Laut dem aktuellen Generationen-Barometer, einer repräsentativen Studie von Sotomo im Auftrag des Berner Generationenhaus, blicken 71 Prozent der Schweizer:innen mit Sorge in die Zukunft – ein deutlicher Anstieg gegenüber der letzten Untersuchung im Jahr 2023. Besonders ausgeprägt sind diese Zukunftsängste bei jungen Menschen.
Fehlender Optimismus für die Zukunft paart sich dabei mit dem Eindruck, keinen persönlichen Einfluss auf deren Gestaltung zu haben: Im Jahr 2023 glaubten 73 Prozent der unter 35-Jährigen, nur wenig Einfluss auf die Zukunft der Gesellschaft zu haben – dieses Jahr sind es bereits 88 Prozent. Das Versprechen, gemäss dem es jeder neuen Generation etwas besser gehen soll, scheint besonders für die Jungen erloschen.
Der düstere Blick in die Zukunft steht in starkem Kontrast mit der grossen Lebenszufriedenheit der Schweizer:innen im Hier und Jetzt: Fast 90 Prozent der Bevölkerung geben an, mit ihrem Leben eher oder sehr zufrieden zu sein. Doch auch hier zeigt sich eine klare Tendenz: Je älter, desto zufriedener. Bei den unter 35-Jährigen ist der Anteil der Unzufriedenen mit 21 Prozent am höchsten. Über alle Altersgruppen sorgen Freundschaften und soziale Kontakte (59%), die Wohnsituation (55%) und die Gesundheit (54%) am stärksten für Zufriedenheit. Was den Schweizer:innen mehr als alles andere aufs Gemüt schlägt, sind das Weltgeschehen und die aktuelle politische Lage (74%).
Eine Kluft, die vor allem die Jungen sehen
Zwei Drittel der Bevölkerung empfinden die Schweiz als gespalten – vor allem zwischen politisch links und rechts (66%), zwischen Reich und Arm (65%) oder zwischen Stadt und Land (51%). In fast allen Bereichen nehmen junge Generationen eine stärkere Spaltung wahr als ältere. Besonders einseitig ist die Wahrnehmung eines Generationengrabens: Rund die Hälfte der unter 26-Jährigen ist der Ansicht, dass in der Schweiz Jung und Alt auseinanderdriften. Bei den über 75-Jährigen sind es nur 15 Prozent.
Mehrheit für Verbot von TikTok und Handys an Schulen
Bei Technologiethemen, die im diesjährigen Generationen-Barometer zum ersten Mal abgefragt wurden, finden sich hingegen klare Mehrheiten über alle Altersgruppen hinweg: Fast 70 Prozent der Schweizer:innen unterstützen ein TikTok-Verbot, auch bei den jüngsten Befragten zwischen 18 und 25 Jahren liegt die Zustimmung bei über 50 Prozent. Noch deutlicher ist die Haltung zu einem Handyverbot an Schulen, das von mehr als 80 Prozent aller Schweizer:innen und auch von einer Mehrheit der 18-bis 25-Jährigen befürwortet wird.
Jung und Alt fühlen sich diskriminiert – aus unterschiedlichen Gründen
Was verbindet und was trennt die Generationen in der Arbeitswelt? Die Erwartungen der Generation Z an die Arbeitswelt sind ein medial oft diskutiertes Thema. Die Ergebnisse des Barometers zeigen jedoch, dass es in diesen Bereichen mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen den Generationen gibt: Teamgeist (53%), Sinnhaftigkeit (49%) und Wertschätzung (46%) sind für alle Altersgruppen von Bedeutung. Beruflicher Erfolg wird von 57 Prozent der Befragten als wichtig erachtet – zunehmend jedoch in Form von Sinnhaftigkeit, Verantwortung und Unabhängigkeit, während traditionelle Statussymbole wie Macht und Prestige an Bedeutung verlieren. Gleichzeitig wünschen sich 79 Prozent der Bevölkerung eine bessere Work-Life-Balance, und zwar besonders in der Altersgruppe der 26- bis 45-Jährigen, von der rund ein Drittel mit ihrer Work-Life-Balance unzufrieden ist.
Das Berner Generationenhaus.
Die New-Work-Bewegung, die auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden fokussiert, wird – entgegen weit verbreiteter Annahmen – nicht primär von den Jungen getragen. Viele Schweizer:innen erleben Diskriminierung am Arbeitsplatz aufgrund ihres Alters, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen: Ältere haben insbesondere Schwierigkeiten bei der Stellensuche (57%) und sehen sich zu wenig wertgeschätzt (41%). Fast alle jungen Arbeitnehmenden (96%) geben an, sich manchmal im Job nicht ernst genommen zu fühlen.
Erbschaftssteuer ist chancenlos – ausser bei den Jungen
Erbschaften gewinnen in der Schweiz an Bedeutung – das Erbvolumen wächst stetig, ist aber ungleich verteilt. 69 Prozent sehen Wohneigentum nur noch für Erbende als realistisch an, und 54 Prozent bezweifeln, dass auch Menschen aus ärmeren Verhältnissen Vermögen aufbauen können – ein kritisches Signal für die soziale Mobilität. Dennoch lehnen 57 Prozent eine Erbschaftssteuer ab, insbesondere unter den älteren Generationen. Unter den 18- bis 35-Jährigen würden 61 Prozent eine Abgabe an den Staat befürworten. Das familiäre Erbe, sei es in Form von Traditionen, Werten oder dem Ansehen der Familie, wird von zwei Dritteln der Befragten eher als Bereicherung und nicht als Belastung wahrgenommen.
Bericht PD/Berner Generationenhaus
Titelfoto: Gegenseitige Unterstützung und Verständnis war einmal. Jung und Alt scheinen laut der Umfrage auseinanderzudriften.
Aktuell widmet das Berner Generationenhaus dem Thema Erben mit «HILFE, ICH ERBE!» eine Ausstellung.
Ausstellungsbericht:
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