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Lebenslust statt Detoxfrust

Bald ist er zu Ende, der erste Monat des neuen Jahres. Und mit den Tagen verflogen wohl auch die meisten guten Vorsätze aus der Neujahrsnacht: Mehr Sport, weniger Süssigkeiten und Alkohol, täglich einen Fussmarsch, sich mehr um andere kümmern und weniger vor dem Fernseher sitzen, und, und, und. Aber jetzt ist er wieder da, der Alltag – und geändert hat sich fast nichts.

Da stellt sich doch die Frage, was dieses schlechte Gewissen zu Jahresbeginn überhaupt soll. Weshalb nicht einfach jedem Tag positiv entgegenblicken, weder auf Schokolade noch auf Netflix verzichten, aber alles, wie das Leben ganz allgemein, nicht nur konsumieren, sondern auch geniessen. Und wenn es einmal nicht so gut läuft, einfach darauf vertrauen, dass wieder bessere Tage kommen.

Wege zur Gelassenheit

Die gute Nachricht: Wissenschafter haben diese positive Einstellung zum Leben als Gesundheitsfaktor entdeckt, mehr noch, sie propagieren diese Haltung: Gut ist gut genug, fort mit dem Optimierungszwang, fort mit den «Du sollst …» und den «Du darfst nicht …»- Gedanken. Was nicht heisst, dass wir alle zu Stubenhockern, Alkoholikern und Egozentrikerinnen mutieren sollten. Ganz im Gegenteil. Aber statt Stress und Überforderung sollen wir zu neuer Gelassenheit finden. In allen Bereichen unseres Alltags.

Achtsamkeit ist ein Begriff, der bei vielen negativ belastet ist: Wer achtsam lebt, wird kolportiert, konzentriert sich in erster Linie auf sich selbst, befasst sich vor allem mit der eigenen Befindlichkeit, sammelt seine Teekräuter im Morgentau und umarmt Bäume. Achtsamkeit ist aber viel mehr. Die Lebenshaltung gründet in der buddhistischen Lehre und in der Meditationspraxis und wird seit den 1970er-Jahren auch psychotherapeutisch und medizinisch erforscht. Mit stupenden Resultaten. So zeigen verschiedene Studien, dass Achtsamkeitsübungen chronische Schmerzen zu lindern vermögen, für einen guten Schlaf sorgen und den ganzen Organismus, besonders aber das Herz stärken.

Sich Zeit nehmen, Stress abbauen, zur Ruhe kommen. Diese Lebenshaltung gründet auf der buddhistischen Lehre und wird heute auch in der Psychotherapie eingesetzt.

Was aber heisst das? Besser, gesünder und dabei lustvoller leben. Den Alltag entschleunigen, Stress abbauen, mehr zur Ruhe zu kommen. Ein Beispiel: Statistiken gehen von 80 Prozent der erwachsenen Bevölkerung aus, die einmal oder regelmässig unter «unspezifischen Rückenschmerzen» leidet. Es ist ein volkswirtschaftliches Problem, das immense Gesundheitskosten verursacht. Verstehen wir uns richtig: Schmerzen im Rücken gehören ärztlich abgeklärt. Sie können Anzeichen für schwerwiegende Gewebe-oder Nervenschädigungen oder Wirbelsäulenprobleme sein. Aber sehr oft ist die Diagnose diffus, reicht von Verspannung bis zu Folgen des Alterns.

Entspannungstechniken anstelle von Schmerzmitteln

Verschiedene Studien aus den USA und Israel belegen, dass mit kognitiven Therapien unspezifische Schmerzen gelindert werden können, ohne dass es zu einer zentralen Sensibilisierung im Gehirn kommt, was landläufig als «Schmerzgedächtnis» bezeichnet, wird. Was heisst das? Entspannungsübungen, Meditation, spezielle Atemtechniken, aber auch «Wohlfühlhilfen» wie Massagen und warme Umschläge lassen die Schmerzen zwar nicht verschwinden, aber doch in den Hintergrund drängen.

