StartseiteMagazinGesellschaftGeneration Z sieht einen Graben zwischen Jung und Alt

Generation Z sieht einen Graben zwischen Jung und Alt

Portrait Of Extended Family Group In Park

Was bewegt die Generationen und was belastet sie? Wie wird der Zusammenhalt zwischen den Generationen wahrgenommen? Zum dritten Mal hat das Berner Generationenhaus mit dem Forschungsinstitut Sotomo eine repräsentative Umfrage durchgeführt, um den Puls der Schweizer Bevölkerung zu fühlen.

Auffällig ist beim diesjährigen Generationen-Barometer, dass über die Hälfte der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren einen Graben zwischen den Generationen wahrnimmt. Diese Entwicklung ist neu, bei den beiden letzten Befragungen hatte sich die Sorge um die Generationenbalance bei der Generation Z noch nicht gezeigt. Zwischen Jung und Alt gibt es ausserdem grosse Unterschiede bei der Lebenszufriedenheit. Fast die Hälfte der Befragten über 55 ist mit dem eigenen Leben sehr zufrieden. Von den jungen Befragten unter 36 ist hingegen nur jede fünfte Person sehr zufrieden. 2020 war es noch ein knappes Drittel, die Lebenszufriedenheit der jüngeren Menschen sinkt also zunehmend. Junge Befragte unter 36 fühlen sich auch am stärksten aufgrund ihres Alters benachteiligt. 

Wer in den späten 1980ern oder später geboren wurde, geht ausserdem davon aus, dass die eigene Lebensqualität schlechter ist als jene der Eltern, und schätzt die Lebensqualität der nachfolgenden Generationen noch tiefer ein als die eigene. Das alte Fortschrittsversprechen, dass jede Generation bessere Lebensbedingungen vorfindet als die vorherige, scheint erloschen. Den älteren Generationen scheinen die tiefe Lebenszufriedenzeit und die fehlenden Zukunftsperspektiven der jüngeren Generationen aber nicht wirklich bewusst zu sein, sie gehen nach wie vor davon aus, dass nachfolgende Generationen es besser haben werden. Über alle Altersgruppen hinweg fällt auf, dass der Blick in die Zukunft düster ausfällt: Zwei Drittel der Befragten geben an, eher pessimistisch oder pessimistisch in die Zukunft zu blicken. Bei jungen Menschen zwischen 18 und 25 ist dieser Anteil mit 81% am höchsten. Gleichzeitig sieht diese Altersgruppe den grössten Spielraum, die Zukunft mitzugestalten.

Generationengraben nicht der grösste gesellschaftliche Graben

Gesamtgesellschaftlich gibt es in der Schweiz aber grössere Probleme als den Generationengraben: Nur ein Viertel aller Befragten hat den Eindruck, dass die Schweiz zwischen Jung und Alt auseinanderdriftet. Als viel grössere Herausforderung für den Zusammenhalt in der Schweiz werden das Verhältnis zwischen Arm und Reich (70%), zwischen politisch links und rechts (64%) und zwischen Stadt und Land (54%) wahrgenommen. Der Graben zwischen Befürworter:innen und Gegner:innen der Corona-Massnahmen, der im Generationen-Barometer 2021 im Vordergrund stand, kommt in diesem Jahr erst an vierter Stelle. Allerdings nehmen immer noch 52% einen Corona-Graben wahr – die Pandemie hinterlässt also ihre Spuren. Die Schere zwischen Arm und Reich stellt nun wieder den grössten gesellschaftspolitischen Graben dar. Nicht nur das Abflauen der Covid-19- Pandemie, sondern auch die steigenden Lebenshaltungskosten aufgrund der Inflation und der Energiekrise dürften dazu beitragen, dass diese Bruchlinie wieder deutlicher zutage tritt. Der Graben zwischen Arm und Reich in der Schweiz wird von den Befragten auch als deutlich grösser eingeschätzt als im europäischen Vergleich.

Umverteilung von Reichtum hat dennoch schweres Los

Obwohl die Erbschaftssteuerreform 2015 vom Schweizer Stimmvolk abgelehnt wurde, fänden die Befragten eine hohe Steuer auf Erbschaften über zwei Millionen Franken fairer als eine kleine Steuer auf alle Erbschaften. Die Verringerung der Kluft zwischen Arm und Reich durch eine Erbschaftssteuer wird allerdings nicht von allen als bevorzugte Lösung angesehen: Knapp die Hälfte (47%) der Befragten ist grundsätzlich gegen eine Erbschaftssteuer. Und auch die Idee einer «Erbschaft für alle», bei der jede Person mit 25 Jahren ein Startkapital erhält, ist in der Schweiz nicht mehrheitsfähig. Gleichzeitig sprechen sich 53 Prozent für einen Erbsteuersatz von mindestens 5 Prozent aus.

Enkelkinder-Hütedienst soll  bezahlt werden

Das aktuelle Generationen-Barometer wirft zum ersten Mal einen Blick auf die Beziehungen zwischen Grosseltern und Enkelkindern. Grosseltern übernehmen oft einen Teil der Kinderbetreuung und sind in fortgeschrittenem Alter wiederum selbst auf Betreuung angewiesen. Während vier von fünf Befragten der Meinung sind, dass Grosseltern ihre Enkelkinder betreuen sollten, sprechen sich nur die Hälfte dafür aus, dass (erwachsene) Enkel ihre Grosseltern betreuen sollten. Rund zwei Drittel der Befragten finden, dass die Betreuung von Enkelkindern entlöhnt werden soll. Die Erwartung, dass Grosseltern ihre Enkelkinder kostenlos betreuen sollen, ist bei älteren Befragten und bei Männern grösser.

