StartseiteMagazinLebensart"Hochkönig" - Gipfel der Gefühle

«Hochkönig» – Gipfel der Gefühle

Eine Königskrone ziert das Logo der Ferienregion «Hochkönig». Auf einer «Königstour» überqueren Wanderer und Skifahrer Sommer wie Winter sechs Gipfel. Das Tal zwischen Maria Alm und Mühlbach ist bekannt für seine Familienfreundlichkeit. Ein königlicher Augenschein im Salzburgerland.

Der Wallfahrtsort Maria Alm ist ein malerisches Gebirgsdorf im Salzburger Land, eingebettet zwischen dem Steinernen Meer, den Pinzgauer Grasbergen und dem Hochkönigmassiv. Mit seinen 2270 Einwohnern (Stand 2024) liegt der Ort fünf Kilometer südöstlich von Saalfelden und bietet eine beeindruckende Kulisse, bestehend aus majestätischen Schneebergen (Winter), klaren Gewässern (Frühling), grünen Almen (Sommer) sowie farbigen Lärchen (Herbst).

Die «Herren von der Almb»

Die Ursprünge von Maria Alm reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1374 und betrifft die gotische Wallfahrtskirche «Maria in der Almb», die den höchsten Kirchturm im Salzburger Pinzgau besitzt. Im 16. Jahrhundert war das Dorf ein Zentrum des Landadels, vor allem dank des Geschlechts der «Herren von der Almb». Traditionen, wie der jährliche Almabtrieb oder das Jakobiranggeln, prägen noch heute das kulturelle Leben.

Mountainbiker auf der Königstour. Foto ZVG

Die Gemeinde Maria Alm mit ihren zehn Ortschaften ist ein Paradies für Naturliebhaber. Die ersten Sonnenstrahlen erreichen den Talboden morgens vergleichsweise früh. Im Sommer lockt die berühmte Hundsteinroute Wander- und Mountainbiketouren in die Natur . Der Prinzensee lädt zum Ausspannen ein, während der Waldrutschenpark für Kinder ein Highlight ist.

Im Winter biete die Region unter dem Slogan «Gipfel der Gefühle» 33 Bahnen, 120 Pistenkilometer, zahlreiche Langlaufloipen sowie die legendäre «Königstour» an. Die Gipfelüberquerung, die zu den schönsten Skirunden der Alpen zählt, ist mit gelben bzw. orangen Richtungspfeilen markiert. Die Hüttenkultur entlang der «Königstour» gilt als legendär.

Seltene Sehenswürdigkeiten

Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählen die historische Wallfahrtskirche, die mit ihrer spätgotischen Architektur, barocken Elementen sowie dem Gnadenbild der Gottesmutter beeindruckt. Dem Maria-Bild werden spirituelle Kräfte zugeschrieben. Das Poschengut ist ein ehemaliges Jagdschlosss am Tal-Ende bei Hinterthal. Es stammt aus einer Zeit, als im Pinzgau noch Bären hausten und sogar der Erzbischof auf die Jagd ging.

Nächtliches Poolvergnügen auf der Jufenalm.

Die Umgebung des Dorfs besticht durch zahlreiche Aussichtspunkte: Auf der Jufenalm werden eine herrliche Weitsicht in einem gemütlichen Ambiente bei leckeren Speisen und edlen Weinen geboten. In einem Aussenpool kann man sich erholen, bevor man nach dem feinen Dinner auf einer beleuchteten Schlittelabfahrt nachts den Kick sucht. Maria Alm vereint Tradition, Natur und Sport zu einem idealen Reiseziel für Erholungssuchende und Aktivurlauber.

Zu Gast in der Pension Struber

Manuela Struber, Gastgeberin in der «Pension Struber», empfängt uns mit einem herzhaften «Grüess Gott». Ihre Schwiegereltern begannen in den fünfziger Jahren, Fremdenzimmer zu vermieten. Anfänglich dominierte der Sommertourismus. Dann kamen auch die Wintersportler ins Tal. Der erste Schlepplift wurde in den sechziger Jahren in Betrieb genommen. Der grosse Ausbau der Bergbahnen begann 1968. Heute halten sich Sommer- und Wintertourismus die Waage.

Vor der Pension Struber.

Maria Alm ist ein bodenständiger Familienkurort mit ebenso grosszügigen wie originellen Kinderangeboten. «Wir wollen hier kein Halligalli», betont Manuela Struber und distanziert sich von der europaweit bekannten Après-Ski-Kultur in Ischgl. Gewiss: Auch in Maria Alm genehmigt man sich nach einem langen Skitag gerne einen Drink, zum Beispiel bei TOM auf dem Natrun, beim Bachwirt im Dorf oder im Schluckspecht am Pistenrand. Aber deutlich weniger ausgelassen und leiser als im Tirol.

Brennrecht an den Hof gebunden

Während Manuela zusammen mit ihrer Schwiegertochter das Garni-Hotel am Griesbachwinkel führt, brennt Ehemann Hans bei einem Nachbarn regelmässig Hochprozentiges. Feine Beerenschnäpse und Obstler haben hier Tradition. Die unterschiedlich grossen Flaschen werden in einer Glasvitrine neben der Rezeption zum Kauf angeboten. Schnaps brennen darf nur, wer einen Hof mit Brennrecht bewirtschaftet.

