Die Sonderausstellung «Spuren – Fährten, Frass und Federn» im Naturmuseum Solothurn stellt die unterschiedlichen Spuren und deren Verursacher in den Vordergrund. Mithilfe von Vergleichsobjekten, interaktiven Stationen oder Bestimmungshilfen wird den Besucherinnen und Besuchern das Werkzeug mitgeben, um die Rätsel zu lösen.
Spuren sind weitaus mehr als nur Trittsiegel und Fährten. Auch Kot, Frassspuren, Duftspuren, akustische Spuren, Nester, Federn, Eischalen und andere Hinterlassenschaften sind Spuren. Und auch der Mensch hinterlässt Spuren – sei dies als Mikroplastik im Gestein oder als erhöhte Virenlast im Abwasser. Denn, wer lebt, hinterlässt Spuren.
Bereits bei der Geburt hinterlassen Neugeborene ihre Spuren: Eischalen bleiben zurück oder die Plazenta bei Lebendgebärenden, wenn auch nur für kurze Zeit. Denn diese wird von vielen Muttertieren aufgefressen, so dass möglichst nichts mehr auf eine Geburt hindeutet – eine clevere Feindvermeidungsstrategie.
Nester und andere Bauwerke
Jungtiere erfahren ihre erste Zeit meist an einem geschützten Ort. Nester, Höhlen, Kobel, Baue oder Gespinste stellen solche Brutstuben dar. Auch ohne Bewohner sagt das Bauwerk etwas über den Inhaber aus, denn jeder Macher hat so seine Angewohnheiten. So fertigt ein Zaunkönig ein kugeliges, geschlossenes Nest an, währenddem sich dasjenige eines Buchfinks fast schon dekorativ mit Flechten und Moosen eingeflochten präsentiert.
Bauwerke dienen nicht nur für die Kinderstube oder als Versteck, sondern sind manchmal ausgeklügelte Fangvorrichtungen wie beispielsweise beim Ameisenlöwen. Der in Sand gegrabene Trichter verhilft dem Ameisenlöwen zur Beute: Einmal in den Trichter gelangt, entkommt eine Ameise selten, zumal die versteckt lauernde Larve der Ameisenjungfer die Ameise noch mit Sand bewirft und so ein Entrinnen verhindert.
Frassspuren
Heranwachsende fressen so einiges. Beim Fressen von Tannzapfen und Nüssen beispielsweise bleibt immer auch ein Teil übrig, nämlich die harte Spindel oder die Nussschalen. Bei näherem Betrachten werden Zähnchenabdrücke sichtbar und geben Aufschluss über den Verzehrer: Denn das Eichhörnchen gelangt durchs Aufknacken zur Nuss und die Maus durch das Herausknabbern eines Lochs.
Und wer frisst, scheidet auch viel aus. Dies ist in erster Linie Unverdaubares in Form von Kot, bei vielen Vögeln zusätzlich Hervorgewürgtes. Für uns sichtbar wird dies als Gewölle – und nicht zu knapp. Denn bevor wieder gefressen werden kann, muss geleert werden. Grösse des Gewölles und dessen Inhalt verraten mehr über den Vogel.
Trittspuren
Um an eine Nahrungsquelle oder ein Versteck zu gelangen, benützen Tiere oftmals dieselben Wege. Man spricht dann von einem Wildwechsel. Die Fährten der Tiere oder ein einzelner Fussabdruck verraten uns, welches Tier unterwegs war. Insbesondere im Schnee oder im Lehm sind solche Fährtenbilder gut sichtbar und unterscheidbar: Ein hakenschlagender Hase gibt ein anderes Fährtenbild ab als ein schnürender Fuchs, ein gehendes Reh ein anderes als ein fliehendes. Eine Fährte eröffnet bei genauerem Hinsehen eine ganze Geschichte, wer da durchgezogen ist, ob alleine oder in einer Gruppe und ob gemächlich oder gejagt oder gar verletzt.
