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Auf dem Weg in die 100-jährige Gesellschaft

Die Chance, 100 Jahre alt zu werden, hat sich insgesamt verbessert, aber sie bleibt auch individuell und von zahlreichen Faktoren abhängig. Doch für alle, die aktuell geboren werden, ist 100 die wahrscheinliche Lebenserwartung.  

Die Chancen, 100 Jahre alt zu werden, hängen von verschiedenen Faktoren ab, einschliesslich genetischer Veranlagung, Lebensstil, Ernährung und Zugang zu medizinischer Versorgung. Statistiken und Forschung zeigen, dass die Lebenserwartung in den letzten Jahrzehnten weltweit gestiegen ist, was die Wahrscheinlichkeit, ein hohes Alter zu erreichen, erhöht hat. Unlängst titelte der Spiegel seine Titelgeschichte «Gesund, fit, 100». Darin zitiert das Magazin Wissenschafter der Stanford University, wonach 100 Jahre zu leben zum Standard wird für alle, die heute geboren werden. Viele Biologen und Medizinerinnen, die zum Alter forschen, seien überzeugt, dass auch heute Fünfzigjährige noch gute Chancen hätten, 100 zu werden.

Schweiz liegt im Mittelfeld

Laut Bundesamt für Statistik lebten Ende 2023 2086 100-Jährige in der Schweiz, davon sind 80 Prozent Frauen. Knapp die Hälfte lebt in Pflegeinrichtungen, die andere Hälfte in Privathaushalten. Die höchsten Quoten weisen die Kantone Basel-Stadt und Tessin auf, die tiefsten die Kantone Appenzell Innerrhoden und Zug. Im europäischen Vergleich liegt die Schweiz im Mittelfeld, mit ähnlichen Werten wie Belgien und Norwegen. Vor 80 Jahren gab es in der Schweiz nur eine Handvoll von 100-Jährigen.

Offensichtlich fördert die Zufriedenheit ein langes Leben. Die Altersforscherin Daniela Jopp erforscht in der ersten nationalen Studie, wie 100-Jährige in der Schweiz leben und was wir von ihnen über gutes Altern lernen können. In einem Interview auf SRF News meint sie, «dass die Schweizer 100-Jährigen in besonderer Weise mit ihrem Leben zufrieden sind». Als Faktoren für diese Zufriedenheit nennt sie vorab psychologische Aspekte: der Glaube über die eigene Kontrolle über das Leben, Optimismus, ein positiver Blick in die Zukunft, das Empfinden von Sinn im Leben und ein starker Lebenswille. Auch betont sie, dass nicht die Gene in erster Linie für eine lange Lebensspanne entscheidend sind, sondern gesunde Ernährung, Bewegung, geistiger Fitness und soziale Beziehungen. Manche Studien sagen, dass die Genetik lediglich bis zu 20 Prozent eine Rolle spielt.

Vielversprechende Fortschritte in der Forschung

Die Forschung im Bereich Anti-Aging hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht, sowohl in der Grundlagenforschung als auch in der Entwicklung potenzieller therapeutischer Ansätze. Es gibt mittlerweile vielversprechende Fortschritte, aber auch viele Herausforderungen. Für den prominenten Harvard-Genetiker David Sinclair ist das Altern eine Krankheit und medizinisch behandelbar. In Laboren und Pharmaunternehmen weltweit hat der Wettlauf um erste echte Anti-Aging-Medikamente begonnen. Dazu gehören vorab neuartige Zellverjüngungstherapien. Bisherige Versuche bei Tieren wie Mäuse zeigen, dass man die zelluläre Alterung nicht nur aufhalten, sondern gar umkehren kann. Aus der Stammzellenforschung wissen wir, dass Zellverjüngung unter bestimmten Voraussetzungen absolut möglich ist. Bei Parkinson-Betroffenen könnten so vielleicht neuronale Strukturen verjüngt werden. Wie lange es noch dauern wird, bis das möglich wird, ist die grosse Frage. Aktuell werden Milliarden in diesen Forschungsbereich gesteckt.

Doch nach wie vor – darin sind sich die Forscherinnen und Forscher weitgehend einig – haben wir es selbst in der Hand, wie wir möglichst lang und gesund leben. Dazu zählt vorab die Ernährung, die für viele Wissenschafterinnen und Wissenschafter eine Schlüsselrolle bei der Alterung einnimmt. Also mehr Ballaststoffe, Vollkorn und Gemüse essen, weniger tierische Fette und Proteine und vor allem weniger Zucker. Der zweite entscheidende Hebel für Langlebigkeit sind Sport und Bewegung. Dutzende Studien belegen, dass regelmässiges Training die Lebenserwartung erhöht, je nach Aufwand und Sportart zwischen zwei und acht Jahren, verglichen mit wenig oder gar nicht trainierten Menschen. Zudem senkt Sport das Sterblichkeitsrisiko durch Herzinfarkt und Krebs.

Müssen wir künftig bis 75 arbeiten?

Laut Spiegel überlegen sich vielerorts Forschungsgruppen, was für Folgen die fortschreitende Altersrevolution für die Gesellschaft haben. Müssen wir alle bis 75 arbeiten? Lässt sich das Leben anders gestalten, wenn wir 90 oder 100 Jahre lang leben? Die Rede ist davon, dass wir künftig mehrere Phasen von Familie, Arbeit und Ausbildung durchlaufen: «Mit dem längeren Leben könnte mehr Zeit bleiben, sich vielleicht mit Anfang vierzig ein paar Jahre Auszeit zu nehmen für die Kinder. Oder regelmässig ein Sabbatical zu machen. Ein Buch zu schreiben, das zweite Studium zu wagen. Bis 75 zu arbeiten, dafür aber nur drei Tage die Woche».

Viele Zeichen sprechen dafür, dass die 100-jährige Gesellschaft kommen wird. Darauf müssen wir uns einstellen.

Buchtipp: Thomas Schulz, Projekt Lebensverlängerung, Deutsche Verlags-Anstalt DVA, ISBN 9783421070357


Selbstverständlich gibt es je nach Alter, Gesundheit und Bedürfnissen verschiedene Themen, für die sich ältere Menschen interessieren. Die Seniorweb-Redaktion bietet neu monatlich eine Themenwoche mit Beiträgen zu einem Thema an, für das sich Seniorinnen und Senioren besonders interessieren. Den Anfang macht in dieser Woche das Thema «Gesundheit». In mehreren Artikeln werden diverse gesundheitliche Aspekte näher beleuchtet. In der Februar-Themenwoche wird das Thema «Wohnen im Alter» thematisiert. (Red.)

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  1. «Die Klimaerwärmung ist voll im Gang und verursacht weltweit Dürren, Flutkatastrophen und Erdrutsche. Warum? Weil wir kreuz und quer in der Welt herumfliegen, um unsere Luxusbedürfnisse zu befriedigen; die Ursachen des Klimaproblems kennen wir zwar, aber wir verhalten uns ziemlich verantwortungslos.» Also haben wir es in der Hand, mit kleinen Schritten verantwortungsvoller zu werden, selbst in unserem hohen Alter.
    Spazieren statt fliegen, miteinander Gespräche führen, zusammen sitzen und Tee trinken…..

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