Empathiefähigkeit wird als stark abnehmend empfunden

Für das Zusammenleben bildet die Fähigkeit, sich in andere einfühlen zu können, eine wichtige Grundlage. Allerdings sind 77 Prozent der Befragten der Meinung, dass das Einfühlungsvermögen in der Gesellschaft eher abnimmt als zunimmt. Frauen gelten mit Abstand als die einfühlsamste Bevölkerungsgruppe: Die Hälfte der Befragten findet Frauen besonders einfühlsam und kaum jemand findet sie wenig empathisch. Männer hingegen gelten als deutlich weniger einfühlsam. Auch ältere Menschen und die Landbevölkerung gelten als besonders empathisch. Fast zwei Drittel der Befragten geben an, mehrmals im Monat oder öfter mit Andersdenkenden zu sprechen. Gleichzeitig spricht mehr als ein Drittel (36%) praktisch nur mit Gleichgesinnten über politische Themen und tauscht sich nur wenige Male im Jahr oder überhaupt nicht mit politisch Andersdenkenden aus.

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3 Kommentare

  1. Es erstaunt nicht, dass die jungen Erwachsenen in der Schweiz mit ihrem Leben unzufriedener sind als die ü55-Generation. Ihnen fehlt der Vorlauf, heisst die Entwicklungsschritte aus der entbehrungsreichen Nachkriegszeit, dann der arbeitsreiche, wirtschaftliche Aufschwung bis zur heutigen Überflussgesellschaft, in der sie aufgewachsen sind. Jeder kleinste Verzicht bedeutet für sie eine persönliche Kränkung und sie reagieren darauf mit Empörung. Sie meinen ein Anrecht auf alles zu haben, was das Leben bietet, ohne dass sie etwas dazu beigetragen haben.

    Dass die ältere Generation die Sichtweise der GenerationZ oft zu wenig wahrnimmt, ist sicher der schlechten Komunikation zwischen den Generationen geschuldet. Hier sind jedoch einige Anstrengungen, z.B. von der SRG, aufgegleist, die den Jungen in den alten Medien Gehör verschaffen.

    Ich gehöre zur Gruppe der ü70 und erlebe zum Teil die noch ungebundenen Jugendlichen, aber auch junge Familien, als sehr fordernd und kritisch gegenüber der Gesellschaft, insbesondere beim bestehenden Schulwesen, in der Arbeitsentlöhnung und allgemein in der Politik der jungen Parteien. Auf mich wirkt ihr Verhalten oft unbescheiden, ja sogar arrogant und sie geben zu schnell auf. Wenn etwas nicht gleich so läuft, wie man es gern hätte und z.B. eine vorübergehende psychische Unsicherheit eintritt, wird das gleich als grosse Krise empfunden. Unser krankes Gesundheitssystem, die Kassenmacher und die Medien, nehmen dies natürlich sofort ungefiltert auf und schlagen, wenn möglich, Kapital daraus. So entsteht leicht ein Bild der armen Opfer unserer Gesellschaft. Das Motto heisst jedoch «Just for Fun» und unser überhitztes, kapitalistisches Wirtschaftssystem unterstützt, ja forciert, diese Forderungen.

    Aus meiner Sicht haben Kinder und junge Erwachsene heute eine noch nie dagewesene Fülle von Möglichkeiten und Freiheiten, von denen ältere Generationen nicht einmal träumten. Sie starten in ein Leben, wo den meisten die Welt offen steht. Dabei vergesse ich natürlich nicht, dass die neuen Herausforderungen unserer Zeit nicht einfach zu bewältigen sein werden. Sie werden auch dieser Generation ihren Beitrag abverlangen, so wie wir und die Generationen vor uns es taten.
    Meines Erachtens ist in allen Generationen eine neue Bescheidenheit und Rücksichtnahme anderen gegenüber mehr als nötig.

  2. Eigentlich ist alles gesagt, umfassend und gut. Trotzdem: War man als Vater zu wenig präsent oder überliess allzu viel der Partnerin? Weshalb ist es als politisch Denkender und Handelnder nicht gelungen, unsere Kinder zu «politisieren», weshalb betrachtet der Sohn ein berufliches Engagement über 80% als schlicht unzumutbar. Nun gut, er und seine Partnerin leben ihren Kindern eine anderes Modell vor; beide sind beruflich, wie in der Familie bewusst engagiert, was bei den aktuellen Löhnen gut ausgebildeter Arbeitnehmenden eben auch geht. Das frühere Modell der gemeinsamen 160 Stellenprozente ist heute klar definiert, 2 x 80 ergibt eben auch 160%.

    Innerhalb den Familien sind Gräben zumeist wenig deutlich oder wenigstens erklärbar. Arm und reich, ist ein leidiges Thema: Muss ein persönlich wenig verantwortlicher Manager zweistellige Millionenbeträge «verdienen» oder gilt ein Haushalt mit weniger als budgetierten 500 Franken für «Medien» als wirklich arm? Und der Stadt-Land-Graben ist ohnehin dummes Geschwätz einer Partei, die hier nicht erwähnenswert ist.

    Zugegeben, unserer Generation ü70 geht es mehrheitlich gut. Trotzdem, es muss gelingen, der Generation Z gut und aufrichtig zu erklären, dass wir «Alte» jetzt vielleicht nachholen, auf das sie bereits heute Anspruch erhebt.
    Wann die «beste Zeit im Leben» stattfinden soll, bestimmt eigentlich jeder selbst. Und dass «das Leben» zuweilen Konsequenzen folgert, ist schlicht Erfahrungssache. In dieser Hinsicht sind wir den Jungen schon etwas voraus.
    Sich selbst Glauben schenken; Meinungsmacher machen lediglich eine Meinung, nicht mehr und nicht weniger.

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