StartseiteMagazinKulturSchlichte, ergreifende Inszenierung

Schlichte, ergreifende Inszenierung

Am Luzerner Theater hatte am Samstag Engelbert Humperdincks «Hänsel und Gretel» Premiere. Das schlichte Bühnenbild und die originellen Kostüme machen die Inszenierung sehr sympathisch. Nur das Orchester hatte unter der Leitung von Jesse Wong die Tendenz, zu laut aufzutrumpfen.

Eigentlich ist die Luzerner Bühne zu klein für pompöse Ausstattungen. Und Humperdincks Märchen, das gerne in der Vorweihnachtszeit gespielt wird, kennt man mit verlockendem Lebkuchenhaus der Hexe und magischen Erscheinungen im dunklen Wald.

Regisseur Dirk Schmeding nahm die bühnentechnischen Beschränkungen in Luzern als Chance. Er setzte die Kinder der Luzerner Kantorei, die im dritten Bild von der Lebkuchenstarre im Hexenhaus erwachen und singen, den ganzen Abend ein. Es sind diese Kinder, die Hänsel und Gretel zum Leben erwecken, denn anfangs sitzen diese als Puppen auf der Bühne. Und sie begleiten die beiden durch die Geschichte. Sie erscheinen im dunklen Wald als Feen und Kobolde. Und sie verwandeln sich auf der Bühne in die vierzehn weissen Engel, die die beiden im Traum beschützen.

Mit wenigen Stilmitteln wird eine zauberhafte Märchenwelt erschaffen. (Alle Bilder Theater Luzern/Ingo Hoehn)

Es ist also nicht das Lebkuchenhaus, das einen in Bann zieht. Bühnenbildner Robert Schweer deutet die Hütte der armen Leute und das Lebkuchenhaus mit denselben abstrakten Neonröhren-Linien nur an. Das Einzige, was wechselt, ist deren Farbe. Beim Lebkuchenhaus kommt dazu, dass die Kinder Hänsel und Gretel Süssigkeiten aller Arten an Angeln vor der Nase herumtanzen lassen – eine originelle Idee.

Fantasievolle Kostüme

So geht die szenische Wirkung vor allem von den Kostümen aus, und von den hervorragend spielenden Protagonisten. Hänsel und Gretel haben Kleider und Perücken wie Puppen, blond und rothaarig. Köstlich sind die Eltern: die Mutter Gertrud mit üppig ausgestopfter Hüfte und übergrossem Turban auf dem Kopf, der Vater Peter, der Besenbinder, ebenso rund und sympathisch geschminkt. Er trinkt gerne und singt entsprechend lustige Lieder.

Marcela Rahal spielt die Mutter mit vehementer Präsenz. Weil sie aber erkältet war, sprang Marie-Belle Sandis vom Nationaltheater Mannheim ein und sang die Partie von der Seite aus, während Rahal das Singen nur mimte. Wie die beiden das zusammen hinkriegten, war grosse Klasse. Vladyslav Tlushch sang und mimte daneben den Besenbinder mit warmer, inniger Stimme und herrlich torkelndem Spiel.

Eigenwillige Kostümierungen verweisen das Bühnenstück klar in das Reich der Märchen.

Erfrischend ist die helle Sopranstimme von Tania Lorenzo Castro, die auch stets ein breites Lachen im Gesicht hat. Wie sie die Gretel als lebensfrohes, gerne tanzendes Mädchen singt und spielt, ist einfach hinreissend. Dazu passt der dunklere, aber ebenso geschmeidige Mezzosopran von Solenn‘ Lavantant Linkes in der Hosenrolle des Hänsel ausgezeichnet. Wie gut die beiden Ensemblemitglieder sich mittlerweile kennen, zeigt auch ihr ungezwungenes, spontan wirkendes Spiel als Geschwister.

Der grosse Auftritt der Hexe


Die Gegenwelt ist die des dunklen Waldes und der Hexe. In Luzern schwebt der Wald mit bildnerisch dargestellten Pilzen, Farn und Tannenzweigen von oben auf die Kinder herab, und zwar spiegelverkehrt. Das gibt ihm etwas Magisches, Surreales. Und dann plötzlich die herrische Stimme von Robert Maszl als Hexe. Diese tritt in drei Gestalten gleichzeitig auf: in der Mitte der grandios die beschwörende Hexe singende Maszl, dessen grosser runder Bauch von einem Gesicht mit zwei Kulleraugen und einem beweglichen Mund gezeichnet ist. Und dieses Gesicht bewegt sich so, als würde es spielen und singen.

Die Hexe (Robert Maszi) als gleich dreifaches Monster wirkt nicht nur auf Hänsel bedrohlich schön.

Links und rechts von dieser modernen Hexe agieren zwei Figuren mit Greifarmen und übergrossen Fingern, die die beiden Kinder packen und festhalten. Dass aus der Nase der Hexe Rauch aufsteigt, ist ein toller Effekt. Und natürlich raucht auch der Ofen. Doch Gretel gelingt es, die Hexe zu überlisten und sie in den Ofen zu werfen, Ende gut, alles gut.

Gross auftrumpfende Musik


Humperdincks Musik ist ein genialer Wurf. Dem Komponisten ist es als Wagner-Verehrer gelungen, mit dieser Märchenoper seinen eigenen Ton zu finden. Zu den volksliedhaften Liedern, die zu einem schlichten Gesang zurückführen, kommen ein farbenreicher Orchestersatz und eine ausladend lange Ouvertüre. Die Bläser des Luzerner Sinfonieorchesters wurden stark gefordert, und das kindliche Temperament dieser Musik kam lebhaft zur Geltung. Dass das Orchester beim Auftrumpfen gerne zu laut wurde, hat wohl auch mit dem eher kleinen Haus zu tun.

Weitere Vorstellungen: So, 19.11. 19h; Do, 23. 11. 19.30h; So, 26. 11. 13.30 h; So, 10.12. 13.30 h; Mo, 11. 12. 19.30h; Mi, 13. 12. 20 h; Di 19.12. 19.30 h Di, 26. 12. 20 h; Sa, 6. 1. 2024, 19.30 h

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