StartseiteMagazinKolumnenDas Schweizer Fernsehen vor der Nagelprobe

Das Schweizer Fernsehen vor der Nagelprobe

Die Verantwortlichen in den Schweizer Medien haben geplant, hoffentlich auch gedacht und nachgedacht, was sie uns Stimmbürgerinnen und Stimmbürger zu den eidgenössischen Gesamterneuerungswahlen am 22. Oktober 23 so alles servieren wollen. Das Schweizer Fernsehen vollzieht das sogar wortgenau: Es lässt zum Auftakt des Wahlkampfes bekannte Gesichter in unterschiedlicher politischer Zusammensetzung gemeinsam kochen und das Mahl auch noch Gästen servieren. Mehr oder weniger Sympathiewerte, die man den einzelnen Köchinnen und Köchen zuweisen kann, resultiert daraus nicht, sieht man davon ab, dass öffentlich wird, dass die sich alle sehr gut kennen, mitunter zu gut. Und damit den Eindruck der Kumpanei verbreiten, den vorhandenen gar verstärken.

Dass sich die NZZ ebenso auf das Glatteis begibt, erstaunt dann schon mehr. In einer Interview-Serie der alten Tante von der Falkenstrasse in Zürich mit den Parteipräsidenten „wird über alles – ausser Politik“ geredet. Dass Balthasar Glättli, der Grüne, gerne mehr Charisma versprühen würde, und er deshalb der Partei nicht das Format verleiht, welches zum Erfolg führt, war eh schon bekannt. Und dass Gerhard Pfister, trotz  boulevardesken Fragestellungen, immer noch den Bundesrat abgeben würde, den wir jetzt bräuchten, blieb unangetastet. Immerhin.

Eigentlich ist es klar, um was es in den nächsten vier Jahren geht: um die Neutralität, besonders im Verhältnis zur Ukraine, um das Verhältnis zu Europa, um die Altersvorsorge (AHV, 2. Säule), um den steten Prämienschub bei der Krankenversicherung und nicht zuletzt um den Schutz der Umwelt. Auf all die Fragen gibt es Antworten, gibt es Positionsbezüge der Parteien. Den Medien fällt in den nächsten 6 Wochen die Aufgabe zu, herauszukristallisieren, wer welche Position mit welchem Engagement vertritt. Nicht mehr und nicht weniger. Und das ist schon schwer genug. Streng genommen sind es keine nationalen Wahlen. Die Kantone bilden die Wahlkreise. In ihnen wird bestimmt, wer nach Bern ins Parlament delegiert wird, in den National- als auch in den Ständerat. Am Beispiel der Partei „Die Mitte“ wird die Kantonsbezogenheit offensichtlich. Im Kanton Luzern ist sie nach wir vor bestimmend stark, im Kanton Zürich ist sie heilfroh, wenn sie ein Mandat erringen kann.

Diese schweizerische Besonderheit macht es den nationalen Medien, insbesondere dem Fernsehen schwer. Ich habe das Dilemma, in dem das Schweizer Fernsehen steckt, als Verantwortlicher der Wahlsendungen erlebt. Immer wieder suchten wir nach neuen Formaten, um den Ansprüchen der Zuschauerschaft gerecht zu werden: Bekommen sie, was sie zur Entscheidungsfindung benötigen, welches Mass an unterhaltsamen Elementen ist nötig, um die Zuschauerschaft für die Wahlen überhaupt zu interessieren? Und die Parteien: Fühlen sich die Kleinen wie die Grossen fair behandelt, angemessen vertreten? Wer darf überhaupt auftreten? Nie stärker als in dieser Zeit war der Druck aus den Parteizentralen, nie waren die Ansprüche ausgeprägter.

Ironie des Schicksals: Das Schweizer Fernsehen wird in diesem Wahljahr 70 Jahre alt und immer noch ist es in der  deutschschweizer Politik nicht vollkommen angekommen.

Als ich 1973 zum Fernsehen stiess und verantwortlich für die deutschschweizer Ausgabe der Tageschau zeichnete, standen wir im Brennpunkt der Kritik des Hofer Clubs, benannt nach Professor Walter Hofer, honoriger SVP-Nationalrat. In den Augen des Hofer-Clubs waren wir die „Schmuddelkinder der Nation“. Jetzt , 50 Jahre später, ist es Thomas Matter, Bankier und SVP-Nationalrat, der das Messer wetzt, sich nicht nur an den TV-Wetterprognosen ereifert, sondern zum Zweihänder greift und mit der SVP-Halbierungs-Initiative der SRG die finanzielle Grundlage entziehen will. Die Tagesschau hat sich zu einer renommierten Nachrichtensendung entwickelt, die immer wieder mit überraschenden Hintergrund-Berichten auffällt. Jetzt steht den Frauen und Mannen am Leutschenbach mit den Sendungen zu den Nationalrats-Wahlen eine Nagelprobe bevor. Nur Mut. Es steht viel auf dem Spiel. Gerade im 70. Jubiläumsjahr.

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