. Oswald Sigg, der ehemalige Bundesratssprecher, sagt dazu in der NZZ am Sonntag: «Das ist wahrscheinlich falsch kommentiert worden. Alain Berset sei wohl, wie jeder gute Vereinspräsident in der Schweiz bei einer solchen oder ähnlichen Sache auch, von sich aus vor die Tür getreten. Oft ist alles viel einfacher, als wie es von den Medien zur Darstellung gelangt. Und vor allem ist die Hektik, wie sie aktuell von den Medien geschürt wird, einem nicht zuträglich: dem Vertrauen in den Bundesrat. Immerhin: Bundespräsident Berset ist nach den neuesten Umfragen bei den Befragten nicht durchgefallen. Im Gegenteil. Und: Ein Museumsbesuch regt zum Denken an.

Rabatt über Seniorweb

Beim Kauf einer Limmex-Notruf-Uhr erhalten Sie CHF 100.—Rabatt.

Verlangen Sie unter info@seniorweb.ch einen Gutschein Code. Diesen können Sie im Limmex-Online-Shop einlösen.

Beliebte Artikel

Mitgliedschaften für Leser:innen

  • 20% Ermässigung auf Kurse im Lernzentrum und Online-Kurse
  • Reduzierter Preis beim Kauf einer Limmex Notfall-Uhr
  • Vorzugspreis für einen «Freedreams-Hotelgutschein»
  • Zugang zu Projekten über unsere Partner
  • Massgeschneiderte Partnerangebote
  • Buchung von Ferien im Baudenkmal, Rabatt von CHF 50 .-

3 Kommentare

  1. Vom Museum zu Putin und Berset, ein fast philosophischer Gedankensprung. Ich hatte schon häufig ähnliche Gedanken wie Sie in dieser Kolumne. Der Mensch hätte eigentlich einen freien Willen sich zu besinnen, sein Tun zu hinterfragen, seine Meinung zu ändern und Stopp zu sagen, wenn’s in eine falsche Richtung geht. Aber Putin ist nicht frei, weder in seinem Denken noch in seinem Handeln. Er ist ein Gefangener in seiner eigenen und der Geschichte seines Landes. Bei Menschen wie Putin, die grosse Macht haben, spielt das EGO, das alles überstrahlende und überhöhte Selbst, die tragende Rolle. Kritik wird sofort als Angriff verstanden und in der Vergangenheit, wie auch heute, mit dem Mittel der Unterdrückung und der Gewalt bodiget.

    Auch in unserem Land, besonders in der Politik und in der sog. freien Marktwirtschaft, gibt es Menschen mit Macht und grossen EGO’s. Das Mittel der Gewalt gegen Kritiker und Widersacher ist jedoch ein anderes. Ihre Waffen sind Verleumdung, Fakenews, Anmassung und Täuschung, Lügen und Bashing, hergeleitet vom englischen Verb bash, das bekanntlich „schlagen“ heisst.
    Mit den heutigen schnellen und zum Teil unseriösen Medien kann daraus auch ein Krieg entstehen, der sich zunächst in den Köpfen der Menschen ausbreitet und leider immer öfter zu offener Gewalt eskalieren kann. Deshalb sollten Aussagen von Politikern, Journalisten und Marktführern, die wenig Selbstkritik zeigen und sog. Missstände stets bei den anderen sehen, hinterfragt werden. Öfters mal STOPP sagen und nachdenken, ist ein guter Weg ins demokratische Handeln.

  2. Unser Bundesrat Berset hätte in manchen Momenten der vergangenen Monate besser Anton Schaller gefolgt: «Stopp! Denken, dann handeln»……

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein