Sommerzeit ist Reisezeit. Und für etliche Leidenszeit: Schiffe schaukeln, Busse ruckeln, Flugzeug geraten in Turbulenzen und die Strassen sind so kurvig. Kurz: Wenn nur diese unangenehme Reiseübelkeit nicht wäre. Immer nur mit festem Boden unter den Füssen die Ferien geniessen, macht aber auch keinen Spass!
«Mir ist schlecht!» Wer mit kleinen Kindern reist, hört diesen Satz sehr schnell. Wenn vom Gleichgewichtsorgan wahrgenommene Bewegungen und visuelle Eindrücke nicht zusammenpassen – unten holpert es, am Fenster fliegen Landschaftsbilder vorbei – sind viele der kleinen, noch etwas unreifen Gehirne überfordert.
Für die einen Vergnügen pur, dieser Flug in die Ferien. Für andere, vor allem bei Turbulenzen, der Horror.
Was heisst da klein und unreif? Es gibt viele Erwachsenen, auch solche im Seniorenalter, die es immer noch nicht fertigbringen, im Bus oder Auto hinten oder in der Bahn mit dem Rücken zur Fahrtrichtung zu sitzen. Die wenn möglich einen grossen Bogen um jedes grössere Schiff machen und Flüge nur mit einer rechten Portion Tabletten gegen Reiseübelkeit und deshalb vor sich hin dösend überstehen.
Alte Indianerweisheit
Dabei hat der alte Indianer – ja, heute sagt man Angehöriger der indigenen Bevölkerung, aber es geht ja um eine historische Sage – es erkannt, als er sich nach seiner ersten Fahrt mit der Bahn auf den Boden setzte und nichts tat. Er müsse warten, bis ihn seine Seele nach der rasanten Fahrt wieder eingeholt habe. Erst dann könne er weitergehen.
Der Mensch kann sich mehr oder weniger an die Tempi der heutigen Zeit anpassen. Der eine mehr, der andere weniger.
Genau das ist es: Die Beschleunigung in einem von Menschen geschaffenen Transportmittel bringt das Zusammenspiel zwischen dem vestibulären System, dem Gleichgewichtsorgan und den anders empfundenen visuellen Eindrücken durcheinander. Unser Gehirn kann diese widersprüchlichen Informationen nicht verarbeiten – und schlägt Alarm. Im Magen. Aber nicht nur. Weitere Beschwerden sind Kopfschmerzen, Schweissausbrüche, und Schwindel. Der Beweis, dass man nicht richtig krank ist, «nur» unter Reiseübelkeit oder medizinisch gesagt, einer Kinetose leidet, folgt, wenn man wieder festen Boden unter den Füssen hat. Dann geht es einem schlagartig wieder gut.
Vorbeugen
Es gibt aber einige Vorkehrungen und Verhaltensweisen, die aus unfreiwilligen Fussgängern wieder mehr oder weniger begeisterte Reisende machen. Zuerst sollten vor einer Reise auf schwere Mahlzeiten und Alkohol verzichtet werden. Mit leerem Magen unterwegs sein, ist allerdings auch nicht zu empfehlen. Etwas Zwieback in der Tasche kann bei den ersten Symptomen, meist vermehrtem Speichelfluss, helfen.
Die Knolle, die Wunder wirken soll: Ingwer.
Frische Luft kann erste Anzeichen von Übelkeit ebenfalls lindern. Nur: Öffnen Sie mal bei Bahn, Bus oder im Flugzeug die Fenster. In der Apotheke sind etliche Medikamente, auch in Form von Kaugummi, erhältlich, die, im Gegensatz zu früheren Rezepturen, wenigstens teilweise auch nicht mehr müde machen. Es gibt zudem Armbänder, die am Handgelenk einen gewissen Akkupressurpunkt stimulieren, der den Körper in Balance bringt.
Das «Wundermittel» schlechthin aber soll Ingwer sein. Gewisse Quellen empfehlen, kleine Scheibchen der «Wunderwurzel» bereits ein, zwei Tage vor einer Reise zu essen. Aber auch am Reisetag genügen wenige Gramm Ingwer. Forscher vermuten, dass Gingerol und andere Stoffe in der Pflanze, die Übelkeit zuverlässig hemmen. Ingwer gibt es auch in Tablettenform. Und etwas kandierten Ingwer in der Tasche oder Ingwertee in einer Thermosflasche können auch nicht schaden.
Wer unter Reiseübelkeit leidet, darf gar nicht dran denken, eine solche Passstrasse zu befahren. (alle Bilder pixabay)
Ein simpler Ratschlag zum Schluss: In der Handtasche immer einen mittelgrossen Tiefkühlbeutel aus Plastik mitnehmen. Braucht wenig Platz, ist leicht – und hilft, die aufkommende Panik «Ich glaube, mir wird schlecht» zu dämpfen. Was manchmal etwas hilft, wenigstens für eine gewisse Zeit.