Wetten, dass die drei Damen in diesem fröhlichen Moment weder Schmerzmittel noch Psychopharmaka benötigen? Lachen ist eine wirksame Medizin und wird sogar therapeutisch, in Lachseminaren, eingesetzt.

Kennen wir doch alle: Da zwickt und zwackt es irgendwo – und dann kommen liebe Freunde zu Besuch. Es wird geplaudert, erzählt und gelacht. Und die Schmerzen? Vergessen, zumindest für eine kurze Zeit. Bereits 2005 veröffentlichte das Medical Center der University of Maryland eine Studie zum Thema Lachen. Forscher fanden heraus, dass Lachen gefässerweiternd und blutdrucksenkend wirkt und dabei Endorphine freigesetzt werden, die schmerz- und stressregulierend wirken. Lachen statt Schmerzmittel? Ist doch einen Versuch wert. Und macht deutlich mehr Spass als Pillen zu schlucken.

Schlaf ist eine wunderbare Medizin

Wichtig für das allgemeine Wohlbefinden ist ein guter Schlaf. Er macht fit für den nächsten Tag, stärkt das Immunsystem und beugt auch Herz-Kreislauf- Erkrankungen und Diabetes vor. Das wird mit diversen Studien belegt. Und wenn man nachts stundenlang wach liegt? Vor Sorgen, Stress oder Schmerzen nicht schlafen kann? Auch die Schlafforschung rät in erster Linie zu mehr Gelassenheit. Wer sich im Bett eine halbe Stunde hin und her wälzt und keinen Schlaf findet, der sollte aufstehen, sich ausserhalb des Schlafzimmers bewegen, etwas lesen, ein Kreuzworträtsel lösen oder, wie meine Freundin, einfach ein bisschen stricken. Beginnt man zu frösteln, schlüpft man wieder ins warme Bett.

Die Gedanken schweifen zu lassen, sich am Abend im Bett an einen positiven Moment  des Tages erinnern – das hilft beim Einschlafen. (Alle Bilder pixabay)

Sinnvoll ist auch, in Gedanken den Tag nochmals durchzugehen und sich an einen schönen, positiven Moment zu erinnern. Und solch kleine Glanzpunkte gibt es jeden Tag. Man muss sie nur erkennen: Ein unerwartetes Telefonat, ein Gespräch mit dem Nachbarn, eine witzige Pressemeldung oder jetzt schon bald wieder das erste Schneeglöckchen im Garten.

Bewegung im Freien mit allen Sinnen geniessen

Und das bringt uns zum letzten Punkt dieses Wohlfühlprogramms: Ein Spaziergang an der frischen Luft, Gartenarbeit, eine kleine Wanderung, führt garantiert zu mehr Wohlbefinden. Zuerst die sachlichen Argumente: Die Sauerstoffversorgung und Durchblutung des ganzen Körpers werden angekurbelt, man atmet tiefer und das Herz pumpt schneller. Bewegung tut dem ganzen Menschen gut, körperlich und seelisch. Darüber hinaus werden die Sinne angeregt: Sonne wärmt die Haut, es riecht nach Nebel oder Schnee oder bald hoffentlich mal nach Frühling, Kinder lachen, Vögel zwitschern, die ersten Knospen am «Tierlibaum» (Kornelkirsche) schwellen bereits leicht an, die Nachbarin winkt vom Balkon, man spürt seinen Körper, seinen Rhythmus und die Gedanken schweifen wie kleine Bälle von einem Thema zum nächsten. Das ist Achtsamkeit. Das ist Lebensgenuss. Ganz ohne Neujahrsvorsätze.


Selbstverständlich gibt es je nach Alter, Gesundheit und Bedürfnissen verschiedene Themen, für die sich ältere Menschen interessieren. Die Seniorweb-Redaktion bietet neu monatlich eine Themenwoche mit Beiträgen zu einem Thema an, für das sich Seniorinnen und Senioren besonders interessieren. Den Anfang macht in dieser Woche das Thema «Gesundheit». In mehreren Artikeln werden diverse gesundheitliche Aspekte näher beleuchtet. In der Februar-Themenwoche wird das Thema «Wohnen im Alter» thematisiert. (Red.)

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