Hinterlassenschaften
Wer frisst, wächst auch. Die äussere Hülle muss demnach entweder mitwachsen oder man platzt aus allen Nähten. So geschehen bei Raupen beispielsweise oder den Reptilien. Diese häuten sich regelmässig. Die abgestossenen Häute sind auffindbar und Zeugen eines Erneuerungs- und Wachstumsprozess.
Blick in ein Diorama: Wühlmaus mit Urinspuren, die nur für Vogelaugen sichtbar sind. Foto: Silvan Thüring, Naturmuseum Solothurn
Bei den Vögeln kennen wir die Erneuerung der Federn in der Mauser, wenn das Jugendkleid dem adulten Federkleid weicht oder wenn die Balz vor der Tür steht. So auch bei den Geweihträgern wie dem Rothirsch, der auf die Paarungszeit hin ein ausgewachsenes Geweih trägt und somit seine Präsenz markieren kann. Eine Präsenz auf Zeit – denn das Geweih hat eine Solbruchstelle und fällt im Februar ab.
Unsichtbare Spuren
Mit dem Alter kommt auch die Geschlechtsreife. Hier spielen nebst visuellen Anreizen wie das Prachtkleid bei den Vögeln oder das Hirschgeweih insbesondere auch geruchliche und klangliche Reize eine besondere Rolle bei der Kommunikation. Dies nicht nur bei Tieren, wie der Spruch «ig ma di nid schmöcke» verrät…
Die letzten Spuren
Hat ein Tier sein Alter erreicht oder wurde Opfer einer lauernden Gefahr, so wird sein Kadaver bald gefressen und von Mikroorganismen zersetzt. Harte Körperteile aber bleiben länger erhalten: Knochen, Zähne, Hufe, Schnäbel, Geweihe, Schneckenhäuschen oder das Aussenskelett von Insekten. Denn, wer stirbt, hinterlässt Spuren.
Unter bestimmten Bedingungen wandeln sich Teile von Tierkadavern, Kot oder Fussabdrücke über Jahrtausende zu Stein und überdauern so Jahrmillionen. Und so findet sich überraschenderweise die Spur eines Dinosauriers auf einem Berggipfel wieder, wie dies der Fussabdruck knapp unter dem Berggipfel des Piz Ela auf über 3000 m.ü.M. beweist – die höchste Dinospur Europas, notabene. Und was wir wohl an Spuren hinterlassen werden? Hoffentlich nicht nur Mikroplastik im Gestein…
Die Ausstellung zum Spuren erkennen und enträtseln
Mit der Sonderausstellung «Spuren – Fährten, Frass und Federn» richtet das Naturmuseum Solothurn sein Augenmerk auf ein allgegenwärtiges Thema, welches so bisher noch kaum in Form einer Ausstellung präsentiert wurde. Mit vielen Originalobjekten, sowie mit interaktiven und multimedialen Stationen soll das Thema den Besucherinnen und Besuchern nähergebracht werden. Im Fokus steht dabei das Rätsel der Spur und ihres Verursachers. Mithilfe von Informationen, Vergleichsobjekten und anderen Hilfestellungen soll den Besucherinnen und Besuchern ermöglicht werden, diese zu lösen.
Für junge Besucherinnen und Besuchern gibt es passend zur Ausstellung eine schöne Spurengeschichte mit dem Titel «Maus sucht Haus», geschrieben von Monika Rindisbacher und illustriert von Maja Bläsi. Für die etwas älteren Besucherinnen und Besuchern führt das Büchlein «Muda auf Spurensuche», illustriert von Lukas Wullimann, durch die Ausstellung.
Die Ausstellung, die bis 22. Oktober 2024 dauert, ist in deutscher Sprache gehalten und für die französische und englische Sprache mit QR-Code versehen. Sie wird nach der Zeit in Solothurn als Wanderausstellung durch die Museen und Naturschutzzentren der Schweiz touren.