Die «Pension Struber» ist vor einigen Jahren geschmackvoll renoviert worden. An den alten Gebäudeteil wurde ein neuer Trakt mit Ferienwohnungen angebaut. Im gemütlichen «Stüberl» steht jeden Morgen ein reichhaltiges Frühstücksbuffet bereit. Am hauseigenen Teich darf gefischt und der Fang anschliessend gleich gegrillt werden. Der weitläufige Garten bietet im Sommer Liegemöglichkeiten für entspannte Momente an der frischen Luft.

Ski und Skischuhe von Alois

Skiverkäufer Alois mit Kundin im Sportgeschäft.

Wer im Winter anreist und Mietski sowie gute Skischuhe benötigt, findet im Sportgeschäft «Agasport» in der Person von Alois den perfekten Berater. Der Mann kennt sich nicht nur mit den neusten Modellen und Marken aus, sondern sieht auf den ersten Blick, dass für eine 50jährige Münchnerin ein Jugendrennski die beste Wahl ist.

Wer auf pickelharten Pisten herumkurvt, braucht scharfe Kanten. Auch bei solchen Anliegen kann Alois mit seinen modernen Schleifmaschinen weiterhelfen. Nach dem erfolgreichen Geschäftsabschluss greift der Verkäufer unter dem Ladentisch nach einer Flasche mit Vogelbeer-Schnaps und stösst gemeinsam mit seinen Kunden auf eine erfolgreiche Saison an.

Skirennfahrer, Gastgeber und Politiker

Auf einem abendlichen Besuch lernen wir ein weiteres Urgestein kennen: Vierzig Jahre lang war Albin Herzog (72) Gastgeber auf der Schreineralm. Seinen vielen Gäste vermietete er Betten im Massenlager, aber auch im Einzel- oder im Doppelzimmer. Nach einem kalten Skitag kochte er ihnen abends ein feines Essen. Sein Bruder führte derweil einen Almbetrieb mit Mutterkuhhaltung. Insgesamt 100 Hektaren gehörten den beiden Brüdern, auf dem Berg und im Dorf. Heute wird die Alm von Albins Neffen bewirtschaftet.

Albin Herzog mit dem gewonnenen Pokal.

Stolz zeigt uns der rüstige Rentner einen goldenen Pokal: Einige Tage vor unserem Besuch hat er in Lofer an der Bezirksmeisterschaft den Abfahrtslauf in der Kategorie Senioren gewonnen. Kein Wunder: Albin Herzog war in jungen Jahren selbst einmal Skirennfahrer. Aber nicht nur.

Zwanzig Jahre lang war er in Maria Alm auch als Gemeindevorstand aktiv. Seit vielen Jahren gehört er der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) an. Herbert Kickl nennt er einen «Freund». Ein Foto von seinem 70. Geburtstag belegt, dass sich die beiden kennen. Der Tourismusentwicklung steht er kritisch gegenüber. Die Gästezahlen hätten ein Maximum erreicht, findet er.

 

Vor allem die hohe Prominentendichte gibt den Einheimischen zu denken:  Wegen den finanzkräftigen Gästen explodieren die Boden- und Liegenschaftspreise. Zu den bekanntesten Stammgästen des Ortsteils Hinterthal gehörten der ehemalige deutsche Bundespräsident Walter Scheel, die Familie des Schokoriegelproduzenten Mars und der ehemalige Formel-1-Rennfahrer Keke Rosberg. Für seine Mutter hatte der inzwischen verstorbene Red-Bull-Unternehmer Dietrich Mateschitz auf einem Plateau oberhalb von Maria Alm ein Anwesen gekauft. Inklusive Kapelle.

Albin Herzog plädiert für einen Bettenstopp. Denn die gesamte Infrastruktur des Dorfes stösst an Grenzen. Man finde im Dorf als Einheimischer keine Parkplätze mehr, sagt er. Kritisch zeigt sich der FPÖ-Anhänger gegenüber Brüssel und der Europäischen Union: Ohne die EU wäre Österreich ein reiches Land, glaubt Albin. Sein Ratschlag an die Schweiz: «Der EU auf keinen Fall beitreten.»

«Kaiser Wilhelm», alias Hangei, alias Hans Perterer

Dorforiginal Hans (Hangei) Perterer auf dem Prinzenberg Natrun.

Bei jedem Besuch, bei jeder Begegnung wird deutlich: In Maria Alm stehen Gemütlichkeit und Humor an erster Stelle. In TOMS Almhütte auf dem Natrun treffen wir ein weiteres Dorforiginal. Hangei (zweiter Übername: Ben Hur) trägt Sommer und Winter eine Lederhose sowie einen Filzhut. Ein gezwirbelter Kaiser-Wilhelm-Schnauzbart ist sein Markenzeichen.

Jahrelang hat Hans Perterer, wie der auffällige Rentner mit bürgerlichem Namen heisst, in einem Gasthof unten im Dorf «den Kaiser gespielt», während die Wirtin die Gäste als Sissi begrüsste: «Habe die Ehre», ruft der Rentner dem Fotografen lachend zu und ist beim Abschied nicht um einen Witz verlegen: «In Maria Alm gibts nur EINEN Kaiser, aber alle Gäste sind bei uns Königinnen und Könige.»

Titelfoto: Blick vom Aaberg (1900 m) auf die Gebirgskette Steinernes Meer und das breite Tal darunter. Fotos © PS und ZVG

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Ferienregion Hochkönig

Pension Struber 

Artikel: «Vor 80 Jahren wurde in Maria Alm das Kriegsende aufgegleist»

Fotogalerie

Bereits erschienen:

Stubaital – Im Königreich des Schnees

Zillertal – Der Sonne ein Stück näher

 

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