StartseiteMagazinGesellschaftGute Betreuung muss zum Service public gehören

Gute Betreuung muss zum Service public gehören

Ende Oktober versammelten sich über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Paulus Akademie in Zürich, um den Tag für pflegende und betreuenden Angehörige zu begehen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Wirkung und der Nutzen von guter Betreuung im Alter.

Die Tagung bot Einblicke aus der Forschung, ein eindrucksvolles Plädoyer eines ehemaligen Stadtarztes und eine engagierte Podiumsdiskussion. Der Entlastungsdienst Schweiz und die Paul Schiller Stiftung freuen sich über die klare Erkenntnis der gemeinsamen Tagung: Gute Betreuung muss künftig zum Service public der Schweiz gehören.

Gute Betreuung als Teil präventiver Alterspolitik

Prof. Dr. Martin Hafen (HSLU Soziale Arbeit) zeigte zum Einstieg system- und präventionstheoretisch auf, wie Betreuung im Alter präventiv wirkt. Gute Betreuung hat einen positiven Einfluss auf psychosoziale Gesundheitsfaktoren, kann Schutzfaktoren stärken und Risikofaktoren auffangen. Psychosoziale Faktoren sind in Prävention und Behandlung so bedeutsam wie die medizinischen. Eine verstärkte Einbindung sozialer Berufe in den Altersbereich sei daher unverzichtbar. Prof. Dr. Hafen betonte, dass eine gute Alterspolitik in der Prävention immer deutlich wirksamer ist als jede noch so gute Plakatkampagne. Gute Betreuung müsse Teil einer guten Alterspolitik sein. Das koste etwas, wirke aber auch.

Dank von höchster Stelle

Mario Fehr, Regierungspräsident des Kantons Zürich, machte in seinem Grusswort deutlich, warum es den Tag der betreuenden Angehörigen braucht. Er dankte all denen, die diese wichtige, aber auch anspruchsvolle Arbeit leisten. Und forderte die Betreuenden gleichzeitig auf, auch für Verbesserungen einzustehen und Forderungen zu formulieren. Der Kanton Zürich versuche mit verschiedenen kleineren Reformvorhaben die Situation für ältere Menschen und ihre Angehörigen zu verbessern. So wurde eine Änderung bzw. Erweiterung der Zusatzleistungsverordnung vorgenommen, die zur Stärkung der Betreuung ausserhalb von Heimen für Personen mit Ergänzungsleistungen im AHV-Rentenalter mit Gewichtung von psychosozialer Betreuung, Begleitung und Unterstützung bei der Haushaltsführung beiträgt.

Exklusive Studienergebnisse

Ergänzend zu den fachlichen und theoretischen Inputs gewährte der Entlastungsdienst Schweiz Einblicke in die Praxis. Anhand von persönlichen Videobeiträgen aus dem Betreuungsalltag wurde die Wirkung von guter Betreuung ganz konkret sichtbar.

Diese spannenden Wirkungsdimensionen in den psychosozialen Handlungsfeldern der Betreuung konnte auch in einer schriftlichen Befragung von Kundinnen und Kunden des Entlastungsdienstes Schweiz durch die Forschungsstelle SoToMo aufgezeigt werden. An der Tagung wurden exklusiv erste Resultate präsentiert, die die positive Wirkung regelmässiger Betreuung eindrücklich belegen. Die Detailresultate der Studie werden anfangs 2024 erwartet.

Engagiertes Plädoyer und angeregte Podiumsdebatte

PD Dr. Albert Wettstein war Stadtarzt in Zürich, Präsident der unabhängigen Beschwerdestelle im Alter und Dozent am Institut für Gerontologie der Universität Zürich. Diese geballte Ladung an Erfahrung und Wissen brachte er in sein Plädoyer ein. Er startete mit einem Blick in die Studie des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums OBSAN, das prognostiziert, dass bis 2040 mehr als 900 Heime gebaut werden müssten, wenn man die Unterstützung der älteren Menschen nicht anpasst. Er warf auch einen Blick auf die hohen Neuroleptika-Verschreibungen bei älteren Personen in der Schweiz. Und zeichnete dann ein alternatives Bild: Statt unnötigen Heimen und Medikamenten sollten wir auf mehr soziale Betreuung setzen. Diese müsse von Fachpersonen und Freiwilligen gemeinsam erbracht werden, für alle zugänglich sein und eigenständig gedacht werden – neben der Pflege und der (Haushalts-)Hilfe.

Das Plädoyer war ein Steilpass für das anschliessende Podium. Albert Wettstein vertiefte sein Votum unter der Moderation von Urs Leuthard zusammen mit Nationalrätin und ehemaligen Professorin für Sozialarbeit Katharina Prelicz-Huber, mit Karin Stadelmann, Kantonsrätin Luzern und Dozentin an der HSLU, mit Riccardo Pardini, Forschender im Bereich Betreuung im Alter an der BFH sowie mit Stefanie Becker als Direktorin von Alzheimer Schweiz und mit Peter C. Meyer, ehem. Professor und Direktor des Departements Gesundheit an der ZHAW und heutiges Vorstandsmitglied des Vereins Zürcher Seniorinnen und Senioren.

Die Diskussion und die gesamte Tagung machen deutlich: Gute psychosoziale und fachlich abgestützte Betreuung im Alter muss ein Teil des Service public in der Schweiz werden – zugänglich, professionell, alltagsnah und für alle finanzierbar.

Rückblick & Infos: https://www.angehoerige-pflegen.ch/tag-der-angehoerigen-2023

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