Mit «Serious Moonlight» zeigt das Kunstmuseum Luzern die US-Künstlerin Betye Saar (96) in ihrer ersten Schweizer Einzelausstellung.
Die amerikanische Künstlerin Betye Saar (*1926, Los Angeles) erzählt in ihren atmosphärisch dichten, politisch konnotierten Installationen, Assemblagen und Collagen von Spiritualität, Feminismus und Schwarzer Identität.
The Trickster, 1994, Ausstellungsansicht Betye Saar. Serious Moonlight
Mit Serious Moonlight erhält das Schweizer Publikum zum ersten Mal die Möglichkeit, Betye Saars intime, mystische Werke in einer umfassenden Einzelausstellung zu erleben. Die Ausstellung zeigt bedeutende Installationen der Künstlerin aus den 1980er- und 1990er-Jahren, von denen viele zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder ausgestellt werden.
Neben den installativen Arbeiten unterstreichen mythologische Siebdrucke und Radierungen aus den 1960er-Jahren die grosse Bedeutung Betye Saars als versierte Grafikerin des Black Feminism.
Betye Saar, Brides of Bondage, 1998
House of Fortune (Haus des Schicksals, 1988) erinnert mit Tisch, verstreuten Tarotkarten, Sei- denbannern und magischen Symbolen an eine Séance. Der rätselhafte, anthropomorphe Trickster (1994) beschreibt in karibischen Religionen eine Art Götterbote, der zwischen Men- schen und Gottheiten vermittelt.
Lo The Mystique City 1965, Radierung mit Blindprägung
Ein knisternder Blitz manifestiert dessen Macht und ermahnt zur Vorsicht. In Form eines Altarbildes ist Wings of Morning (Flügel der Morgenröte, 1987–92) als Ort des Gedenkens an die Verstorbenen konzipiert und beleuchtet den Übergang zwischen Leben und Tod. Das Publikum ist eingeladen, geliebten Menschen zu gedenken, indem es Fotos, Blumen und andere Erinnerungsstücke auf dem Sockel der Skulptur hinterlässt.
Installation view: Netye Saar,Serious Moonlight 2021-22
Die Arbeit Mojotech (1987) befasst sich mit dem sogenannten «mojo», übernatürlichen Kräften, die Objekten innewohnen können, und betrachtet Technologie als zeitgenössisches magisches Element in unserem Alltag.
Die Installation Shadow Song (Schattengesang, 1988) besteht aus Schattenrissen der Künstlerin auf Seide, die im Raum schweben. Oasis (Oase, 1984), eine mit Sand und Glaskugeln bestückte, sprichwörtliche Oase, die zur Kontemplation einlädt, wird in dieser Ausstellung zum ersten Mal seit 1988 wieder gezeigt.
Betye Saar: Site Installations, 1977 to 1987
Ein wiederkehrendes Thema in Betye Saars Installationen ist das britische Sklavenschiff «Brookes». Es taucht in Miniaturform in Brides of Bondage (Bräute der Knechtschaft, 1998) auf und bildet das Herzstück von Gliding into Midnight (In die Nacht gleiten, 2019).
Beide Arbeiten beziehen sich auf den Grundriss der «Brookes», das Sklavinnen und Sklaven unter grausamen Bedingungen von Afrika in die Karibik transportierte und das als historisches Symbol in zahlreichen Arbeiten der Künstlerin Verwendung findet.
Betye Saar, House for Fortune, 1988
In der Ausstellung wird der Dokumentarfilm Spirit Catcher. The Art of Betye Saar von Suzanne E. Bauman (1977) gezeigt. Das Publikum erlebt, wie sich im Schaffen Betye Saars eine Faszination für das Mystische mit ihren sozialen Anliegen verbinden.
Betye Saar lebt und arbeitet in Los Angeles. In den USA ist die Künstlerin eine Grösse der zeit- genössischen Kunst; in Europa wurde sie bislang wenig gezeigt. Zahlreiche amerikanische Institutionen verliehen ihr die Ehrendoktorwürde, darunter das California Institute of the Arts, das Massachusetts College of Art, das Otis College of Art and Design und das San Francisco Art Institute.
Die bis 18. Juni 2023 dauernde Ausstellung wurde von Fanni Fetzer und Stephanie Seidel, Institute of Contemporary Art, Miami kuratiert.
Buch: ISBN 978-1-63681-036-2
Fotos: Josef Ritler
Spannende Ausstellung!