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Geschichten aus Afrika

Im Zürcher Museum Strauhof stellt Zukiswa Wanner acht Bücher aus der afrikanischen Gegenwartsliteratur vor, inszeniert mit Musik, Performance und Kunst: «litafrika – Artistic Encounters».

Die in Sambia geborene Kuratorin Zukiswa Wanner (*1976) ist Journalistin und Schriftstellerin. Heute lebt sie in Kenia und fördert mit ihrem Netzwerk als Verlegerin zeitgenössische afrikanische Literatur. Im Museum Strauhof kuratiert sie in Zusammenarbeit mit der Stiftung Litar den zweiten Teil der litafrika-Trilogie (2022-2024): Während im ersten Teil afrikanische Poesie im Fokus stand, Seniorweb hat darüber berichtet, ist es im zweiten Teil afrikanische Gegenwartsliteratur.

Blick in die Ausstellung. Die Tafel gibt einen Überblick über die Schriftstellerinnen und Künstler, deren Werke Zukiswa Wanner für die Ausstellung zusammenbrachte.

Das Projekt litafrika wird über die gesamte Laufzeit von Pro Helvetia im Programm To-gather unterstützt. Dies ist ein Förderinstrument für neue interkontinentale Kooperationen und den Aufbau langfristiger Netzwerke. Ziel ist es, den Austausch zwischen den Kulturen gleichberechtigter und nachhaltiger zu gestalten sowie neue Formen der Zusammenarbeit zu erproben. So kann auch diese Ausstellung später auf dem afrikanischen Kontinent gezeigt werden.

Plakat zur Ausstellung vor dem Museum Strauhof. Foto: rv

Die Literaturausstellung Artistic Encounters ist, wie der Titel sagt, ein Ort der Begegnung und wird mit unterschiedlichen künstlerischen Setzungen erweitert. Dafür lud die Kuratorin afrikanische Künstlerinnen und Künstler ein, die von ihr ausgewählten acht Romane in englischer, portugiesischer und französischer Sprache, in Video, Kunst, Musik, Rap oder Performance zu übertragen.

Auch wenn sich die Tandems kaum persönlich begegnet sind, haben sie einen Weg zueinander gefunden. Die literarischen Vorlagen werden nicht einfach nur wörtlich illustriert, sondern geben ebenso die grundlegenden Stimmungen wieder.

Zukiswa Wanner stellt den Roman Das Leuchten von Morgen (2016) an den Anfang der Ausstellung. Der Autor Ismael Beah (*1980) stammt aus Sierra Leone. Seine Familie wurde im Bürgerkrieg getötet und er selbst im Alter von dreizehn Jahren als Kindersoldat rekrutiert. Unterstützt von UNICEF fand er zurück ins zivile Leben und studierte in den USA. Sein autobiografischer Bericht A Long Way Gone – Memoirs of a Boy Soldier (2007) ist ein internationaler Bestseller.

Das Gemälde von Shafik Manzi nimmt die Stimmung des Romans «Das Leuchten von Morgen» von Ismael Beah auf.

Das Leuchten von Morgen wird von Shafik Manzi (*2005) interpretiert. Der bildende Künstler stammt aus Ruanda, wuchs in Kenia auf und lebt heute in Kanada. Mit Pinsel und intensiven Farben überträgt er die innere Welt der Geschichte auf die Leinwand. Unter den bedrohlich rotleuchtenden Himmel und einen schlangenartigen Knäuel über den Köpfen der Menschen setzt er den ländlichen afrikanischen Alltag.

Wie der Roman zeigt auch das Bild, über welche Kräfte der menschliche Geist verfügt, um selbst unter widrigsten Umständen noch hoffen zu können. Dabei spielt Fussballspielen, die Natur, der Alltag der Menschen und vor allem das Erzählen von Geschichten eine zentrale Rolle; traditionelle Geschichtenerzählerinnen sind die alten Frauen. Und auch wenn eine Geschichte manchmal keinen unmittelbaren Sinn ergibt, meint der Autor, «muss man zuhören und sie im Herzen, im Blut behalten, bis sie eines Tages nützlich wird.»

Die Perlenstickerei von Ntombephi Ntobela aus Südafrika ist das Pendant zum Roman «Die erste Frau» von Jennifer Nansubuga Makumbi.

Eine Perlenstickerei begleitet den Roman Die erste Frau (2022). Die Perlenstickerin Ntombephi Ntobela(*1966) lernte das Handwerk von ihrer Grossmutter und gibt ihr Können afrikanischen Frauen weiter. Um die traditionelle Kunst neu zu interpretieren, und sie auch international bekannt zu machen, gründete sie 1998 die Vereinigung Ubuhle: Beautiful Beads.

Die Autorin Jennifer Nansubuga Makumbi (*1967) stammt aus Uganda und begann bereits 15-jährig regelmässig Theaterstücke zu schreiben. Nach dem Studium unterrichtete sie an einer internationalen Schule in Uganda. Ab 2001 begann sie an verschiedenen Universitäten im Vereinigten Königreich zu dozieren. Ihre Schriften basieren überwiegend auf mündlichen Überlieferungen, die in ihrer Kultur verankert sind.

Wie die Perlenstickerei, die zu den weiblichen Arbeiten gehört, handelt auch Makumbis Roman von einer Frauengesellschaft. So ist die junge Protagonistin Kirabo umgeben von unterschiedlichen Frauen, etwa einer blinden alten Frau, die im Dorf als Hexe gilt, einer Tante sowie von ihren Mitschülerinnen. Als Kirabo beginnt, sich mit Feminismus auseinanderzusetzen und sich fragt, wer sie ist und welche Rolle sie in der Gesellschaft einnimmt, entdeckt sie: Nicht nur Männer verhalten sich gegenüber Frauen patriarchalisch und nützen ihre Vormachtstellung aus, auch Frauen können andere Frauen unterdrücken, sei es aufgrund ihrer Klassenzugehörigkeit, ihrer Ehe oder ihrer Mutterschaft.

Blick in die Ausstellung. Foto: rv

Die im Strauhof präsentierten Bücher werfen Schlaglichter auf Beziehungen und Familien, auf kleinere und grosse Konflikte und spiegeln ganz unterschiedliche Realitäten. Sie öffnen in Verbindung mit den künstlerischen Interpretationen ein Fenster zu Afrika, zum Leben und zum Alltag der letzten zehn Jahre. Eine Serie von Geschichten wurde für die Ausstellung zusammengetragen und sind als Broschüre an der Kasse erhältlich.

Titelbild: Kuratorin Zukiswa Wanner, Videostill rv.  Fotos: Museum Strauhof, Zürich und rv

Bis 3. September 2023
«litafrika – Artistic Encounters», im Museum Strauhof, Zürich

s.a. Ruth Vuilleumier, Gedichte bauen Brücken

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