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Gemeinsam eine Geschichte im Museum erfinden

Museen zu Orten der Begegnung machen: Das Freiwilligen-Projekt «TiM – Tandem im Museum» ermöglicht einen niederschwelligen Zugang zu Kultur. TiM-Freiwillige besuchen mit einer anderen Person ein Museum und erfinden gemeinsam eine Geschichte.

Museen sind ideale Orte, an denen sich Menschen begegnen und ins Gespräch kommen können. Das Freiwlligen-Projekt «TiM – Tandem im Museum» verfolgt das Ziel, Menschen ins Museum zu begleiten. TiM ist schweizweit tätig und arbeitet mit Museen und Partnerorganisationen auf nationaler und regionaler Ebene zusammen. Entstanden ist «TiM – Tandem im Museum» 2020 aus dem 2013 vom Migros-Kulturprozent konzipierten Projekt «GiM – Generationen im Museum». Getragen wird es vom Verein Kuverum Services, das Kulturvermittlung ermöglichen will. Seniorweb befragte Alexandra Strobel, Verantwortliche der Fachgruppe 60plus, wie das TiM-Projekt genau funktioniert und speziell wie das Projekt 60plus angelaufen ist:

 Welche Beweggründe haben dazu geführt, das nationale Freiwilligenprojekt «TiM – Tandem im Museum» zu lancieren?

Alexandra Strobel (Bild): TiM schafft eine gute Möglichkeit, Menschen aus unterschiedlichen Generationen, Lebenswelten und Kulturkreisen miteinander zu vernetzten und macht Museen zu idealen Orten der Begegnung. Zusammen ermöglichen Museen und Freiwillige jedes Jahr vielen Menschen einen niederschwelligen und kostenlosen Zugang zu Kultur. Im Jahr 2013 startete das Projekt als «GiM – Generationen im Museum», 2020 wurde es in «TiM – Tandem im Museum» umbenannt.

Wie ist das TiM-Projekt organisiert und wie finanziert es sich?

«TiM – Tandem im Museum» wird vom Verein Kuverum Services in Zusammenarbeit mit der Beisheim Stiftung, dem Bundesamt für Kultur, der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG) in Winterthur und weiteren Partnern realisiert. Es besteht ein schweizweites TiM-Netzwerk, unterteilt in 20 Regionen mit je einer Regio-Verantwortlichen, seit 2024 gibt es auch 6 Regionen mit je einer 60plus-Verantwortlichen, dazu kommen rund 390 freiwillige TiMer*innen. 115 Museen haben sich als Partner verpflichtet. Sie gewähren den TiM-Tandems freien Eintritt, sind für TiM aktiv und organisieren rund 150 TiM-Anlässe. Ein zentrales Büro in Zürich stellt den Betrieb von TiM sicher. Das gesamtschweizerische Projekt wird von Stiftungen und dem Bundesamt für Kultur finanziert. TiM wird getragen von Freiwilligenarbeit (TiMer*innen). Zudem wird ein beträchtlicher Anteil von den TiM-Museen geleistet (Freier Eintritt, Kooperation bei Anlässen, Öffentlichkeitsarbeit). Kosten fallen an bei der Organisation und Koordination. Diese besteht aus der Geschäftsstelle in Zürich, den Koordinationsstellen in allen Landesteilen und den Regio- und Fachgruppen-Beteiligten.

Wie funktioniert das TiM-Projekt? Wie viele Freiwillige machen gegenwärtig mit?

TiM ermuntert freiwillige TiMer*innen in der ganzen Schweiz, vier Mal jährlich Menschen miteinander zu vernetzen. Die TiMer*innen gehen aktiv auf Personen zu und laden sie zu einem besonderen Museumsbesuch ein. Oder TiMer*innen werden direkt für einen Museumsbesuch via beteiligte Museen oder TiM-Website angefragt. Zusammen mit einer TiM*erin besucht man kostenlos eines der Museen. Man macht gemeinsam einen Rundgang, wählt ein Objekt aus, erfindet dazu eine kurze Geschichte und postet diese schliesslich auf der digitalen TiM-Geschichtenplattform mi-s.ch. Es werden jährlich rund 2’000 Museumsbesuche initiiert und dabei 1’000 Geschichten erfunden und online gestellt. Das schafft unbezahlbare Begegnungen, aktiviert, macht Freude und erweitert gleichzeitig die digitalen Kompetenzen. Aktuell sind rund 390 freiwillige TiMer*innen aktiv.

Besuch im Kunstmuseum Winterthur.

Welche Voraussetzungen sind erwünscht/erforderlich, um beim TiM-Projekt mitmachen zu können?

Man kann bei TiM in verschiedener Form mitmachen: als Freiwillige, als Museum oder als Institution:

  • Freiwillige: 4 Mal pro Jahr begleiten Freiwillige Menschen in ein Museum. Voraussetzungen: Freude an der Begegnung mit Menschen und Kultur, Flexibilität, Freude an Geschichten erfinden, eigenes Mobilegerät und Versiertheit beim Posten von Geschichten auf einer digitalen Plattform.
  • Museen: Museen können sich als Ort der sozialen Begegnung und kulturellen Teilhabe positionieren und gewähren kostenlosen Eintritt für die Tandems.
  • Institutionen: Können sich als Partner von TiM für die Partizipation stark machen.

