Soll das Ziel einer ausreichenden Versorgung der Schweiz mit erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2050 erreicht werden, braucht es das Engagement aller Beteiligten, nur dann resultieren brauchbare Lösungen.
Die Vorgaben sind eigentlich klar, bis zum Jahr 2050 soll die Schweizer Energieversorgung elektrifiziert sein und netto keine Treibhausgase mehr ausstossen. Der Weg dorthin allerdings ist weniger klar. Wohl wurden in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Initiativen in dieser Richtung gestartet. Doch damit das Ziel im Jahr 2050 erreicht werden kann, braucht es einen schweizerischen Konsens und dieser ist bis jetzt noch keineswegs vorhanden, im Gegenteil es wird mit teils falschen Argumenten gefochten und wenn ein konkretes Projekt realisiert werden soll, hagelt es Einsprachen.
AKW Gösgen aus dem Schnellzugsfenster. Wikicommons
Wir müssen also noch einen Zahn, oder besser gar zwei zulegen, denn zu lange wurde zuwenig unternommen im Erreichen einer erneuerbaren Energiezukunft. Soll das Tempo zur nachhaltigen Energieversorgung erhöht werden, braucht es in erster Linie ein Umdenken bei allen Beteiligten beziehungsweise Betroffenen. Dies fängt schon beim Streit an, welches die richtigen Energien oder Energieträger sein sollen. „Wir sollten uns gegenüber den Optionen in der Energieproduktion öffnen und uns nicht ideologisch, sondern wissenschaftlich leiten lassen“, unterstreicht Andreas Pautz, Professor für Kerntechnik und nukleare Sicherheit an der ETH Lausanne und am Paul Scherrer Institut.
Die Windenergieanlage Calandawind im Churer Rheintal wurde 2013 in Betrieb genommen. Wikicommons
Wenn der Axpo-CEO Christoph Brand im Interview mit der NZZ feststellt: „Wir würden gerne mehr in alpine Solar- und Windkraftanlagen investieren, aber man lässt uns nicht,“ dann stimmt doch etwas nicht in der Schweizer Energiepolitik. Es ist eben so: Jeder befürwortet beispielsweise die Windenergie, aber wenn Windräder in der unmittelbaren Umgebung realisiert werden sollten, bekämpft man diese mit Einsprachen. Solange Bewilligungsverfahren bis vor Bundesgericht in die Länge gezogen werden können, bewegt sich punkto Erschliessung neuer Energiequellen wenig bis gar nichts. Eine komplette Unabhängigkeit der Schweiz im Energiesektor wäre wohl technisch möglich, aber nur mit enorm hohen Kosten. Umso mehr braucht es eine ausgewogene Balance zwischen Stromerzeugung im Inland und Energieimporten von Strom.
Mit Strom statt Benzin Auto fahren: Ladestation, pixabay
Zur Energiewende kann aber auch jeder Einzelne von uns beitragen. „Eine erfolgreiche Energiewende bedeutet, dass alle ihre wichtige Rolle spielen“ erklärt Isabelle Stadelmann, Professorin für Vergleichende Politik am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bern. Ein Weg in dieser Richtung ist die vermehrte Installation von Photovoltaikanlagen auf Hausdächern. Hier besteht noch ein erhebliches Potenzial. Mit der Photovoltaik, sowie intelligenten Ansätzen wie Eigenverbrauchsförderung und Verbrauchssteuerung, kann die Eigenleistung von elektrischer Energie vorangetrieben werden. Dazu zählt beispielweise auch das Power-to-grid-Verfahren, konkret der Einsatz von E-Autos, die Energie in die Photovoltaikanlage oder in das Stromnetz zurück laden können.
