StartseiteMagazinKulturBinia Bill – Bilder und Fragmente

Binia Bill – Bilder und Fragmente

Ambitioniert und selbstbewusst wandte sich Binia Bill (1904­–1988) der Fotografie zu. Ihre Werke sind bis  26. Januar 2025 in der Fotostiftung in Winterthur zu sehen.

 

Die Ausstellung schlägt einen Bogen von der angewandten Fotografie bis hin zu freien fotografischen Arbeiten. Gezeigt werden Produktinszenierungen, Architekturaufnahmen, Portraits, Stillleben und Pflanzenstudien.


Max Bill mit Katze, Zürich-Höngg, 1934-1942

Nach ihrer Ausbildung zur Konzertcellistin besuchte sie 1930 die Fotoklasse von Lucia Moholy an der Berliner Itten-Schule und arbeitete zurück in Zürich als freie Fotografin. 1931 heiratete sie den Architekten und Künstler Max Bill.


Max Ernst arbeitet an Wandgemälde, Corso-Bar Zürich, 1934

Für den gemeinsamen Lebensunterhalt gestaltete das Ehepaar Werbeaufträge, für die sie das Bildmaterial produzierte und er Typografie und Layout entwarf. In den darauffolgenden Jahren schuf Binia Bill ein beachtliches fotografisches Werk: Ihre Porträtaufnahmen und Stillleben zeichnen sich durch eine klare Bildsprache aus, die mit der Ästhetik des «Neuen Sehens» verwandt ist.


Binia Bill, Wanderzirkus, 1930er-Jahre

Das Interesse für Perspektiven und Oberflächen, für das Spiel mit Licht und Schatten verband Binia Bill jedoch mit einer ganz eigenen Sensibilität, die ihren Blick auf Objekte, Pflanzen, Tiere und Menschen prägte.


Binia Bill mit Jakob, Zürich Höngg, ca 1948

Als sie 1942 Mutter wurde, gab Binia Bill die Fotografie auf – ihr Werk geriet in Vergessenheit. Was davon erhalten ist, zeugt nicht nur von einer aussergewöhnlichen Schaffenskraft, sondern weist ihr auch einen wichtigen Platz in der Fotogeschichte zu.


Binia Bill, Fuss, 1932

Sie gehört zu den wenigen Frauen in der Schweiz, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts professionell und künstlerisch mit der Kamera tätig waren. Genau zwei Jahrzehnte nach der ersten und bisher einzigen Retrospektive im Aargauer Kunsthaus ist es höchste Zeit, ihr Schaffen mit Einbezug unveröffentlichter Arbeiten neu zu würdigen.


Binia Bill, Selbstportrait, 1930er-Jahre

Binia Bill gilt heute als bedeutende Vertreterin der Schweizer Fotografie des 20. Jahrhunderts. Ihre Arbeiten sind nicht nur ein wertvolles Dokument der Kunst- und Kulturszene ihrer Zeit, sondern zeigen sich als eigenständiges Werk, das die moderne Bildsprache der Vorkriegszeit mit einer individuellen Sensibilität vereint.


Schafschur,  1930er-Jahre

Die grossformatigen Abzüge, die Binia Bill bereits in den 1930er-Jahren für Ausstellungen herstellte, belegen, Dass sie nicht nur für den angewandten Bereich arbeitete, sondern ihre Bilder auch als Kunstwerke verstand. Ergänzt werden diese Vintageprints durch rund 78 neu produzierte Inkjetdrucke von teilweise nie publizierten Aufnahmen.


Tänzerin/dancer Marie-Eve Kreis, 1933/34

Dies wurde möglich durch eine umfassende Aufarbeitung und Digitalisierung von Binia Bills Negativarchiv. Seit Anfangs 2024 befindet sich der gesamte fotografische Nachlass in der Fotostiftung Schweiz und konnte dank der grosszügigen finanziellen Unterstützung von Jako und Chantal Bill gereinigt und neu verpackt werden.


Gartenteich, 1930-1942

Binia Mathilde Spoerri war die jüngste der drei Töchter von Ida Spoerri-Gross und Ferdinand Jakob Spoerri, die es von einem Bauernhof im Tösstal bis zum Vertreter der Gebrüder  Volkart in Japan geschafft hat. Binia wuchs in Zürich-Fluntern auf und begann in ihrer Jugend Cello zu spielen.


Max Bills Festdekoration 1930

Nach der Geburt ihres Sohnes 1942 fotografierte Binia Bill nur noch selten und liess ihr Archiv bewusst in Vergessenheit geraten. Erst nach dem Tod der Mutter sichtete Jakob Bill den fotografischen Nachlass zusammen mit seiner Frau Chantal Bill. Die beiden begannen, sich mit der max, binia + jakob bill Stiftung auch für das Werk der Fotografin einzusetzen und beschlossen 2023 die Übergabe des Bestandes an die Fotostiftung Schweiz.
Titelbild: Binia Bill, Demonstration des Volkssessels 1931
Fotos: Josef Ritler

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