Wie werden die Beteiligen auf ihre Rolle als Freiwillige vorbereitet?

Es gibt in jeder Region verschiedene Anlässe und Einführungen, wo die Freiwilligen geschult und auf ihre Aufgabe vorbereitet werden.

Sie wollen die kulturelle Teilhabe im Museum mit dem gemeinsamen Erfinden von Geschichten fördern. Wie sieht es damit aus?

TiM aktiviert Menschen, es hilft beim Knüpfen von sozialen Kontakten, beim Abbauen von Hemmungen und Ängsten und nicht selten ist eine TiM-Begegnung auch Anlass zu ganz persönlichen Gesprächen. Aus den bisherigen Erfahrungen mit TiM wissen wir, dass TiM in der Arbeit mit älteren Menschen funktioniert und eine zielführende Methode ist. Unseren Erfahrungsschatz möchten wir für die Arbeit mit dieser spezifischen Zielgruppe auswerten und als Methode für die zukünftige Praxis nutzbar machen.

Welche besonders spannenden und berührenden Geschichten sind mit dieser TiM-Methode entstanden?

Es gibt inzwischen über 4900 Geschichten. Jede Geschichte ist für sich einzigartig und dokumentiert die spannenden Begegnungen auf Augenhöhe mit zwei Personen, die gemeinsam ein Museum besuchen.

Besuch im Kunstmuseum St. Gallen. Fotos: TiM-TaM /Kathrin Schulthess

Seit diesem Jahr setzen sie den Fokus speziell auf «60plus». Welche Erfahrungen/Erkenntnisse machen sie damit?

Für viele Menschen wird es im Alter immer schwieriger, an kulturellen Angeboten teilzunehmen: Die Mobilität ist eingeschränkt, man ist auf Unterstützung angewiesen und oft fehlt es an einer Begleitung fürs Konzert, ins Theater oder ins Museum. Die Zahl der Begegnungen, die Möglichkeiten für den Austausch nehmen ab. Die Anregungen, sich mit Neuem und Anderem auseinanderzusetzen, werden weniger. Das ist schade, denn ältere Menschen haben viel erlebt und viel zu erzählen. Sie können anderen Generationen unbekannte Sichtweisen und Geschichten mitgeben. Wir möchten insbesondere auch konktaktarme und/oder kulturferne ältere Menschen zu einer teilhabenden kulturellen Aktivität anregen und einladen sowie für die Anwendung digitaler Kompetenzen befähigen und schulen.

Seit März 2024 haben wir innert kurzer Zeit erfolgreich Strukturen und Know-how zum Fokusthema 60plus aufgebaut, sind Mitte Mai mit dem Kick-off 60plus in Zürich gestartet, es wurde eine nationale Fachgruppe 60plus eingesetzt, welche das Thema in den sechs ausgewählten Pilot-Regionen Aargau, Basel, Bern, Luzern, Winterthur und Zürich umsetzt. Es wurden erfolgreich verschiedene Pilotveranstaltungen in unterschiedlichen Formaten in Basel, Winterthur, Luzern und Zürich durchgeführt: Es gab begleitete Museumsbesuche für Gruppen aus Alterszentren, verschiedene Formate für Einzelbesucher im Tandem (Handy-

Kurse mit Geschichten erfinden, Spieltreffs mit Geschichten erfinden, dazu kamen 60plus-Kurse und regionale Kick-offs 60plus und im Dezember folgen einige Adventsanlässe. Eine erste erfolgreiche Standortbestimmung mit nationalem Austausch fand an der diesjährigen TiM-Impuls-Tagung am 20. September in Winterthur statt. Die Zielgruppenansprache 60plus wird 2025 kontinuierlich als Teil des TiM-Gesamtprojekts weitergeführt. Zahlreiche 60plus-Veranstaltungen sind für 2025 bereits terminiert oder geplant. Einige davon erfolgen in Zusammenarbeit mit der Pro Senectute oder weiteren Altersstrukturen.

Bekanntlich machen gegenwärtig über 100 Museen beim TiM-Projekt mit. Wie sieht die Verteilung der Museen aus?

Insgesamt sind es rund 115 Museen, davon rund 12 in der italienischen und 12 in der französischen Schweiz. Von den rund 90 deutschsprachigen Museen sind 75 in der Deutschschweiz und 15 Museen in Deutschland, Vorarlberg und Liechtenstein.

Gibt es Museen, die besonders beliebt sind und häufig von TiM-Tandems besucht werden?

Die folgenden Museen sind sehr beliebt und werden häufig besucht, weil sie ein Vermittlungsteam haben, das die TiM-Idee super findet, bewirbt, und TiM daher auch bei allen Angeboten stark unterstützen: Museum für Kommunikation Bern, Kunst Museum Winterthur, Gewerbemuseum Winterthur, Kunstmuseum St. Gallen, Museum Engiadina Bassa Scuol, Fondatione Arp in Solduno und Musée d’Art et d’Histoire Genf.


Statement Alexandra Strobel: «Ich finde es einfach toll, dass TiM Menschen aus unterschiedlichen Generationen, Kulturkreisen oder Lebenswelten vernetzt und niederschwellig, partizipativ und inklusiv die kulturelle Teilhabe im Museum fördert.»


Mehr unter: TiM – Tandem im Museum – Home

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