StartseiteMagazinGesundheitDas Leiden, das keiner sieht

Das Leiden, das keiner sieht

Fibromyalgie heisst Leben mit chronischen Schmerzen. Diese treten in unterschiedlichen Körperregionen auf. Die Tragik dieser Erkrankung ist, dass sie sich aufgrund von Laborwerten nicht diagnostizieren lässt. Die Rheumaliga Schweiz informiert:   

Die Fibromyalgie hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Betroffene leben zwar mit einer belastenden Schmerzerkrankung, erfahren aber immer noch Unverständnis und mangelnde Anerkennung in ihrem privaten und beruflichen Umfeld, sowie im medizinischen System und im Umgang mit den Sozialversicherungen. Die neue Broschüre der Rheumaliga Schweiz will das Verständnis für die Fibromyalgie fördern und gibt Betroffenen und Angehörigen eine aktuelle Orientierungshilfe.

Keiner sieht von aussen diese Schmerzen, aber die Betroffenen fühlen diese Stacheldrähte – innerlich. (Bilder pixabay)

Diffuse Schmerzen in Muskeln, Sehnen und Gelenken, Schlafprobleme, chronische Erschöpfung und kognitive Störungen: Das sind nur vier von über hundert möglichen Symptomen des Fibromyalgie-Syndroms (FMS). Die Medizin vermag dem subjektiven Leid der Betroffenen keine Organschäden, keine autoimmunen Prozesse und auch kein anderes objektives Krankheitsgeschehen zuzuordnen.

Keine psychische Erkrankung

Zu viele Betroffene bekommen noch immer zu hören, sie seien im Grunde gesund oder hätten eine Depression. Tatsächlich leiden ungefähr drei von vier Fibromyalgie-Betroffene an einer schlummernden oder ausgeprägten Depression. Auch Angststörungen oder Aggressionen kommen vor. Doch dies sind emotionale Reaktionsmuster auf die schwierige Lebenssituation, geprägt von Schmerzen, Beschwerden, Unverständnis und sozialer Isolation. An sich ist die Fibromyalgie keine psychische Erkrankung.

Seit 2022 befasst sich die WHO vertieft mit der Erkrankung und hat Therapiegrundsätze formuliert.

Gemäss WHO ist die Fibromyalgie kein Rheuma. Die Weltgesundheitsbehörde hat sie 2022 in die neu geschaffene Gruppe der chronischen primären Schmerzsyndrome eingeteilt. Diese Klassifikation (ICD-11) ändert vorderhand nichts daran, dass die Betroffenen meist weiterhin von einem Rheumatologen oder einer Rheumatologin betreut werden. Eine weitere Neuerung betrifft die Diagnostik. Im Unterschied zu früheren Richtlinien ist die Fibromyalgie keine Ausschlussdiagnose mehr. Die Diagnose Fibromyalgie kann unabhängig von und zusätzlich zu anderen Diagnosen gestellt werden.

Die multimodale Therapie

Lange Zeit folgte die Fibromyalgie-Therapie einem Stufenplan, angefangen bei der Patientenschulung. Doch die wissenschaftliche Literatur der vergangenen fünf Jahre bekräftigt die Vorzüge einer multimodalen Therapie. Sie bündelt von Anfang an eine psychologische Therapie oder Beratung mit körperlichen Trainings und Aktivitäten und einer medikamentösen Therapie. Dazu kommen ergänzende Behandlungen, auch solche der Komplementärmedizin. Im Grunde kommen alle Therapie- und Selbsthilfemassnahmen in Betracht, die die Symptome einer Fibromyalgie nachweislich lindern können und dazu beitragen, die weitere Chronifizierung abzuwenden.

Grosser Bedarf an Sozialberatung

Berufstätige mit einer Fibromyalgie haben oft Schwierigkeiten mit der Invalidenversicherung, aber auch mit der Krankenkasse oder der Taggeldversicherung. Die Rheumaliga empfiehlt die freiwillige, präventive IV-Früherfassung und dass die Betroffenen alle Möglichkeiten ausschöpfen, berufstätig zu bleiben. Im Idealfall lassen sich die Arbeitsbedingungen anpassen. Professionelle Hilfe bieten die kostenlose Sozialberatung einiger kantonaler oder regionaler Rheumaligen sowie die Rechtsberatung von Procap, Inclusion-Handicap und Pro Infirmis.

Die neue Broschüre kann gratis bestellt werden unter www.rheumaliga-shop.ch oder via Telefon 044 487 40 10. Rheumaliga Schweiz · Josefstrasse 92 · 8005 Zürich.

Beliebte Artikel

Mitgliedschaften für Leser:innen

  • 20% Ermässigung auf Kurse im Lernzentrum und Online-Kurse
  • Massgeschneiderte Partnerangebote
  • Jahresbeitrag von nur CHF 50.
  • Zugang zu Projekten über unsere Partner
  • Gratis Hotelcard für 1 Jahr (50% Rabatt auf eine grosse Auswahl an Hotels in der Schweiz)

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein