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Mit dem Thema Gendern kann man die Tastatur zum Schmelzen bringen und sich den Mund verbrennen. Will ich nicht.

Sollen doch die *-Freunde, die _-Anhängerinnen, die :-Überzeugten und die I-Gläubigen tun, was sie wollen. Irgendwann werden wir wissen, was sich und ob sich was durchgesetzt hat. Man kann sich freuen oder ärgern. Komisch wird es, wenn die Community absolute Geschlechtsneutralität verlangt.

Statt ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie. Der Verein für neutrales Deutsch mit Sitz in Dresden macht für seinen Vereinszweck verschiedene Vorschläge. Bei einem geht es um den Ersatz der bisherigen Personalpronomen wie ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie. Bei einer Umfrage mit «vielen nonbinären Teilnehmenden» habe sich «en» als beliebteste Lösung herausgestellt. Es wird nun etwas Grammatikalisch, aber wir schaffen das.

Die Tabelle ergänzt durch einen vollständigen Satz: En (er/sie) fährt mit ens (seinem/ihrem) Auto weg. En (er/sie) benötigt Benzin und fragt an ens (seiner/ihrer) Tankstelle nach Servicepersonal.

Statt Herr und Frau. Es bleibt verzworgelt. Wie spricht en (er/sie) den Tankwart, die Tankwartin Huber an? En (er/sie) hat zwei Möglichkeiten:
— Guten Tag Person Huber. Diese Form sei gemäss dem Verein für neutrales Deutsch beliebt.
— Guten Tag Ferr Huber. Der Verein bezeichnet diesen Zusammenzug aus Frau und Herr als weniger beliebt.


Endlich: geschlechtsneutrale Jasskarten.

Statt Männlein und Weiblein. Gendern ist eine tiefernste Angelegenheit. Das wissen sowohl Anhänger wie Gegnerinnen. Das nachfolgend dargestellte Verfahren ist zwar auch ernst gemeint, kommt für die meisten aber als Parodie daher. Es stammt vom Wiener Schauspieler, Autor, Moderator und Performance-Künstler Hermes Phettberg. (*1952). Er hat diese Formulierungen in seinen Kolumnen verwendet. Phettberg reduziert die männliche (er) und weibliche (sie) Form aufs Neutrum (es). Diesem hängt er ein y, in der Mehrzahl ein ys an. Nämlich: Lesery kauft Buch, Leserys kaufen Bücher. Ein Kindy lernt Zahlenys.

Das Folgende hat zwar nicht direkt mit dem Thema zu tun, aber ich möchte es trotzdem loswerden. Es ist rührend und tragisch. Der Wiener Hermes Phettberg (richtiger Name unbekannt) war in den Neunzigern eine bekannte Fernsehgestalt. Er hat als bekennender Sado-Maso-Praktiker allerlei angestellt. Hängte sich blutt und gefesselt öffentlich auf und so. Ich habe das mit einer Mischung aus Abscheu, Bewunderung und Erregung angeschaut.

Nach mehreren Schlaganfällen hat er sich zumindest gewichtsmässig der Normalität zugewandt. Früher 150, jetzt 75 Kilo. Tönt nach Gesundung, ist es aber nicht. Er ist krank, kann kaum mehr sprechen. Die Hülle, die Haut, hängt in Fetzen und mit Runzeln an seinem Körper.

Bilder: Wikimedia

 

 

 

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4 Kommentare

  1. Sprachliche Gleichbehandlung geht auch ohne neue Endungen, z.B. indem wir die männliche Markierung -(r)ich vermehrt verwenden, siehe:
    http://de.pluspedia.org/wiki/Klassisch_Gendern
    Beispiele:
    „Leser“ sind alle, die lesen. Weibliche Leser sind „Leserinnen“, männliche Leser sind „Leseriche“.
    „Ein Sänger“ ist jemand, der singt; egal welches Geschlecht er hat. Ein weiblicher Sänger ist eine Sängerin, ein männlicher ein Sängerich.
    Studenten sind alle, die studieren: Studentinnen, Studentiche und die vom „dritten Geschlecht“.
    Weil es in der Alltagssprache fast immer um gemischte Gruppen geht, werden beim Klassischen Gendern in den meisten Fällen die kurzen Oberbegriffe verwendet. Die Sprache wird wieder einfacher, kürzer und klarer. Auch, weil sich sowohl die Doppelnennungen (Leserinnen und Leser) als auch Wörter mit Sprechpause (Leser:innen) erübrigen.

