StartseiteMagazinWissenVier neue Dinos in der Uni

Vier neue Dinos in der Uni

Die Universität Zürich eröffnet ihr Naturhistorisches Museum mit vier Dinosauriern. Zoologie, Paläontologie, Anthropologie und Botanik werden nun unter einem Dach vereint.

Es sind Giganten, die auf die Besucher der Dauerausstellung im neuen Naturhistorischen Museum herabsehen könnten, wären sie nicht Fossilien: Vier Dinosaurier, drei Pflanzenfresser und ein Raubsaurier beherrschen die Szene, eine Giraffe, Präparat von heute, erlaubt Vergleiche. Und da ist auch noch ein Nachfahre der Dinos, der in der Ausstellung eine wichtige Rolle spielt: Die Elster, als riesiges Skelett nachgebaut. Elster Clara erklärt noch viel mehr: Sie führt Kinder durchs Museum, mit Plaketten vor Ort und einer Broschüre, die anstelle eines Katalogs für die Grossen gedruckt wurde. Am Ende wissen alle: Vögel sind Dinos.

Pflanzenfresser, aber nicht wehrlos: der Stegosaurus

«Das Naturhistorische Museum macht naturwissenschaftliche Forschung direkt erlebbar und zeigt in präziser und doch einfacher Sprache auf, wie man in der Wissenschaft zu neuen Erkenntnissen gelangt», sagt UZH-Rektor Michael Schaepman anlässlich der Eröffnung. Die Zusammenlegung der vier Museen ist am Stichwort Evolution festzumachen. Die Evolution spielt zu Wasser, am Land und in der Luft. Sie ist ein sehr sehr langwieriger und entsprechend abstrakter Prozess.

Animation und Vitrine zum Fundort des Allosaurus und Hesperosaurus

In einem Museum in dem alle Sparten der biologischen Forschung vereint sind, kann Evolution und Biodiversität auf unserem Planeten an konkreten Modellen erklärt werden. Dank eines grossen naturhistorischen Museums hat Stephan Neuhauss, Prodekan Forschung der phil.II-Fakultät, Biologie statt Medizin studiert. Er hofft, dass er nun auf Nachwuchs für die Forschung hoffen darf. Das Museum sieht er als Brücke zwischen Bevölkerung und Forschung.

Bronzewirbel des Diplodocus zum Anfassen für Menschen mit und ohne Sehbehinderung.

Drei Monate lang war das Zoologische Museum der Universität Zürich geschlossen, nun ist es als Naturhistorisches Museum von Grund auf erneuert. Mit den Dinosauriern sowie der Erweiterung zum Viersparten-Museum der Naturgeschichte wird die Anziehungskraft des bisher bestbesuchten Zürcher Museums wohl noch gesteigert. Allerdings ist vorerst nicht mehr Platz vorhanden als bisher.

Modell einer Grabungsstätte

Das Geschenk, das Hans-Jakob Siber, Gründer des Sauriermuseums in Aathal der Universität vor ein paar Jahren machte, wird nun sichtbar: Vier der versteinerten Skelette, die einst vom Grabungsteam des Museums Aathal geborgenen wurden, haben im eben eröffneten naturhistorischen Museum einen prominenten Platz, die übrigen sechs Originale stehen der Forschung zur Verfügung. Geschenkt hat Siber fünf Langhalsdinosaurier, zwei Stegosaurier, zwei Vogelbeckensaurier und ein Allosaurus ein grosser Fleischfresser. Sein Kopf sei eine Nachbildung, sagt Projektleiter Dennis Hansen, es hätte zuviel Stützen aus Metall gebraucht, um das Original in Position zu bringen.

Vor kurzem noch munter im Zoo, jetzt stumm und starr im Museum: die Riesenschildkröte Malaika.

Neben den Giganten wird auch das Skelett eines Nanosaurus gezeigt, gerade zwei Meter lang. «Barbara», genannt nach der Entdeckerin am Fundort, liegt in einem «Schneewittchensarg» einer Glasvitrine, sagt Hansen. «Barbara» steht unter Beobachtung eines nach wissenschaftlichen Erkenntnissen gebauten Modells: Der Nanosaurus könnte Federn und Borsten, am Schwanz Stacheln gehabt haben, eventuell war der Kopf fürs Balzverhalten bunter als der Körper.

Diplodocus Skelett und links in den Vitrinen 3D-Rekonstruktionen während der Entwicklung

17 Meter lang, davon mehrere Meter Hals, ist der Diplodocus, das grösste Objekt in der Ausstellung. Ebenfalls einen langen Hals hat die Giraffe, sowie Malaika, die Riesenschildkröte, die noch unlängst im Zoo Zürich eine der Attraktionen war. Nun bleibt sie nach ihrem Tod wenigstens sichtbar. Lange Hälse haben Pflanzenfresser zum Teil auch heute, und noch etwas hat der Diplodocus mit unserem Rindvieh gemeinsam: einen Gärmagen. Darin liegt der Grund, vermutet die Wissenschaft, dass auch ein Riesensaurier aus einem Ei heranwachsen kann, welches nur Handballgrösse hat. Schnell wird aus dem Baby ein Kleinkind und schliesslich der ausgestellte junge Erwachsene. Damals wuchsen als Futter der vegetarischen Dinos Schachtelhalme, Farne oder Araukarien und der Ginkgo. Dank des Gärmagens konnten die Tiere mehr Energie aus der Pflanzenkost herausholen.

Wie die Vögel und die Säugetiere – neuerdings ein wenig an den Rand des Raums gedrängt, aber nach wie vor auf Augenhöhe – haben damals auch Insekten die Katastrophe überlebt. Szenografisch perfekt gemacht gibt es vier gruselig grosse Modelle von Insekten und Käfern zu beobachten. Originale Präparate sind mit Vergrösserungsglas präsentiert.

Der Argovisaurus, der Fischsaurier aus dem Aargau ist rund 169 Millionen Jahre alt. Foto: Christian Klug

Noch in Arbeit, aber bereits präsentabel ist ein besonders wertvolles Schmuckstück der Paläontologie: ein Ichthyo-Saurus, gefunden bei Auenstein im Aargau. Der rund sieben Meter lange Fischsaurier ist weltweit der grösste seiner Art. Untersuchungen haben ergeben, dass er lange in seichtem Wasser lag, er hat Bisswunden, die ihm ein Krokodil nach dem Tod zugefügt hat. Auf seiner Oberfläche siedelte eine Auster, da ist auch ein Tintenfisch auszumachen, kurz – weitere Geschichten ergeben sich mit weiteren Erkenntnissen aus dem Skelett, sagt Professor Christian Klug, Kurator beim paläontologischen Institut.

Blick in die Sonderausstellung, wo für Gross und Klein ein kniffliges Spiel bereit ist.

Wenn auch noch die antropologische und später die botanische Sammlung mit den ausgewählten Ausstellungsobjekten in die Uni kommen, wird das Sammlungszentrum in Buchs rund eine Million Präparate aufbewahren müssen, denn ein Museum kann nur einen Bruchteil der Exponate zeigen, die es besitzt. Wie der Transport von A nach B geht, erfährt man in der Sonderausstellung, wo zunächst vor allem Transportkisten ins Auge fallen: Ein Spiel gibt einen Einblick in diese logistische Tüftelei. Der Raumplan in Buchs ist Spielfeld.

Titelbild: Zwei grosse Saurier – ein Allosaurus und der Stegosaurier Hesperosaurus – stehen einander als scharfzahniger Jäger und stachelbewehrte Beute gegenüber.
Fotos: Michele di Fede / UZH

Das Naturhistorische Museum ist von Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr geöffnet. Am Donnerstag um 17:30-20 Uhr sind Erwachsene eingeladen, die Ausstellung zu besuchen. Nächsten Donnerstag heisst es: «Dinosaurier – wissenschaftliche Einstiegsdrogen» .

Für speziell Interessierte: In der wissenschaftlichen Zeitschrift BMC wurden am 16. März 2024 die neuesten Forschungserkenntnisse zum Argovisaurus publiziert.

 

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