Montage von Solarpanels. Christian Rojas, pexels
Die Photovoltaik wird sich zu einem wichtigen Pfeiler der schweizerischen Energieproduktion entwickeln. Wichtig ist auch, dass der Stromverbrauch zeitlich flexibel gestaltet wird, konkret auf Phasen verschoben wird, wenn viel Strom erzeugt wird. „Grundsätzlich bestimmen drei Themenbereiche die zukünftige Energieversorgung, „betont Tobias Keel, Leiter New Business EKZ. Zum einen das Portfolio der Stromerzeugung, um immer die richtige Menge an Strom verfügbar zu haben. Damit verbunden ist das Thema der Versorgungssicherheit, welches wiederum mit der Frage verbunden ist, wie stark wir unabhängig sein wollen. Und schliesslich ist die Elektrifizierung von Wärme und der Mobilität ein wichtiger Bereich.
Der Lago di Lei: Wasserkraft für die Schweiz aus Stausee in Italien. Wikicommons
Die Industrie in der Schweiz wird in Zukunft aber auch von gasförmigen Energieträgern wie Wasserstoff oder Erdgas angewiesen sein, soll die Produktion umweltneutraler erfolgen. Vor allem in der Schwerindustrie wie der Stahlproduktion wächst das Interesse daran, Wasserstoff als Ersatz für fossile Brennstoffe einzusetzen. Wasserstoff kann in sogenannten Elektrolyseuren umweltfreundlich hergestellt werden. Die Schweiz ist energietechnisch nicht mehr autark, deshalb sei es wichtig, betont Peter Richner, stellvertretender Direktor der Empa, in einem Interview mit Galledia „ dass ein resilientes Versorgungssystem aufgebaut wird, das auf einer starken inländischen Produktion mit Wasser, Sonne eventuell Wind und Geothermie mit entsprechenden Speichermöglichkeiten basiert.“
Titelbild: Erneuerbare Energie aus Sonne und Wind im Schnee. pexels-pixabay
Ihren Aufruf und die aufgezeigten Wege für eine angepasste Stromgewinnung ohne Atomstrom kann ich nur unterstützen. Jeder der die Notwendigkeit und Dringlichkeit einer Umstellung auf alternative Energiegewinnung ernst nimmt, sollte dazu beitragen, dass diese in raschem Tempo umgesetzt wird. Es gilt möglichst viele Alternativen zur bisherigen Stromgewinnung auszuprobieren und die Erfolg versprechenden raschmöglichst umzusetzen.
Im Ausland hat man z.B. eine erfolgreiche Methode gefunden, die zahlreichen Einsprachen der Bevölkerung bei geplanten Windkraftprojekten zu dezimieren. Die betroffenen Landbesitzer und Anwohner werden zu Eigentümer und betreiben gemeinschaftlich eine Windenergieanlage mit eigener Kosten-Nutzenrechnung, anfangs evtl. mit finanzieller Unterstützung der öffentlichen Hand.
Was nebst Eigenverbrauch produziert wird, geht zu einem marktgerechten Preis in das öffentliche Energienetz. Sollte dieses Vorgehen Schule machen, werden die grossen Stromkonzerne durch die zunehmende Konkurrenz ihre Preisgestaltung anpassen müssen.
Solange jedoch in der Schweiz der zuständige Departements Vorsteher Rösti und die Lobbyisten der Energiekonzerne nicht in die Schranken gewiesen werden und langfristig der Betrieb alter und der Bau neuer Atomkraftwerke noch immer ein Thema ist, werden innovative und alternative Vorstösse zur Energiewende im Bundesrat und Parlament es schwer haben, zum Nachteil der Bevölkerung und der Natur.
„Alle wollen Windkraft und PV“. Oh Mann, so ein Schwachsinn. Damit werden wir die kommenden 20-30 Jahre nicht überleben. Das sollte doch einem do langsam gedämmert haben. Und Net Zero sowie Null CO2. Wir haben kein CO2 Problem. Wir haben ein Problem, wenn wir zu wenig davon haben (aktuell bei rund 450ppm, unter 250 wirds tödlich). Wie wärs mit kalter Fusion? Wieso fliessen die Investitionen nicht vermehrt dorthin?
«Wir haben kein CO2-Problem», und «wie wärs mit kalter Fusion?». Soso, und die Erde ist flach, nicht wahr? Es gibt halt einfach Behauptungen, bei welchen eine weitere Diskussion unsinnig wäre, da sie überhaupt nichts mit der Realität zu tun haben.