  2. Ja, werter Peter Steiger, Gendersprache ist ein Thema zum sich den Mund verbrennen. Und sie findet keine Lösungen für die Probleme, die der Feminismus seit den 1980ern an die Wand gemalt hat; vertieft sie sogar.
    Verrückt ist, dass ausgerechnet die, die damals mit der Zersetzung unserer Sprache begann, also Luise F. Pusch, heute in der von Daniel Goldstein beschriebenen Idee den echten Lösungcharakter anerkennt, indem sie z.B. hier in der NZZ «Gendern 2.0» nennt:
    https://www.nzz.ch/nzz-am-sonntag-magazin/weshalb-die-gender-pionierin-luise-f-pusch-heute-genderkritisch-ist-ld.1772933

  3. Die Gender-Debatte ist ein Fadenknäuel, an dem viele in viele Richtungen zerren. Daniel Goldstein: ich habe die -rich-Debatte vor einigen Jahren hier vorgestellt, mehr als Kuriosum. Motiviert durch Ihren Kommentar habe ich mich wieder damit befasst. Einige der Argumente leuchten mir ein. Aber der Weg dazu ist viel zu lang, Eben: Es sind soviele am Zupfen und Zerren, dass ich mir die Schwuleriche (alles Männer) nur schwer vorstellen kann.
    Bernhard Thiery: Haben die Gender-Aktivist:_Innen den feministischen Anliegen geschadet? Ja, ich glaube, Sie haben recht. Die seltsamen Krümmungen der Gendersprache wirken, wenn überhaupt, parodistisch.
    Immerhin: Der Gender-Aktivismus liefert den Humor-Produzenten, zu denen ich mich auch zähle, Stoff vom Feinsten.

  4. Während hier noch über die richtige oder unpassende Form der weiblichen und männlichen Artikulation in der deutschen Sprache gemutmasst und geurteilt wird, hat die queere Community, also LGBT+, längst die Hoheit über die Diskussion dieses Themas übernommen. Nemo, der weder ein ER, SIE noch ES ist, der Schweizer Musikstar aus Biel, der den ESC gewann, ist ein gutes Beispiel dafür, wohin der Trend geht.
    Die SVP macht sich gerade lächerlich, weil sie den Kredit für den nächsten ESC-Event, der in der Schweiz durchgeführt werden soll, nicht gutheisst und damit zeigt, dass anders geartete Menschen wie u.a. Nemo in ihrer Vorstellung vom «richtigen» Mann oder der «richtigen» Frau keinen Platz haben. Wäre es ein Sportevent wäre die Finanzierung längst gesichert.

    Auch wenn momentan die öffentliche Diskussion über die queere Gesellschaft das Gendern verdrängt, vergessen wir nicht, dass während Jahrhunderten nur die männliche Form in Schrift und Sprache in allen gesellschaftlichen Belangen Gültigkeit hatte. Durch die umfassende Unterdrückung der Frauen durch die Männer, hat man der Hälfte der Bevölkerung die Chance genommen, im selben Ausmass wie die Männer, die Welt zu entdecken und ihren Beitrag in Bildung, Literatur, Kunst, Forschung, Musik und den Geisteswissenschaften, mit einzubringen (einige Ausnahmen ausgenommen), was sich trotz grossen Fortschritten bis heute auf unser Leben auswirkt.

    Es ist ein Zeichen von Respekt und Anerkennung der Gleichwertigkeit, wenn in der alltäglichen Sprache und Schriften zum Ausdruck kommt, dass auch Mädchen und Frauen mit ihrem Geschlecht benannt werden. Wir haben ein Recht auf Gleichgewichtung unseres Denkens und Handelns. Ob mit Sternchen, Schrägstrich, Doppelpunkt oder wie auch immer, ist zweitrangig. Das einzige Kriterium wäre die Verständlichkeit. Da hätte Herr Steiger immer noch genügend Stoff um sich darüber lustig zu machen.

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