Das Nidwaldner Museum Winkelriedhaus präsentiert aktuelle Werke der Künstlerinnenschwestern Esther und Judith Leupi.
Die Ausstellung kombiniert die Tuschezeichnungen von Esther mit den Fotografien von Judith Leupi und regt an, Raum und Zeit neu und anders wahrzunehmen. Die Schwestern Esther (*1981) und Judith Leupi (*1983) sind in Uffikon, Kanton Luzern, aufgewachsen.
Judith Leupi, «intorsion», 2023, UV Inkjetprint auf PVC
Esther Leupi studierte an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg und arbeitet heute in Luzern und Werthenstein. Judith Leupi absolvierte ihr Studium an der Hochschule der Künste Bern und an der Glasgow School of Art. Sie lebt und arbeitet in Glasgow. Die Künstlerinnen, die in verschiedenen Medien arbeiten, verfolgen eine rege Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland.
Judith Leupi shore 2021 Installation
Tracing an imaginary line
Als Künstlerinnen folgen beide unsichtbaren «Linien». Sie legen geheimnisvolle Verbindungen frei und führen tief hinein in die Dimensionen von Raum und Zeit. Sie spüren die Linien auf, die sie verbinden, sich manchmal aber auch als imaginär herausstellen.
Judith Leupi o.T., 2023 Pigmentdruck
Die Ausstellung im Nidwaldner Museum Winkelriedhaus stellt die Zeichnungen von Esther und die Fotografien von Judith Leupi in einen Dialog. Sie betont die Verschiedenheit ihrer künstlerischen Strategien, lässt Reibungen zu, spürt aber auch unerwartete Gemeinsamkeiten und zarte Verbindungen auf.
Esther Leupi cluster of stars, 2023
Esther Leupis Arbeiten auf Papier entstehen über lange Zeitspannen. Die Farbaufträge, die sie übereinanderlegt, sind durchscheinend und lassen darunterliegende Schichten und Strukturen erkennbar. So bilden ihre Werke immer auch die Schritte ihrer Entstehung ab. Der sichtbare künstlerische Prozess – das Suchen, sich Annähern und Verwerfen – ist die Essenz ihres Schaffens. Das Offene, nie Abgeschlossene verweist auf das Vergehen der Zeit und macht ihre Zeichnungen zu poetischen und fragilen Notationen.
Judith Leupi undergrowth, 2023, Pigmentprint
Auch Judith Leupis Arbeiten entstehen in vielen Arbeitsschritten, die sich in einer «räumlichen Schichtung» verdichten. Sie fängt mit der analogen Kamera unscheinbare Objekte oder Strukturen ein, die ihr im Alltag begegnen. Danach kopiert sie die Fotografien, zerschneidet sie und faltet daraus Objekte, die sie in Bühnenräumen inszeniert und wiederum fotografiert.
Virtuos springt sie hin und her zwischen dem Zwei- und Dreidimensionalen: von der Fotografie zum Objekt im Raum, zur Fotografie im Raum. Mit Schalk und Präzision dekonstruiert sie die Wirklichkeit und erschafft Räume, in denen alle gewohnten Dimensionen verschoben sind. Es gelingt ihr spielerisch, die Wahrnehmung gleichzeitig zu verunsichern und zu schärfen.
Judith Leupi, Kuratorin Bettina Staub und Esther Leupi. Foto: Christian Hartmann
Gastkuratorin ist Bettina Staub. Die Ausstellung dauert bis 6. August 2023
Titelbild: Esther Leupi, cluster of stars, 2023, Tusche auf Papier
Fotos: Josef Ritler