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Im Stechschritt unterwegs

Es sieht immer etwas kurios aus, wenn Soldaten gewisser Armeen in Formation und im Stechschritt durch die Strassen oder vor einem fremden Staatsoberhaupt paradieren. Nachgestellt werden kann eine solche Szene gut mit Lego- oder Playmobilmännchen. Die haben auch keine Kniegelenke.

Glaubt man einer Reportage über eine mit einem hochdotierten Forschungspreis ausgezeichnete Ärztin, paradiert diese regelmässig im Stechschritt durch die Gänge eines Spitals. Wörtlich: Das bedeutet, im Stechschritt in die Kantine, Fragen beantworten (…), aufstehen und im Stechschritt weiter.» Und dann: «Sie geht ausschliesslich im Stechschritt. In einem normalen Schritttempo kommt man ihr nicht nach.»

Was ich nicht ganz glaube, denn sooo schnell sieht eine Stechschrittparade jetzt auch nicht aus. Ob sich der Journalist vielleicht, statt sich an den Legomännchen zu orientieren, besser bei den Sportlern umsehen müsste? Vielleicht hätte er dann gemerkt, dass die Ärztin eher im Laufschritt unterwegs war.

Ja, Sprache ist schwierig und Fallgruben gibt es zuhauf. Nicht nur solche, in die man per Stechschritt fallen könnte. Da reicht ein Brunnen, in einem Biotop. Ein Duftsteinbrunnen genauer, als Lebensraum für Amphibien. Ob das wohl ein Steinbrunnen ist, der duftet, oder ein Brunnen, aus einem duftenden Stein gehauen? Solche «Steine» gibt es nämlich. Sie sind meist aus gebranntem Ton und werden dann mit ätherischen Substanzen getränkt.

Gedankensprung: Eine der wesentlichen Eigenschaften, die ein Journalist, eine Journalistin für ihren Beruf mitbringen sollte, ist Neugier. Niemand aus der schreibenden Zunft weiss alles. Und deshalb heisst es fragen, fragen, fragen. Bis man alles genau verstanden hat. Dann hätte man auch erfahren und begriffen, dass im zitierten Fall kein Duftstein, sondern Tuffstein verbaut worden ist. Riecht nicht so gut, aber gefällt den Kröten und Salamandern wohl trotzdem.

Die Patrouille Suisse machte in letzter Zeit Schlagzeilen. Negative leider. Und jetzt noch das: «Die Patrouille Suisse- Flugzeuge kreisen romantisch wie Adler über dem Flugplatz.» Dieser Vergleich hinkt ganz gewaltig. Die Maschinen sind so schnell, dass sie einen weitaus grösseren Radius benötigten, um kreisen zu können. Sie überfliegen höchstens einen Flugplatz. Den sprachlichen Überflieger sucht man bei dieser Beschreibung leider vergebens.

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4 Kommentare

  1. Unglaublich, wie Sprache missbraucht wird! Ob da nicht teilweise auch die automatischen Vervollständigungsprogramme beteiligt sind?

  2. Das Schlimmste finde ich, dass diese missbrauchten oder schlicht falsch angewandten Wörter in Publikationen, Kommentaren etc. kaum mehr jemandem auffallen, weil ja auch so geredet wird, besonders bei uns. Dialekt sprechen ist das Eine, aber wenn Schweizer Hochdeutsch oder Schriftdeutsch sprechen, da tschuderet es mich manchmal, ja es tut fast weh, wie ein falscher Ton in einem Musikstück.

    Die Vielfalt der Deutschen Sprache wird leider m.E. auch an Schulen viel zu wenig gepflegt und die Regeln vernachlässigt. Dass viele Jugendliche, aber auch Erwachsene, sich lieber in der Internet- oder SMS-Sprache ausdrücken und, dass auch in Büchern, wenn sie denn noch gelesen werden, zunehmend ein schludriges Strassendeutsch gebraucht wird, ist leider eine bedauernswerte Tatsache.

  3. Abgesehen davon, dass dieser Journalist im Laufschritt ins Fettnäpfchen, in die Fettpfütze. getreten ist: Sich sowas vorzustellen ist urkomisch. Die Aerztin, weisser Mantel, Stethoskop, paradiert, parodiert, im Stechschritt durch die Spitalgänge, vor die Betten, in die Cafeteria. Da verbindet sich die Nationale DDR-Volksarmee mit Monty Python.

    • Sie haben Recht Herr Steiger, eigentlich sollte man sich die Welt schönreden und mit Monty Python, sich nur noch lustig machen über das ach so Menschliche. Das passiert ja auch nehmend, und das ist es genau, was mich nachdenklich macht. Ich ordne das ein unter «Selbsterhaltungstrieb» oder unter «Überforderung», und aus eigener Erfahrung, dieser Eigenschutz ist legitim. Aber es sollte eine Übergangsphase sein mit der Hoffnung, dass unsere fragile Welt eine menschliche und liebende Gesellschaft bleibt.

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