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Pariser Mode aus St.Gallen

Tradition und Innovation – das ist der Leitfaden des St.Galler Modelabels Akris. Es ist das einzige Schweizer Modeunternehmen, das seine Kreationen auf Pariser Laufstegen vorführen darf. Und dem jetzt im Zürcher Museum für Gestaltung eine Ausstellung gewidmet ist.

Vor hundert Jahren begann sie, diese Geschichte einer modeaffinen Familie aus St.Gallen, der Stadt der Spitzen und Stickereien. Allerdings gründet Akris nicht auf den beiden traditionellen Textiltechniken. Ganz im Gegenteil. Akris heisst kühle Eleganz, Minimalismus, aber auch Avantgarde und Exzentrik. Traditionell ist nur der Fokus auf höchste Qualität der verwendeten Textilien.

Albert Kriemler präsentiert seine Ausstellung im Museum für Gestaltung mit viel Engagement und Begeisterung. (©René und Elisabeth Bühler)

Albert Kriemler, der Designer und Vertreter der dritten Kriemler-Generation präsentierte den Medien im Museum für Gestaltung diese seine erste museale Retrospektive auf das Schaffen der letzten 20 Jahren. Und wie er das tat! Mit so viel Feuer, so offenem Enthusiasmus, mit so ansteckender Begeisterung – Albert Kriemler verkauft keine Akris-Mode, er ist Akris. Und hebt sich wohltuend – einfach gut schweizerisch ­– ab von der exaltierten Welt der Pariser Haute Couture.

Einzige Schweizer Modemarke in Paris

Wobei er dort durchaus dazugehört. Denn anders als in andern Modemetropolen muss in Paris die Präsentation einer Modemarke und die damit verbundene Defilées verdient werden. Es braucht eine Erlaubnis des dortigen Modesyndikats. Nun, Akris ist seit 20 Jahren ein fester Wert in Paris – und ein Name, der in der Modewelt einen guten Klang hat.

Kleider, die von den klaren Schnitten her von den Schürzen der ersten Stunde inspiriert sind. (b.r.)

Dabei begann die Geschichte dieses Modehauses ganz bescheiden. Alice Kriemler-Schoch, die Grossmutter der heutigen Generation, eröffnete 1922 in St.Gallen ein Nähatelier. Um die 30 Näherinnen fertigten dort Schürzen nach den Entwürfen der jungen Mutter. Schürzen trugen damals praktisch alle Frauen, im Haushalt, bei der Arbeit in der Fabrik, im Büro – die Kleider mussten geschont werden, denn Waschmaschinen gab es keine und gespart werden musste auch.

Die dritte Generation

Kriemlers Schürzen aber waren anders, eleganter: Zwar mit Stickereien verziert, aber doch schlichter und auf Figur geschnitten. Die zwei Söhne Ernst und Max übernahmen 1960 den Betrieb, führten ihn von den Schürzen weg hin zur Mode. 1980 kam mit Albert und Peter die dritte Generation ans Ruder – und schufen das Label Akris. Zum 100-Jahr-Jubiläum kreierte Creative Director Albert Kriemler Modelle, die ganz entfernt, ganz weit entfernt, an die Schürzenkreationen seiner Grossmutter erinnern: A-Linie, körpernah, und aus gutem Material.

Albert Kriemler und Kuratorin Karin Gimmi mit Akris-Modellen vor Werken von Imi Knoebel. (©René und Elisabeth Bühler)

«Akris. Mode. selbstverständlich» heisst die Ausstellung in Zürich. In zwölf «Inspirationswelten» zeigt Albert Kriemler Modelle aus feinsten Materialien wie Wolle, Seide, Kaschmir, aber auch Rosshaar. Es sind aber nicht nur die klaren, funktionalen, ja fast architektonisch aufgebauten Formen und die sinnliche Haptik, die bezaubern, es sind auch die Dialoge mit bildenden Künstlerinnen und Künstlern, die in die Kreationen einfliessen. Seit 2009 arbeitet Kriemler für jede Kollektion mit einem anderen Kunstschaffenden zusammen, lässt sich inspirieren, übernimmt Farben, grafische Elemente, ja Ideen von ihnen und setzt sie um. In Akris.

Kleider, inspiriert von Alexander Girards Wooden Dolls. (©René und Elisabeth Bühler)

Es würde zu weit führen, dieses Zusammenfliessen von Mode und Kunst im Einzelnen zu beschreiben. Deshalb nur ein Beispiel: 2021, als wegen Corona alles stillstand und Albert Kriemler in St.Gallen festsass ohne die Möglichkeit zum künstlerischen Austausch, schuf er eine Winterkollektion, in der er Elemente aus seiner Heimatstadt aufnahm: St.Galler-Stickerei, auf Neopren, Denim und Seide aufgedruckte Stadtpläne und Robert Walsers Wanderweg «Der Spaziergang» als filigranen Seidendruck. Kriemler hat die Technik des Stoffdrucks neu gedacht: Er bedruckt Stoffe aus CoolWool, Kaschmir, Paillettenkleider. Hauchdünne Seidenstoffe bekommen auch mal ein Double Face verpasst: Beide Seiten bedruckt mit unterschiedlichen Mustern. Was ganz neue gestalterische Möglichkeiten eröffnet.

Akris bittet zur Anprobe

Die Ausstellung im Museum für Gestaltung ist nicht nur eine Werkschau des grössten Schweizer Modeschöpfers, sie öffnet auch eine Welt, in der sinnliche Erfahrungen und stringente Formen zu einem Ganzen verschmelzen. Und wer wissen möchte, wie sich so ein Akris-Kleidungsstück am Körper getragen anfühlt – nur zu. Dafür steht eine ganze Mantelparade in verschiedenen Grössen zur Verfügung. So ein Mantel aus Kaschmir – man möchte ihn gar nicht mehr ausziehen.

«Akris. Mode. selbstverständlich» wird im Zürcher Museum für Gestaltung noch bis zum 24. September gezeigt.

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